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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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gesprochen hatte, wurde er still und in sich gekehrt, und Seriema, die wusste, was Trauer bedeutet, fasste seinen Arm. »Nach Hause zu kommen und zu erfahren, dass er umgebracht wurde, muss dich hart getroffen haben.«
    »Das ist wahr. Ich kann es noch kaum fassen. Er war einer der tugendhaftesten und freundlichsten Männer, die ich je gekannt habe – aber ich musste ihm feierlich versprechen, das nicht zu verbreiten. Ich hatte das Glück, dass er aus Arcans Nachkommenschaft das eine Kind mit dem neugierigen Verstand entdeckte und mich unter seine Fittiche nahm – obwohl meine Eltern gar nicht darauf erpicht waren. Bis Grimm Kalt als Lehrling nahm, hat mein Vater wahrscheinlich gefürchtet, dass er mich auswählt. Er würde es niemals zugeben, aber er hat den Überbringer stets ein wenig ängstlich beargwöhnt, wie alle anderen Leute auch. Die meisten hatten Angst vor Grimm, allerdings hauptsächlich aus Unwissenheit. Weißt du, die Mütter drohen ihren Kindern, dass der Überbringer sie holen kommt, wenn sie böse sind.« Er lächelte schief. »Meine Mutter brauchte so etwas natürlich nie zu tun. Die Drohung, etwas dem Vater zu sagen, genügte völlig, damit wir ängstlich gehorchten.«
    »Aber Arcan hat Grimm offensichtlich gemocht«, sagte Seriema. »Er versucht zwar, das zu verbergen, aber sein Tod hat ihn sehr aufgewühlt.«
    »Es tut mir Leid, wie sich mein Vater dir gegenüber benommen hat«, antwortete Cetain. »Ich glaube, das kommt daher, dass die Sippen sich so fest zusammenschließen, jede gegen die anderen. In schlechten Zeiten will er unwillkürlich die Reihen gegen Außenseiter geschlossen sehen.«
    Sie seufzte. »Ich weiß. Ich spüre deutlich, dass wir nicht mehr willkommen sind.«
    »Was mich betrifft, so bist du es.« Cetain lächelte sie an und bedachte sie mit einem unverblümten Blick.
    Seriema missfiel das keineswegs, doch war sie es nicht gewohnt, dass ein Mann sie auf diese Art ansah.
    Das kann nicht ernst gemeint sein! Was könnte er wohl an einer alten Jungfer wie mir finden?
    Völlig verlegen haspelte sie sich aus ihrem Sessel heraus. »Mir fällt gerade etwas ein. Ich muss Tormon etwas sagen …«
    »Nicht so eilig, Mädchen.« Cetain sprang auf und legte die Arme um sie. »Was es auch ist, du kannst es ihm später sagen.« Dann ließ er ihr keine Fluchtmöglichkeit mehr, sondern küsste sie.
    Seriema erstarrte. »Warum hast du das getan?«, fragte sie misstrauisch. »Es gibt eine Menge jüngerer und hübscherer Frauen in der Festung. Warum ich?«
    Cetain machte keine Anstalten, sie loszulassen. »Weil ich dich jedes Mal, wenn ich dich sehe, küssen möchte, dich aber scheinbar nie allein haben kann. Weil die Mädchen in der Festung zwar ganz bestimmt prächtig sind, dir aber keine das Wasser reichen kann. Weil ich mich mit dir vermählen will, wenn du mich haben willst.« Er holte tief Luft. »Und noch etwas sei dir versichert: ich handle hier gerade sehr schnell und habe dich bestimmt überrumpelt, doch ich meine es vollkommen ernst.« Er beugte sich zu ihr hinab und küsste sie noch einmal, dann lächelte er sie schalkhaft an. »Und weil ich mich danach sehne, dich in mein Bett zu kriegen, seit ich dich das erste Mal sah.«
    »Was?« Das war kaum eine sehr würdevolle Erwiderung, doch Seriema schwindelte vor Bestürzung. Sie konnte nicht glauben, was sie gehört hatte.
    »Das ist eigentlich nicht die Antwort, auf die ich gehofft habe«, sagte Cetain gekränkt. »Welches Wort setzt dir am meisten zu, Vermählen oder Bett? Oder beides? Ist die größte Händlerin von Tiarond zu groß für den Zweitältesten Sohn eines Räuberhauptmanns?«
    »Was?« Sie schien über dieses Wort nicht hinauszukommen. »Bin ich nicht, ich meine, ich … Verdammt, Cetain! Hör auf, dieses Spiel mit mir zu treiben! Du hast ein bisschen Spaß gehabt auf Kosten einer reizlosen alten Jungfer, und es ist weit genug gegangen.« Ihre Augen schwammen in Tränen. Sie schimpfte sich eine Närrin, riss sich von ihm los, und den Arm vor das Gesicht haltend machte sie einen Satz zur Tür.
    Irgendwie kam er vor ihr dort an und fing sie ein. »He! Nun mal langsam, du verrücktes Weib.« Er hielt sie fest an sich gedrückt, sodass ihr nichts anderes übrig blieb, als ihn anzusehen. »Ich weiß nicht, ob es wahr ist, was du über dein Jungferndasein sagst – aber ich habe die Absicht, das gleich herauszufinden …« Wieder lachte er über das ganze Gesicht. »Und lass dir nicht noch einmal einfallen, dich selbst reizlos

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