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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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gemacht, und wenn sie auch nie hübsch aussehen würde, so war sie doch zweifellos verwandelt.
    Erstaunlich. Alles ist noch so wie eh und je – und sieht trotzdem völlig anders aus.
    Sie wusch sich munter planschend mit dem kalten Wasser. Einen Augenblick später griff eine Hand um die Vorhangkante und hielt ihr einen dampfenden Kessel hin. »Wir wollen doch nicht, dass etwas abfriert, oder?«, sagte eine schmeichelnde Stimme. Seriema stieg die Röte ins Gesicht, dann fing sie an zu lachen.
    Sie war soeben mit Ankleiden fertig, als es an der Tür klopfte. Es war Lewic, Cetains älterer Bruder, der einzige, den sie bisher kennen gelernt hatte. Der nächst jüngere der Brüder war im vorigen Jahr getötet worden, als eine fremde Sippe einen Überfall auf das Vieh unternommen hatte. Zwei andere, das wusste sie, waren der Kindheit noch nicht entwachsen, und die übrigen drei befanden sich in den verschiedenen Altersstufen der Heranwachsenden, der größte davon etwa so alt wie Scall. Seriema hoffte, sie irgendwann auseinanderhalten zu können.
    Lewic trug einen Bart und war stämmiger als Cetain, hatte aber das gleiche rotbraune Haar. Er lächelte sie an. »Nun?«, fragte er den Bruder. »Hat sie ja gesagt?«
    Cetain legte einen Arm um ihre Schultern. »Gewiss doch.«
    Der bärtige Krieger stieß einen Freudenschrei aus und nahm seinen Bruder in den Arm, dann Seriema. »Gut gemacht, Mädchen, und willkommen in der Familie.« Er fügte zwinkernd hinzu: »Und ich schulde dir Dank. Die Wetten standen hoch gestern Nacht. Jetzt habe ich ein verflucht gutes Schwert von Attan gewonnen, weil du ja gesagt hast.«
    Cetain, der seinem Bruder verzweifelt zu schweigen bedeutet hatte, stöhnte auf und schlug die Hände vors Gesicht. Seriema fuhr wütend zu ihm herum. »Du hast der ganzen verdammten Festung davon erzählt?«
    Er trat einen Schritt zurück. »Seriema, nein. Ich schwöre es!« Er blickte zornig zu seinem Bruder. »Aber ich kann mir denken, wer es getan hat.«
    Lewic grinste nur, doch Seriema war zu glücklich, um ihm länger böse zu sein. »Ich hoffe nur, es ist ein richtig gutes Schwert«, sagte sie süß, »denn du hattest bestimmt geplant, es Cetain zur Hochzeit zu schenken.«
    Cetain brüllte vor Lachen über das verdrießliche Gesicht seines Bruders, und Lewic schüttelte den Kopf. »Die Rotten sind schon immer als ein Haufen Gauner bekannt«, sagte er. »Und wie ich sehe, passt du prächtig zu uns.«
    »Aber was bringt dich so früh hierher?«, fragte Cetain. »Warst du so erpicht darauf, deinen Wettgewinn einzutreiben?«
    Lewic wurde ernst. »Ich wünschte, es wäre nur das«, sagte er. »Ich habe unseren Vater endgültig davon überzeugt, dass Seriema auf unserer Seite steht, und er hat in seiner rücksichtsvollen und empfindsamen Art verlangt, dass ich das Messer sofort zu ihr bringe, um zu sehen, ob sie es erkennt.«
    »Was soll das heißen?« Cetains Miene verfinsterte sich. »Lewic, das kann nicht dein Ernst sein!«
    Sein Bruder zuckte die Achseln. »Mein Einfall war das nicht. Es tut mir Leid für euch beide, dass ich diese glückliche Stunde verderbe.«
    »Nein, nein«, sagte Seriema rasch. »Der Mord an Grimm war eine scheußliche Sache, und ich will helfen, falls ich kann. Aber warum ist Arcan so sicher, dass der Mörder mit uns zu tun hat?«
    »Nicht mit dir«, rückte Cetain schnell zurecht. »Du bist nicht einmal hier gewesen. Du warst mit mir draußen in der Heide.«
    Seriema fegte seine Spitzfindigkeit beiseite. »Dann eben mit meinen Freunden.«
    »Hat Tormon dir denn nicht von dem Messer erzählt?«, fragte Lewic überrascht.
    »Messer? Nein, das hat er nicht erwähnt, allerdings kamen Rochalla und Annas gerade herein und unterbrachen das Gespräch, ehe wir fertig waren. Was für ein Messer denn?«
    »Es wurde bei Grimms Leichnam gefunden, voller Blut. Es ist kein Rottenmesser, Seriema. Leider stammt es aus Tiarond.« Lewic griff tief in sein Wams. »Ich habe es bei mir.« Er zog ein gewickeltes Stück Tuch heraus, das er mit einigem Widerwillen behandelte, und reichte es ihr. Sie nahm es gleichfalls mit Abscheu entgegen und wickelte den Gegenstand vorsichtig aus.
    Beim Anblick der Waffe durchfuhr sie ein Schauder. An Heft und Klinge klebte getrocknetes Blut, doch sie hätte das Messer in jedem Zustand erkannt. Sie hatte es während der Reise von Tiarond bei mehreren Gelegenheiten in der Hand seines Besitzers gesehen. Der grausige Fund zitterte in ihren Händen, und sie sah Cetain voller

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