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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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eine Menge Arzneien und Verbände im Haus der Heilung lagern und uns einen großen Vorteil verschaffen würden.« Er senkte eindringlich die Stimme. »Bedenke, Gilarra, ein rascher Beutezug bei Tageslicht verbessert unsere Lage beträchtlich.«
    Das war es also, auf das er die ganze Zeit hinauswollte! Gilarra stand energisch auf. »Nein«, rief sie laut, ohne sich um die neugierigen Blicke der Menschen zu kümmern, die um sie herum arbeiteten. »Nein, nein und nochmals nein!«
    Doch an der Haltung seiner Schultern und dem stur vorgeschobenen Kinn sah sie, dass er es ohnehin tun würde. Wenn sie keinen offenen Machtkampf wollte, würde sie ihn gewähren lassen müssen.

 
     
    Das Versammlungshaus in der Nähe des Kundschafterturms war von außen besehen so niedrig und unauffällig wie die übrigen Häuser der Siedlung. Doch innen lag der Fußboden ein gutes Stück tiefer, sodass der einzige Raum des Hauses einen geräumigen luftigen Saal mit einer hohen Decke war. Auch die Türen waren hoch und breit, damit auch die größeren Kreaturen im Schattenbund Platz fanden.
    Der Archimandrit betrachtete die soeben zurückgekehrten Wanderer und unterdrückte den Drang, den Kopf zu schütteln. Sie boten keinen sehr einnehmenden Anblick. Elion trug die verknitterte, schmutzige und schlecht sitzende Kluft der Gottesschwerter aus Callisiora, und Veldan sah aus, als habe sie sich vom Karren eines Lumpensammlers bedient. Sogar Kazairl sah erschöpft aus, und die Farben seiner Haut zeigten einen Graustich. Elion lümmelte sich müde und niedergeschlagen in seinem Sessel. Veldans gezackte Narbe stach graublau aus ihrem Gesicht hervor, das kreidebleich war. Ihre Reise war um einiges länger und schwieriger gewesen als Elions kurze Mission, denn sie war den ganzen Weg von Zaltaigla gekommen, um Aethon nach Gendival zu bringen. Das war es jedenfalls, was sie hätte tun sollen, dachte der Archimandrit.
    Gnädige Vorsehung! Wie soll ich den Drachen sagen, dass wir ihren Seher verloren haben? Das wird ein schwerer Schlag für sie sein und unvorhersehbare Folgen haben.
    Es war unmöglich, nicht zornig zu sein. Veldan hatte bei ihrem Auftrag ein wüstes Durcheinander angerichtet, und dann verschlimmerte sie ihre Verfehlungen, indem sie eines der strengsten Gesetze brach und einen Außenstehenden durch’ die Schleierwand nach Gendival brachte. Kazairl hatte es geschafft, von ein paar tausend Menschen gesehen zu werden, die bis zu diesem Augenblick in der unschuldigen und schönen Gewissheit gelebt hatten, dass es solche Ungeheuer gar nicht gäbe. Und Elion … dieser verdammte Dummkopf Elion hatte es geschafft, Thirishri zu verlieren. Der gesunde Zentaurenverstand hatte ihm schon an die tausend Mal gesagt, dass das Verschwinden seiner Partnerin nicht die Schuld des Wissenshüters war, aber sein Herz konnte nicht verzeihen.
    Was Veldans Behauptung anging, der Seher sei im Körper des einstigen Hierarchen von Callisiora eingeschlossen – also, wo hatte man schon so etwas Lächerliches gehört? Wie sollte das denn möglich sein? Sie hatte keinen wirklichen Beweis für ihre Geschichte. Und nach allem, was man hörte, war der Mann nicht einmal ein Telepath! Um dem ganzen die Krone aufzusetzen, hatten sie Zavahl, im Gegensatz zu der alten Söldnerin, die wenigstens freiwillig hier war, aus seiner Heimat entführt, und dabei räumten sie selbst ein, dass er ein höchst unbeständiger Charakter war und einen tiefen religiösen Glauben besaß, der völlig verneinte, womit er es gerade zu tun hatte, sodass er wahrscheinlich in den Wahnsinn abgleiten würde, sobald er ein paar von den Geschöpfen gesehen hätte, die ihn in Gendival erwarteten.
    »Ich weiß nicht, was jetzt über euch gekommen ist«, herrschte Cergorn die Schuldigen an. »Welchen Sinn hat eure ganze Schulung, wenn ihr alles missachtet, sobald eine Krise eintritt? Wozu haben wir Gesetze, wenn ihr mir nichts dir nichts bei der leisesten Herausforderung dagegen verstoßt?«
    Veldan sprang auf die Füße. »Aber so ist es gar nicht gewesen«, widersprach sie heftig. »Toulac ist eine Telepathin und in ihrem Beruf höchst geschickt. Sie mag nicht mehr jung sein, dafür hat sie aber ein beträchtliches Maß an Erfahrung vorzuweisen. Sie ist zu Recht hier. Sie gehört hierher. Und wenn sich dein Verstand nicht so sehr gegen alles Neue sperren würde, würdest du Zavahl untersuchen und die Tatsachen prüfen, anstatt einfach festzulegen, was möglich ist und was nicht.« Sie zitterte vor Wut.

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