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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Quatsch antworten? Warum musste sie so verflucht vergnügt klingen? Immer und immer wieder sah er ihr Gesicht vor sich, wie sie diesen schlaksigen Dummkopf küsste. Sie hatte so glücklich ausgesehen und so jung – so jung wie dieser verdammte Junge. Presvel hatte nie über ihr Alter nachgedacht, wenn sie auf der Straße auf und ab gegangen war. »Wenn sie groß genug sind, sind sie auch alt genug« – hieß es nicht so? Dabei hatte sie immer so reif gewirkt …
    Zum Teufel mit ihr. Zum Teufel mit dem Jungen. Warum hatte nicht alles so bleiben können, wie es vorher war?
    Erfolglos versuchte er seine unglücklichen Gedanken zurückzudrängen und machte sich daran, ein letztes Mal die Gegenstände in seinem Sack zu überprüfen. Wie war der Dolch da hineingekommen? Er konnte sich nicht entsinnen, ihn eingepackt zu haben. Aber das brauchte ihn nicht weiter zu kümmern, er konnte ihn ebenso gut behalten. Der Dolch hatte eine gute Klinge: lang, scharf und spitz. Er würde ihm schon noch nützlich werden.
    »Seid ihr da drinnen fertig?« Seriema, die Scall und dem Händler geholfen hatte, die Pferde zu satteln, reckte den Kopf durch die Tür. »Die Pferde sind bereit. Tormon sagt, es ist Zeit zum Aufbruch.«
    »Tormon sagt viel zu viel, wenn man bedenkt, dass er sich selbst zum Anführer ernannt hat«, fauchte Presvel. »Bestell dem elenden Sklaventreiber, dass wir kommen.« Er machte sich nicht die Mühe, sich umzudrehen, aber er spürte Seriemas Missbilligung deutlich. Er wusste, dass sie ihn ansah. Er konnte beinahe fühlen, wie sich ihr Blick in seinen Nacken bohrte.
    Warum muss sie das immerzu tun? Dauernd sieht sie mich an, beobachtet mich, spioniert mir nach …
    Er stopfte den Dolch in den Sack und zog die Schnallen fest zu.
    Als sie endlich aufbrachen, standen die Dinge ebenso schlecht. Presvel hatte sich darauf gefreut, wieder mit Rochalla auf einem Pferd zu reiten; zu fühlen, wie sie ihren warmen, schlanken Leib an ihn drückte, die Arme fest um seine Taille schlang. Aber Tormon hatte bestimmt, dass sie zu Fuß gehen und die Pferde beim Zügel nehmen sollten, weil die Straße steil und rutschig war. Rochalla befand sich nicht einmal in seiner Nähe, als sie im Gänsemarsch bergab gingen. Sie lief an der Spitze des Zuges hinter Tormon, weil sie auf Annas aufpasste, und das Kind weigerte sich, vom Vater getrennt zu werden. Seriema führte ihren großen schwarzen Wallach und ging zwischen dem Mädchen und Presvel. In den Männerhosen und dem Soldatenrock, die sie sich aus den Beständen des Wachhauses angeeignet hatte, gab sie eine plumpe, linkische Figur ab. Von der eleganten, reich gekleideten Dame war nichts mehr übrig. Aber sie war darüber völlig unbekümmert, bestand darauf, dass diese Kleidung wärmer und viel bequemer sei und dass sie sich darin freier bewegen könne. Sehr zu seinem Ärger war Rochalla ihr darin gefolgt, und klein wie sie war, sah sie umso lächerlicher aus, denn die Hosenbeine waren unten abgeschnitten und bauschten sich um ihre Beine. Die Jacke, die ihr fast bis zu den Knien reichte, war in vielen Falten eng um ihre Taille gegürtet. Als er ihr gesagt hatte, dass sie sich zur Zielscheibe des Spotts machte, hatte sie nur die Achseln gezuckt. »Niemanden scheint das zu kümmern außer dir«, war ihre Antwort. Nachdem sie eine Weile unterwegs waren, stellte sich heraus, dass ihn etwas anderes mehr beunruhigen sollte als seine Eifersucht. Der Zustand der Straße war durch die Überschwemmung nicht besser geworden. Sie hatte Furchen und Löcher ausgewaschen und neue Risse hervorgebracht, bevor sie die größten Schäden wieder mit trügerischem Schlamm überzog. Unter diesen Umständen war die Abschüssigkeit der Straße beängstigend, und die niedrige Mauer am Abgrund war an vielen Stellen weggebrochen, sodass sich zwischen den Reisenden und der dunstigen Tiefe nichts mehr befand.
    Die Pferde, die wieder frisch waren, nachdem sie einen Tag lang im Stall gestanden hatten, benahmen sich unruhig und schreckhaft und wagten sich nur äußerst widerstrebend auf dieses Pflaster. Presvels Pferd, das den Gottesschwertern gehört hatte, merkte, wie es alle Pferde merken, dass sein Reiter keine Ahnung hatte, und reizte ihn in einem fort. Wäre nicht der elende Junge gewesen, der mit seiner geschickten kleinen Stute und dem Esel den Schluss bildete und dadurch die Straße versperrte, das verdammte Tier wäre wie der Blitz auf und davon gerannt. Noch demütigender war, so dachte er, während er

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