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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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diesem… Ding getötet?«
    »Allerdings.« Sarah nickte.
    »Unfassbar. Diese Waffe oder was immer es ist… scheint mit großer Sorgfalt gefertigt worden zu sein. Weshalb sollte sich jemand solche Mühe machen, nur um einen kaltblütigen Mord zu begehen?«
    »Diese Frage habe ich mir auch gestellt, Hoheit – und bin zu dem Schluss gekommen, dass Inspector Quayles Mörder uns etwas sagen wollte, indem er diese Waffe und keine andere benutzte. Gewissermaßen ist es eine Botschaft.«
    »Eine Botschaft? Welcher Art?«
    »Die altägyptische Gottheit Thot wird auf diversen Darstellungen mit jener sichelförmigen Klinge abgebildet, und ich denke, dass Desmond Quayles Mörder seiner Tat eine kultische Bedeutung verleihen wollte, indem er ausgerechnet diese Waffe verwendete.«
    »Ich verstehe Ihre Argumentation«, versicherte der Duke. »Aber ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen, Lady Kincaid.«
    »Ich will darauf hinaus, dass das Hinterlassen des Ibis-Zeichens möglicherweise wesentlich mehr bedeuten könnte, als dass der Frauenmörder den Verdacht auf die Ägyptische Liga und ihren Vorsitzenden zu lenken versucht. Offenbar folgt der Mörder einem festen Plan, denn er ist nicht allein, sondern hat wenigstens zwei Komplizen, nämlich den Kutscher und Quayles Mörder. Außerdem hege ich den Verdacht, dass sie bei ihren Untaten möglicherweise einem alten ägyptischen Ritual folgen.«
    »Einem alten ägyptischen Ritual? Finden Sie das nicht ein wenig an den Haaren herbeigezogen?«
    »Das habe ich mich auch gefragt«, räumte Sarah ein. »Aber bei seinem letzten Mord ist der Täter besonders bestialisch vorgegangen und hat die Unterleibsorgane seines Opfers herausgeschnitten und entwendet. Was sagt Ihnen das?«
    »Nun – dass wir es mit einem äußerst kaltblütigen und vermutlich auch schwer gestörten Menschen zu tun haben.«
    »Vielleicht – oder aber mit einem, der sich von den alten Ägyptern zu seinen Bluttaten inspirieren lässt. Wie Sie wissen, wurden auch im Zuge der Mumifizierung die Unterleibsorgane entfernt.«
    »Durchaus.« Der Herzog nickte. »Und was folgern wir daraus?«
    »Ich weiß es nicht, Hoheit. Sagen Sie es mir.«
    »Ich soll es Ihnen sagen? Was hat das nun wieder zu bedeuten? Sie sprechen in Rätseln, meine Teure…«
    »Dann will ich Ihrem Gedächtnis ein wenig auf die Sprünge helfen, Hoheit«, sagte Sarah. Dass sie sich dabei gegenüber dem königlichen Erben im Ton vergriff, fiel weder ihr noch dem Herzog auf. Nur du Gard zuckte zusammen, der sich bislang still verhalten hatte. »Als ich Sie das letzte Mal besuchte, sagten Sie etwas vom Zorn einer Gottheit, die dabei wäre zurückzukehren«, fuhr Sarah fort, »von einem alten Fluch und von schrecklicher Rache, die unser aller Untergang bedeuten könnte.«
    »Tatsächlich?« Der Duke hob die Brauen. »Ich muss gestehen, ich erinnere mich nicht…«
    »Wirklich nicht?«
    »Lady Kincaid.« Der Herzog seufzte. »In meiner Position spricht man nicht gerne über diese Dinge – aber sollte Ihnen entgangen sein, dass mich gewisse… Gebrechen plagen? Ich bin nicht stolz auf meine Zuneigung zu bestimmten Präparaten, aber sie ist nun einmal vorhanden, und hätten Sie sich schon einmal im Leben auf die Jagd nach dem Drachen begeben, so wüssten Sie…«
    »Ich habe den Drachen schon gejagt, Euer Hoheit«, schaltete sich zum ersten Mal du Gard in das Gespräch ein, »von daher weiß ich, was Sie dabei empfinden. Aber ich weiß auch, dass der Drache nur das zum Vorschein bringt, was immer schon in uns gewesen ist.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Bei allem gebührenden Respekt, Hoheit«, sagte Sarah, »die Frage ist eher, was Sie uns damit sagen wollen. Was sollen wir beispielsweise von der Tatsache halten, dass sich auf der Kutsche des flüchtigen Mörders das königliche Wappen befand?«
    »Was?« Der Duke schnappte hörbar nach Luft. »Davon haben die Beamten des Scotland Yard nichts gesagt.«
    »Weil sie es nicht wussten. Die Einzigen, die es gesehen haben, waren Inspector Quayle und ich. Der Inspector hat sein Geheimnis mit ins Grab genommen, und ich habe der Polizei nichts davon erzählt, weil ich Ihnen Gelegenheit geben wollte, sich dazu zu äußern. Nur aus diesem Grund hat Sir Jeffrey dieser Audienz zugestimmt.«
    »Aber das… das ist nicht möglich! Das kann nicht sein…«
    Die Stimme des Regenten bebte und klang weit weniger überzeugt, als Sarah es sich gewünscht hätte.
    »Ich weiß, was ich gesehen habe«, beharrte sie, »und ich

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