Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

kräftig und heiter wie seit Monaten nicht mehr. Doch das wunderte ihn. Denn als er kurz das Wichtigste erfuhr, sank ihm mit jedem Wort das Herz ein Stück tiefer. Der Drache tot? Sein Geist – der Geist von Aethon dem Seher, dessen unermesslicher Hort an Wissen und Weisheit so dringend benötigt wurde – gefangen im Körper eines widerspenstigen und verängstigten Menschen? Kazairl in ganz Tiarond bekannt, der Heilige Bezirk in Aufruhr, und die Hüter des Wissens verfolgt von Myrialskriegern? Cergorn barg stöhnend das Gesicht in den Händen – aber es sollte noch schlimmer kommen. Die Nachricht, dass Thirishri verschollen war, traf ihn ins Herz.
    Energisch schob er seine Furcht beiseite; er durfte ihr jetzt nicht nachgeben. »Komm nach Hause«, sagte er. »Und du auch, Elion. So schnell ihr könnt. Wenn ihr alle wieder sicher in Gendival seid, werden wir eine Möglichkeit finden, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen.«
    »Gut«, sagte Veldan, »ich bin bald da – ich bringe noch jemanden mit. Ich habe einen neuen Wissenshüter gefunden, glaube ich.«
    »Wie bitte?«
    »Wir kommen so schnell wie möglich«, sagte sie hastig. »Sind schon fast auf dem Rückweg. Wir müssen nur erst noch ein Pferd retten.«
    »Ein Pferd?« Cergorn konnte es nicht glauben. »Was zum Teufel fällt dir ein, Mädchen! Du kommst sofort zurück! Veldan? Veldan!«
    Keine Antwort. Mit einem raschen Blick vergewisserte er sich, dass ihn niemand beobachtete. Dann versetzte der Archimandrit dem Turm einen Huftritt und fluchte.
     
    ENDE