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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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hing noch in der Luft und endete abrupt in einer Kammer. Dort hatte die Frau den Tod gefunden. Thirishri war niedergeschlagen. Obgleich dies kein unerwartetes Ergebnis war, so würde es ihr keineswegs leicht fallen, Tormons schlimmste Befürchtung zu bestätigen. Aber was ist mit der Tochter geschehen? Aha, das ist interessant … Die Kleine ist doch tatsächlich aus dem Raum entkommen. Von neuer Hoffnung beflügelt, folgte Thirishri eilig der Fährte des Kindes.
    Sie unternahm eine lange fruchtlose Suche durch Amtsstuben, Schulzimmer und zahllose Soldatenquartiere mit Kojen und Spinden, flog durch eine große Turnhalle mit Seilen, Sprossenwänden und einem Boxring mit Sandboden, fand zwei Speisesäle, wovon nur einer angenehm und sauber war, und eine Art Spielzimmer, wo die Soldaten über ihrem Bier saßen und sich mit Karten, Würfeln, Spielmarken und Spielbrettern vergnügten, wie es den Menschen eben eigen ist. Nirgends fand sie ein Anzeichen des Kindes.
    Woran liegt es, dass ich ihre Spur verloren habe?, fragte sich Thirishri. Was um alles in der Welt ist dem armen Ding zugestoßen? Verwundert und bestürzt verließ sie den furchtbaren Ort und suchte den Hof ab. In einer Ecke stand der bunt bemalte Wagen, den sie aus Tormons Erinnerung wieder erkannte – und daneben war die Spur wieder zu sehen. Thirishris Stimmung hob sich. Offensichtlich war jemand hierher gekommen und hatte das Kind in seinem Versteck aufgespürt, aber es gab keine heftigen Luftverwirbelungen, wie sie eine Tötung begleitet hätten. Stattdessen führten zwei Spuren von dem Wagen fort. Das sieht erfreulicher aus!, dachte sie und untersuchte die Sache näher. Tatsächlich, ein Erwachsener war zu dem Wagen gekommen und wieder gegangen – mit dem Kind. Äußerst achtsam verfolgte sie die Spur durch ein Gewirr anderer Spuren. Sie führte über den Hof, durch das Tor und quer durch den Heiligen Bezirk.
    So gelangte sie an ein Haus im Handwerkerviertel, das von den anderen Häusern nicht zu unterscheiden war. Sie umkreiste es, um einen Weg hinein zu finden, aber die Fenster und Türen waren wegen des Sturms alle geschlossen. Der Schornstein bot den einfachsten Zugang, und sie kämpfte sich gegen die starke Zugluft den Kamin hinunter. Er führte sie in einen behaglichen Raum, der durch eine Lampe und ein Feuer erhellt wurde. Ein bunter Teppich lag vor dem Kamin. In dem Stuhl am Feuer saß ein Mann und schnitzte an einer Spielzeugkuh. Eine Frau stand am Fenster und schaute zwischen den Vorhängen hindurch nach draußen.
    Thirishris Ankunft wehte Rauch und Ruß ins Zimmer. Der Mann stand leise schimpfend von seinem Platz auf und fegte den öligen schwarzen Staub wieder zurück in den Kamin. »Muss ein ungewöhnlicher Fallwind von den Klippen kommen«, meinte er. »Aber so ist das eben, wenn man hier wohnt.« Da er keine Antwort erhielt, ging er zu der Frau und legte einen Arm um sie. »Mach dir keine Sorgen, Liebes. Sicherlich sind sie irgendwo untergekommen. Man muss schon mehr als ein bisschen Schnee aufbringen, um Zavahl und Blank zu bezwingen.«
    »Aber was ist, wenn sie eingeschneit sind? Was passiert morgen Abend, wenn es keine Opferung geben kann?«, antwortete ihm die Frau und drehte sich halb zu ihm um. Thirishri erkannte überrascht die Suffraganin. Es waren einige Jahre vergangen, seit sie sie zuletzt gesehen hatte, aber Gilarra hatte sich kaum verändert, abgesehen vielleicht von vereinzelten grauen Haaren und ein paar Lach- und Sorgenfalten.
    »Morgen früh kannst du dir darüber Gedanken machen, sofern sie nicht zurückgekehrt sind. Aber das werden sie, verlass dich darauf.« Gilarras Lebensgefährte, wie Thirishri vermutete, sprach beruhigend auf sie ein. »Es hat keinen Sinn, dass du dich dermaßen aufregst, Liebes. Das nützt dir gar nichts. Komm her, setz dich ans Feuer. Ich bringe dir etwas Heißes zu trinken.«
    »Also gut, Bevron. Ich werde mir Mühe geben.« Gilarra ließ sich zu dem Lehnstuhl führen und versank dankbar in den Kissen. »Autsch!«, rief sie und sprang auf. »Um Himmels willen …« Sie tastete den Sitz ab und brach in Lachen aus, in der Hand die halb fertige Kuh. »Deine, glaube ich.«
    »Entschuldige«, sagte Bevron verlegen.
    Nach eingehender Untersuchung der Kissen ließ Gilarra sich wieder nieder. »Immer setzt man sich auf die Hörner«, sagte sie kläglich. »Hoffentlich gefällt sie unserem Sohn.« Sie blickte ihren Mann an und fuhr fort: »Wenn du mit der Kuh fertig bist, könntest du vielleicht ein paar

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