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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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den Hals, um an ihr vorbeizusehen, aber Rochalla war unsichtbar im Nebel verschwunden.
    Die Wolken wurden dichter, je weiter sie abwärts kamen. Tormon ordnete an, die Fackeln anzuzünden, doch die wollten zuerst nicht brennen und als sie es taten, war es so gut wie nutzlos. Presvel begann zu zweifeln, ob sie je unten ankommen würden. Waren sie denn dazu verdammt, ewig diese steile Straße hinabzuschlurfen? Endlich hörte er Tormons Stimme von vorn, die Worte seltsam verzerrt von der hohen Feuchtigkeit der Luft, aber sie konnten nicht willkommener sein. »He da, alle miteinander, wir haben es geschafft! Wir sind endlich unten!«
     
    Gilarra fand Galveron neben dem leeren Bett sitzen. »Es tut mir Leid wegen deines Freundes«, sagte sie leise.
    Irgendwie hatte der Hauptmann es geschafft, in dem geschäftigen Wachraum für sich eine Insel der Stille zu schaffen, und jeder achtete sein Recht, in Abgeschiedenheit zu trauern.
    Jeder außer mir.
    Sie glaubte schon, er werde nicht antworten. Dann sprach er. »Kaita hat ihr Bestes getan.« Er schüttelte den Kopf. Mit dem Verband unterhalb und oberhalb der Augen sah er wie ein maskierter Räuber aus. »Der arme Dawel ist nicht mehr aufgewacht. Ich wünschte, er wäre noch einmal kurz zu sich gekommen – wenigstens so lange, dass ich hätte Abschied nehmen können.« Er schluckte angestrengt. »Ich werde ihn vermissen. Er sagte immer scherzhaft, er sei meine rechte Hand, aber eigentlich war er fast mein Rückgrat.« Nach einer Pause fuhr er fort. »Du weißt, ein Soldat muss sich daran gewöhnen, dass Kameraden sterben. In sehr direkter Weise ist der Tod meine Arbeit, und wir müssen lernen, damit zu leben. Das müssen wir, aber …«
    »Aber du bist nur ein Mensch, und mancher Tod ist ein schlimmerer Schlag als ein anderer«, unterbrach ihn Gilarra.
    »Genau. Das ist dasselbe wie bei Kaita. Wenn sie sich jedesmal erlaubt, zusammenzubrechen, wenn ihr ein Kranker wegstirbt, dann könnte sie nicht lange Heilerin bleiben. Aber inzwischen ist sie so überanstrengt und so viele Verletzte sind schon gestorben. Sie hat um Dawel hart gekämpft, und am Ende war es vergeblich. Das hat sie schwer getroffen.« Er schaute die Hierarchin an. Unter seinem Verband waren nur Mund und Augen zu sehen, doch seine Qual war offensichtlich. »Du hattest also Recht, als du verlangt hast, sie solle deinen Sohn behandeln, weil für Dawel keine Hoffnung bestand.«
    Seine Bitterkeit war wie ein Schlag ins Gesicht, und tatsächlich hielt Gilarra den Atem an, als habe er sie wirklich getroffen. »Galveron, bitte, erinnere mich nicht daran. Ich habe etwas Unverzeihliches gesagt. Aber Aukil wollte nicht zu sich kommen, und ich hatte solche Angst …«
    »Nicht doch, Dame«, fiel Galveron dazwischen, »es war nicht fein von mir, das anzusprechen. Ich verstehe, was du gefühlt hast.«
    »Trotzdem, ich durfte diese Forderung nicht auf Kosten eines anderen stellen, ich bereue es sehr.«
    Er blickte ihr in die Augen. »Meinst du nicht, dass du dich bei Kaita entschuldigen solltest anstatt bei mir?«
    Gilarra antwortete nicht. Um seinem Blick auszuweichen, drehte sie sich um und zog einen Stuhl für sich heran. Sie hatte nicht die Absicht zu vergessen, was die Heilerin im Hinblick auf ihr geliebtes Kind gesagt und getan hatte. Auch wollte sie das nicht verzeihen. Aber das brauchte Galveron nicht zu wissen.
    Ich habe es satt, dass er sich für Kaita einsetzt!
    »Komm doch lieber von hier fort. Du bist erschöpft«, fing sie an, ihn zu beschwatzen, denn sie fürchtete sich, über etwas anderes zu reden – ganz gleich was. »Du solltest dich hinlegen.«
    »Das solltest du auch tun«, erwiderte Galveron. »Du hast gestern Nacht auch keinen Schlaf bekommen, sondern warst in Sorge um Aukil. Da es nun nicht mehr ernst um ihn steht, solltest du dir etwas Schlaf gönnen.«
    »Weiche mir nicht aus, Galveron. Wir sprechen über dich. Du hattest ein Gefecht und bist verwundet worden, außerdem hast du viel Blut verloren. Was glaubst du denn, wie lange du so fortfahren kannst?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich kann später schlafen, wenn alles sicher ist. Zur Zeit sind die Feinde an zu vielen Stellen durchgebrochen. Wir können die Treppe nicht länger durch Feuer verteidigen. So viel Brennstoff können wir nicht aufbringen. Also läuft es wieder auf Männer und Schwerter hinaus.« Er schüttelte den Kopf. »Gilarra, du hast sie gesehen. Sie sind schnell. Wie viele Männer wie Dawel werden wir noch verlieren? Wie lange

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