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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Locken.
    »Das ist gar nicht so schlecht«, flüsterte Galveron. »Wir könnten uns keine bessere Deckung wünschen.«
    »Stimmt. Dafür frieren wir uns den Hintern ab.« Die Diebin fröstelte, und versuchte sich den Soldatenmantel enger um die Schultern zu ziehen. Der Tag war nasskalt, und Frost lag in der Luft, was sie vermuten ließ, dass es noch vor Einbruch der Dunkelheit wieder schneien würde. Plötzlich kam ihr der laute, überfüllte und stinkende Tempel anheimelnd vor – und sie konnte es kaum erwarten, hineinzugelangen.
    Unterwegs fanden sie die Häuser der Handwerker schaurig verlassen. In den Ställen der Gottesschwerter, den Zwingern und Gehegen war es still, ihre letzten Bewohner hatten das Leben gelassen, um die Bäuche der Eindringlinge zu füllen. Agellas Schmiede war grau und erkaltet, das Feuer seit langem erloschen, desgleichen die Öfen in der Bäckerei. Auch die anderen Werkstätten – die Töpferei, Gerberei, Weberei, Silberschmiede und was es sonst noch gab – waren ohne Leben, die Werkstoffe und Werkzeuge, die angefangenen Arbeiten lagen verdorben und verstreut umher. Aus der Wäscherei drang nicht das heisere Gelächter, der fröhliche Klatsch der Waschfrauen.
    Zwischen den ordentlichen kleinen Häusern hingen Dunstschwaden, die die verlassenen Wohnungen mal enthüllten und mal verbargen. Aliana schien es, als versteckten sie eine Vielzahl Geister. In jedem Schatten hinter den zerschmetterten Fensterscheiben bewegten sich dunkle Gestalten. Ein lautes Krachen ließ sie atemlos und mit klopfendem Herzen herumfahren, aber es war nur ein loser Dachziegel vom Dach gerutscht. Ab und zu fing ein Fensterladen den Wind ein und schwang sachte knarrend in den Angeln, und in jedem Haufen Unrat raschelten und kratzten die Ratten, die mitten in Tod und Verderben stets überlebten.
    Dann hörte Aliana plötzlich etwas, das keine Ratte war – einen so unerwarteten Laut, dass sie glaubte, sie könnte es sich eingebildet haben. Sie fasste Galveron am Arm. »Hast du das gehört?«
    Er nickte und sah sich suchend um, in der Hoffnung, die Ursache zu entdecken. Dann hörten sie ihn wieder, einen kurzen, gedämpften Laut, als wollte eine Hand ihn ersticken. Doch diesmal gab es keinen Zweifel. Das war unmissverständlich das Wimmern eines Säuglings.
    »Heilige Myrial!«, murmelte Aliana. »Wie in aller Wunder Namen kann ein so kleines Kind so lange allein überleben?«
    »Vielleicht ist es nicht allein«, sagte Galveron. »Jedenfalls müssen wir es finden, obwohl mir der Gedanke, sich noch länger hier draußen aufzuhalten, gar nicht gefällt.«
    »Mir auch nicht. Wenn der Tag noch düsterer wird, haben wir die verdammten Biester wieder im Nacken.«
    »Wir dürfen es nicht wagen – besonders da wir den Ring der Hierarchin bei uns tragen.« Er blieb einen Moment lang nachdenklich. »Mir fällt da etwas ein.« Er griff in die Tasche und drückte Aliana den Ring, den er in ein Stück Tuch aus dem Brauhaus gewickelt hatte, in die Hand. »Hier. Du nimmst ihn und bringst ihn jetzt zum Tempel. Dann ist wenigstens der Ring in Sicherheit, und Gilarra weiß, dass wir am Leben sind.«
    Aliana zwängte sich den Ring mit Mühe in die Tasche und presste die Lippen zusammen. »Auf gar keinen Fall – und verschwende keine Zeit mit Streiten. Wir bleiben zusammen, denn du wirst vielleicht meine Hilfe brauchen. Ich kehre nicht ohne dich zurück.«
    Galveron sah sie drohend an – aber sie wusste, er würde sie nicht zwingen können, und er wusste es auch. »Also gut«, sagte er kalt. »Da du entschlossen bist, dumm und unverantwortlich zu handeln, so sei es.« Er wandte sich wie angewidert von ihr ab und eilte auf das nächste Haus zu.
    Aliana brannten die Wangen von der Rüge, aber sie sagte nichts. Das war nicht der rechte Augenblick – später würde sie es ihm ganz sicher heimzahlen. Viel wichtiger war die Tatsache, dass er offenbar vergessen hatte, ihr den Ring gegeben zu haben, und sie wollte nichts tun, was ihn daran erinnerte. Sie begriff vielleicht noch nicht, wozu der Ring gut war, aber sie wusste bereits jetzt, dass sie damit große Macht über Galveron und Gilarra hatte.
     
    Nun gibt es kein Zurück mehr. Tiarond ist erledigt, und selbst wenn sich die Möglichkeit zur Rückkehr böte, welchen Zweck hätte das noch? Heimweh ist also Zeitverschwendung – und den Dingen nachzutrauern ebenfalls.
    Seriema lehnte sich in die tiefe Fensterlaibung und blickte über das Hochmoor und den kleinen Bergsee. Im Gebiet der

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