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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Riss nach dem anderen zu schlagen, und seine neu entdeckte Empfindsamkeit war noch sehr frisch. Den ältesten Freund zu verlieren, den einen, der ihn im Geheimen so lange unterstützt und den eines Tages wiederzusehen er sich so sehr gefreut hatte, das war allerdings ein harter Schlag für ihn. Amaurn kam nicht umhin zu wünschen, der Gehilfe möge derjenige sein, der tot war, und Grimm derjenige, der sich auf dem Heimweg befand.
    Immer wieder hat er mich gebeten, ihn heimkehren zu lassen, und immer habe ich ihn zurückgewiesen. Ach, warum habe ich seinem Wunsch nicht nachgegeben? Wenn ich es getan hätte, wäre er jetzt noch am Leben …
    Auch waren sie nicht in bestem Einvernehmen geschieden, nachdem Grimm seine Absichten hinsichtlich des Jungen aus Tiarond beargwöhnt hatte, denn er selbst hatte darauf mit kalter Wut geantwortet.
    Es ist schlimm, den besten Freund nach einem solchen Streit zu verlieren. Ich wünschte nur, ich könnte noch einmal mit ihm reden.
    So sehr ihm sein Verstand auch sagte, dass solche Überlegungen unvernünftig und nutzlos, ja geradezu zerstörerisch waren, so sehr hatte er doch mit sich zu kämpfen, dass er nicht in jedem unbedachten Augenblick in endlose Reue und Selbstvorwürfe abglitt. Doch sich damit zu befassen wäre jetzt unverantwortlich. Er hatte so viel zu tun und so viele Schwierigkeiten abzuwägen – besonders da die Schleierwand auf der Seite von Callisiora in einem ganz unsicheren Zustand zu sein schien – da blieb keine Zeit, um seinen Kummer zu bewältigen.
    Amaurn hatte seit seiner Rückkehr nach Gendival ununterbrochen gearbeitet – ja wirklich, er hatte den Saal seit dem ersten Betreten nicht mehr verlassen. Seine treuen Wissenshüter hatte er zu Bett geschickt, er selbst hatte die Nacht über Karten und Berichten von anderen Reichen zugebracht und versucht, seine Quellen in Einklang zu bringen und seine Kundschafter – die ein kleines, unzureichendes Heer waren angesichts der Schlacht, die es gegen das Durcheinander in der Welt zu schlagen galt – dort zu verteilen, wo sie am meisten ausrichten konnten.
    Während der Arbeit war er immer wieder an seinen Vorgänger erinnert worden. Cergorns Wirken war überall zu spüren, und seine nachlässige Art, der Krise zu begegnen, und die Weigerung, sich einiges vom Geheimwissen des Schattenbundes zunutze zu machen, hatte in manchen Reichen die Lage noch verschlimmert. Wenn der Zentaur überlebte, dachte Amaurn grimmig, würde er feststellen, dass sich während seiner Genesung mehr als nur ein paar Dinge geändert hatten. Bislang schien er durchzuhalten, und dabei wurde er gerade von den Heilkünsten am Leben gehalten, die er so vielen anderen vorenthielt. Im Ganzen gesehen war Amaurn darüber erleichtert. Cergorns Überleben würde ihm zwar in der Zukunft manchen Stein in den Weg legen, sein Tod jedoch würde ihm sofort eine Menge zusätzlicher Gefahrenpunkte bescheren. Wenigstens hielt sein Überlebenskampf Syvilda davon ab, dem neuen Archimandriten ins Handwerk zu pfuschen, denn sie wäre eine erbitterte Feindin.
    Doch als die Zeit voranschritt, begriff er langsam, warum Cergorn sich so gern hinter der Ausrede des Nichteinmischens versteckte. Die Versuchung, vor so vielen Schwierigkeiten wegzulaufen, war übermächtig. Nur die eiserne Entschlossenheit, die er sich als Hauptmann Blank antrainiert hatte, hielt ihn fest bei seinen Aufgaben, wie auch das Wissen, dass er endlich nach langer Zeit an sein Ziel gelangt war, um das er unter hohen Verlusten sowohl für andere wie für sich selbst gekämpft hatte. Und es gab noch einen Grund dafür, einen, bei dem er im Land der Gedankenleser nicht zu verweilen wagte und den er darum tief in seinem Herzen vergrub: das schuldbewusste Wissen, dass er derjenige war, der sich zu allererst an der Schleierwand zu schaffen gemacht hatte.
    Als die Wissenshüter, die ihm beistanden, am Morgen wieder zu ihm kamen, fanden sie ihn noch genauso vor, wie sie ihn am Abend verlassen hatten – erschöpft, mit geröteten Augen, das Gesicht grau von den Schmerzen, die ihm die gebrochenen Rippen und der verletzte Arm bereiteten, aber entschlossen arbeitend. Trotz ihres Drängens weigerte er sich schlafen zu gehen, und selbst dem Furcht erregenden Maskulu hatte er widerstanden. Also brachten ihm Bailen und Kyrre Tee und Essen und etwas zur Linderung der Schmerzen – und standen daneben, bis er alles hinuntergeschluckt hatte.
    Das Frühstück hielt ihn dann noch für ein paar Stunden länger

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