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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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belasten.« Sie runzelte die Stirn. »Arcan sagt, dass Grimms Gehilfe auch fehlt, stimmt das?«
    »Ja, das stimmt. Aber ich komme schon seit Jahren hierher, und ich kenne Kalt so gut wie jeden anderen Rotten. Ich habe ihn immer für einen feinen jungen Mann gehalten und meine, dass seine Rechtschaffenheit außer Frage steht. Bei jedem meiner Besuche bin ich auf einen Plausch zum Turm gegangen und habe mit Grimm die Neuigkeiten der Welt ausgetauscht – darin war er unersättlich – und Kalt war immer dabei. Tatsächlich habe ich immer meine Witze darüber gerissen, dass sie so unzertrennlich waren. Der Junge liebte den alten Mann wie einen Vater, und was Arcan auch glauben mag, ich bin mir sicher, dass er seinen Meister nicht umgebracht hat.«
    »Wer hat es dann getan?«, überlegte Seriema laut. »Und warum, während Scall und Kalt dabei waren, und was hat er mit den beiden jungen Männern gemacht?« Sie seufzte und schlug mit der Faust auf die Bettdecke. »Verfluchter Mist, wir drehen uns im Kreis! Nichts von alledem klingt sehr wahrscheinlich!«
    »Nun, ehe wir sie gefunden haben, werden wir es nicht erfahren«, sagte Tormon. »Und deine Nachricht macht die Aufgabe noch sehr viel schwieriger. Ich hatte heute Morgen ohnehin ein schlechtes Gefühl dabei, Annas allein zu lassen. Ich habe eine besondere Verantwortung für das Kind, seit ihre Mutter … nicht mehr da ist. Sie hat immer an erster Stelle zu stehen, und ich weiß, dass ich kein Recht habe, mein Leben aufs Spiel zu setzen und mich draußen von einem dieser verfluchten Biester erwischen zu lassen – aber ich spüre doch, dass ich Scall zu Hilfe eilen sollte. Er ist ein guter Junge, und er ist mir in sehr kurzer Zeit ans Herz gewachsen. Wie kann ich ihn da einfach im Stich lassen?«
    Eine Lehre, die Seriema schon in frühester Kindheit zuteil geworden war, besagte, dass sie niemals vor einer Verantwortung wegrennen durfte. Zwischen den Flüchtlingen aus Tiarond bestand ein Band, und wenn sie die Möglichkeit hatte, Scall und Tormon zu helfen, so war sie es den beiden schuldig, ihr Bestes zu tun. Außerdem war es wichtig, den Mord so schnell wie möglich aufzuklären, da Arcan seine Besucher verdächtigte. Der Häuptling war ein schwieriger, jähzorniger Mann, und wer konnte wissen, wann seine Dankbarkeit aufgezehrt wäre?
    Seriema dachte daran, wie unerfreulich es draußen bei dem Sturm gewesen war und welche neue Schrecken sie durchlebt hatte. Sie war so erleichtert gewesen, wieder in die Sicherheit der Festung zurückzukehren. Wie hätte sie ahnen sollen, dass dieses Heil nur von kurzer Dauer sein würde? Sie seufzte. »Ich werde mit Cetain sprechen«, sagte sie zu Tormon. »Vielleicht können wir nach Scall suchen, dann kannst du hier bei Annas bleiben, wo du hingehörst.«
    Einen Augenblick lang sagte der Händler nichts – er blickte sie nur an, als habe er sie noch nie zuvor gesehen –, aber die Erleichterung stand ihm auf der Stirn geschrieben. Endlich antwortete er. »Weißt du, als du noch Tiaronds erste Händlerin warst, habe ich nie an deinem Mut gezweifelt. Du musstest mutig sein, um die Entscheidungen zu treffen, die tagtäglich anstanden, und um als Frau die Stellung zu erreichen, die du schließlich inne hattest. Aber aus irgendeinem Grund wurde dir niemals Großzügigkeit oder Freundlichkeit nachgesagt.« Er lächelte. »Dazu weiß ich nur zu sagen, dass die Leute vielleicht nicht gründlich genug geurteilt haben.«
    Seriema war gerührt. »Vielleicht hatten sie aber auch Recht«, erwiderte sie ein wenig bitter. »Womöglich gelange ich erst jetzt zu Freundlichkeit und Weisheit, anstatt nur immer gerissen zu sein. Die zurückliegenden Ereignisse haben uns alle verändert. Presvel zum Beispiel …« Sie stockte. »Weißt du eigentlich, wo er ist? Ich dachte, er verbrächte neuerdings jeden Augenblick seines Wachseins damit, hinter Rochalla herzulaufen.« Es war verblüffend, wie wenig sie die mangelnde Treue ihres Dieners inzwischen noch kümmerte. »Heute scheint er aber nicht um sie herumzuscharwenzeln .«
    Tormon zuckte die Achseln. »Vielleicht hat sie ihm endlich gesagt, er soll sich verziehen.«
    »Das bezweifle ich doch stark. Rochalla ist viel freundlicher, als ihr manchmal gut tut. Sie würde wahrscheinlich davor zurückschrecken, ihn zu kränken.«
    »Ich wünschte dennoch, sie hätte ihm das gesagt«, entgegnete der Händler. »Ich will dir nicht zu nahe treten, Dame, ich weiß, er war dein Diener und Vertrauter. Die Art aber,

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