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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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und alt zu nennen. Hörst du?«
    »Nun, ich bin älter als du«, murrte Seriema.
    »Nicht viel, du Dumme.« Er küsste sie auf die Stirn. »Weißt du, was ich vermute? Wegen der vielen Jahre, wo die Pflichten des Oberhaupts eines Handelsreiches auf deinen Schultern lasteten, fühlst du dich lange vor der Zeit alt. Du hast Bemerkenswertes geschaffen, was umso bewunderungswürdiger ist, da du ganz allein standst und dir niemand half oder für dich sorgte, wenn du erschöpft warst oder traurig oder mit deiner Weisheit am Ende. Du musst dich die meiste Zeit deines Lebens sehr allein gefühlt haben – aber all das ist nun vorbei. Wenn du bei mir bleibst, werde ich entschlossen dafür Sorge tragen, dass du nie wieder einsam bist.«
    Seriema schüttelte den Kopf. »Aber warum?«
    Cetain ließ sie stöhnend los und wedelte verständnislos mit den Armen. »Weil ich dich liebe, du närrisches Weib! Ich habe mich schon am ersten Tag in dich verliebt. Da – ich hab’s ausgesprochen. Was willst du noch mehr? Muss ich es buchstabieren? Mit Blut an die Wände schreiben?«
    »Aber …«
    »Jetzt habe ich aber genug davon.« Ehe sie wusste, wie ihr geschah, hatte er sie hochgehoben, trug sie durch das Zimmer und warf sie ohne Umschweife auf das Bett. »So«, sagte er. »Du wolltest meinen Worten nicht glauben, darum werde ich es dir zeigen. Und damit nicht genug, ich werde es dir immer wieder von neuem zeigen, bis du mir glaubst – wahrscheinlich werden wir einen Monat lang hier bleiben.«
    Es dauerte keinen Monat. Angesichts seiner Entschlossenheit schmolzen Seriemas Zweifel im Laufe der nächsten Stunden dahin. Er drängte sie weder, noch zwang er sie – aber er ließ sie auch nicht aus dem Bette fort. Er lag neben ihr, hielt sie im Arm, redete und küsste sie, bis sie ihre Anspannung aufgab und sein Verlangen erwiderte. Seriema war verlegen, unruhig, schüchtern, doch er blieb geduldig und sanft. Schließlich fand sie Vertrauen zu ihm und nahm für immer Abschied von der alten Jungfer aus Tiarond.
    Seriema wachte im grauen Licht des frühen Morgens auf, das durch die Spalten der Fensterläden fiel. Als sie merkte, wo sie war, riss sie vor verwundertem Entzücken die Augen auf und war zugleich bestürzt. Wie hatte sie überhaupt so wollüstig sein können? Und warum hatte sie das nicht schon viel früher getan?
    Weil nie der Richtige gekommen ist, darum.
    Wenn er nun aber nicht der Richtige war? Wenn er es nun doch nicht ernst gemeint hatte? Sie drehte sich herum und fand das Bett leer.
    Verfluchter Kerl! Ich wusste es!
    Sie wollte weinen, doch bei alldem empfand sie auch die sinnlose Genugtuung, dass sie doch Recht gehabt hatte. Alles war wieder beim Alten. Der einzige Mensch, auf den sie wirklich vertrauen konnte, war sie selbst. In diesem Augenblick schwang die Tür nach innen auf, von einem halb nackten Cetain mit der Schulter geschoben, der sich mit einem gefährlich geneigten Tablett hereinschlängelte. Er blickte zu ihr herüber und lächelte. »Ich dachte, du könntest Hunger haben«, sagte er. »Ich scheine mir jedenfalls einen mächtigen Appetit geholt zu haben.«
    Seriema merkte, dass sie über und über rot wurde, doch sie konnte nicht anders, als über das ganze Gesicht zu strahlen. Sie war so glücklich, ihn zu sehen, dass es fast albern war. Nicht einmal der unvermeidliche Haferbrei, Haferkuchen und Käse konnten ihre Laune dämpfen, und sie sehnte sich nicht wie sonst nach ihrer morgendlichen Tasse Tee. Doch anscheinend sollte sie ihr Frühstück noch nicht bekommen. Cetain stellte das Tablett auf den Tisch und legte sich neben sie auf das Bett, schlang besitzergreifend einen Arm um ihren Leib und stützte sich auf den Ellbogen, sodass er ihr von oben in die Augen sehen konnte. »Nun?«, fragte er. »Hast du die Sache überschlafen? Wie lautet deine Antwort?«
    Sie blinzelte ihn an. »Was überschlafen?«
    Er seufzte. »Meine Frage natürlich. Von gestern Abend, der du bequemerweise ausgewichen bist. Hast du dich schon entschieden? Willst du meine Frau werden?«
    Seriema keuchte. »Du meinst, es war dir ernst?«
    Er schlug sich vor die Stirn. »Mögen die Götter der Moore und Seen uns bewahren! Natürlich war es mir ernst!«
    »Wirklich?«
    Er rückte ein Stück ab und sah sie zornig an. »Du treibst es ein Stück zu weit, Mädchen.«
    »Ja«, flüsterte Seriema, die das Wort kaum an dem Klumpen in ihrem Hals vorbeibekam. »Ich möchte sehr gern deine Frau werden. Also sieh zu, wie du da wieder

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