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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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grimmig mit den Zügeln kämpfte und das Tier freimütig zum Teufel schickte, dass Scall den idealen Posten einnahm, um ihm zusehen und über seine Fehler lachen zu können.
    Aber es sollte noch schlimmer kommen. Als es daran ging, die Pferde hinter den Wasserfall zu führen, beschlossen die Tiere, dass es ein für allemal genug sei. Tormons Hengst stemmte die Hufe in den Boden und wieherte, wobei er heftig mit den Augen rollte. Der Händler blieb ruhig und gelassen, redete dem Tier gut zu und streichelte es, als hätten sie alle Zeit der Welt, und nach einiger Überredung folgte Rutska ihm vertrauensvoll, lauschte, die Ohren nach vorn gerichtet, auf Tormons Stimme. Seriema nahm sich an Tormon ein Beispiel und der ruhigere Wallach machte weniger Schwierigkeiten. Nachdem sie ihn nur ein wenig ermutigt hatte, ging er vertrauensvoll mit ihr seinem Stallgefährten hinterher und verschwand in den Durchgang hinter dem Wasserschleier.
    Nun war Presvel an der Reihe. Sein Tier war ziemlich jung und an solche Routen nicht gewöhnt. Es gebärdete sich wie rasend, sein Wiehern übertönte glatt das Donnern des Wasserfalls, während es sich aufbäumte und ausschlug, nach Presvel schnappte und nach Scalls Stute trat, sobald sie sich näherte. Kraftlos vor Angst mühte sich Presvel mit den Zügeln ab, versuchte zu verhindern, dass es ihn von den Füßen riss, und wusste doch, dass er jegliche Gewalt über das Pferd verloren hatte. Er war nur zu gewahr, dass es jeden Moment über die Klippe gehen und ihn mitreißen könnte.
    Dann war Tormon zur Stelle. Er zog sich hastig die Jacke aus, warf sie dem Pferd über den Kopf und band die Ärmel zusammen. So stand das Tier heftig zitternd da, sein Hals war schweißüberströmt. »Dummes altes Ding«, sang er beruhigend. »Hast du Angst gehabt? Jetzt ist alles gut.« Das panische Pferd beruhigte sich, als er es streichelte, dann wandte er sich an Presvel. »Nun geh schon. Worauf wartest du noch?«
    Mit finsterem Gesicht hastete Seriemas Diener in den Tunnel, ohne das Wasser zu beachten, das ihn durchnässte. Als der Händler ihm die Zügel wieder übergab, hob Presvel den Arm, um das Tier zu strafen, doch Tormon fing ihn ab, bevor er zuschlagen konnte. »Lass es in Frieden, du Narr. So darf man das Tier nicht behandeln, es ist noch jung, es hat Angst. Es wird noch lernen – genau wie du, oder du bekommst es mit mir zu tun.« Eine erbitterte Endgültigkeit lag in seinem Tonfall. »Solange du mit mir reist, wirst du niemals ein Tier im Zorn schlagen.«
    Rochallas ängstliche Blicke waren auf sie geheftet, und als Presvel sich fluchend Tormons Griff entwand, kam sie dazwischen und fasste Presvel am Arm. »Bitte«, flüsterte sie, »stell dich nicht gegen Tormon. Ohne seine Kenntnisse und seine Pferde werden wir sterben.«
    Er wusste, dass sie Recht hatte. »Es tut mir Leid«, murmelte er zu Tormon, aber als er sich wegdrehte, zitterte er vor Wut.
    Warte nur. Mag sein, dass wir dich jetzt brauchen, aber eines Tages wird es dir noch Leid tun.
    Sobald Scall die beiden letzten Tiere hinterher gebracht hatte, wurden die Fackeln angezündet, und sie setzten ihren Weg fort. Die Stimmung in der Gruppe hätte unbeschwerter sein können, denn die Pferde waren im Tunnel weniger scheu und man brauchte vor einem tödlichen Sturz keine Angst zu haben. Dennoch wagten sie nicht, in ihrer Wachsamkeit nachzulassen. Keiner hatte den Schrecken und die zerstörerische Kraft der Flut vergessen, und auch nicht, wie rasch und unerwartet sie gekommen war. Sie blieben äußerst angespannt und horchten auf das ferne Rauschen des Wassers. Als sie an der rätselhaften Öffnung in der Decke vorbeikamen, war keiner versucht, sich aus Neugier damit aufzuhalten. Sie befanden sich in dauernder Gefahr, solange sie nicht die Felsenstraße verlassen hatten, und niemand konnte das einen Augenblick lang vergessen.
    Der Tunnel machte eine Kehre und führte von nun an im Zickzack abwärts. Nicht lange danach sahen sie voraus das Tageslicht, und dann gingen sie wieder an der offenen Felswand entlang mit einem Abgrund neben sich, bei dem einem fast das Herz stehen blieb. Inzwischen waren sie in der Wolkenschicht angekommen und konnten kaum zehn Schritte weit sehen. Der Hufschlag, das Knarren des Leders und jedes Schnauben waren so merkwürdig gedämpft, dass es der Reise eine traumhafte Unwirklichkeit verlieh. Silberne Tröpfchen hatten sich in Seriemas schwarze Haare gesetzt und ließen sie vorzeitig alt aussehen. Presvel verrenkte

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