Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
Vom Netzwerk:
dass ein Geschöpf der Luft zu solcher Gewalt fähig war. Man musste sie aufhalten, bevor sie noch jemandem etwas antat – doch wie, das wusste Myrial allein.
    Jeden Augenblick konnte der Sturm wieder losbrechen. Der erste rasende Zorn auf Grund ihres schmerzlichen Verlusts hatte sich gelegt. Der Schreck über die eigene Tat schien sie in eisige Ruhe versetzt zu haben. Für den Augenblick hatte sich ihre Gewalt in ihrem Angriff auf Kaz erschöpft, und nun würde hoffentlich Reue einsetzen – doch Toulac konnte die schwache Verzerrung in der Luft erkennen, wo der Windgeist schwebte: tiefer als vorher, näher bei Amaurn. Und in der Luft lag eine ungewöhnliche Spannung. Bleich und zitternd vor Zorn hob der Archimandrit den Feuerwerfer. In einem Geistesblitz sah Toulac es voraus: wenn diese beiden einander töteten, würde die nachfolgende Spaltung zwischen den Anhängern der alten und der neuen Ordnung den Schattenbund unwiederbringlich auseinanderreißen. Obwohl auch in ihr der Rachedurst brannte, um Kazairls und Veldans willen, wusste sie, dass das nicht geschehen durfte.
    Sie holte tief Luft und trat zwischen Amaurn und Thirishri. »Also«, begann sie mit einer Stimme, die vor Trauer und Zorn bebte. »Da hast du deine Vergeltung, Windgeist. Aber warum Kaz? Warum? Er war auf der ganzen Welt der Einzige seiner Art. Er war einmalig. Und auch Veldan hat Cergorn nicht ausgelöscht, aber du hast soeben ihr Leben ein für alle Mal verdunkelt. So wie vor langer Zeit du und Cergorn Amaurns Leben zerstört habt, als er zum Tode verurteilt wurde und in der Verbannung leben musste, und seine Aveole starb. So wie Amaurn Cergorns Leben zunichte machte, als er ihn aus dem Amt stieß und seiner Erinnerung beraubte.« Ihre Stimme gewann an Kraft, wurde mächtiger und drängender. Dies war der Augenblick, um die beiden umzustimmen – sie würde ihn nach Kräften nützen müssen. »Meint ihr nicht, es sollte jetzt aufhören? Thirishri? Amaurn? Meint ihr nicht, es ist an der Zeit? Oder wollt ihr den Schattenbund zerstören, indem ihr diese sinnlose Fehde noch weiter treibt?«
    Nichts rührte sich. Es war, als hätten sie kein Wort von dem gehört, was Toulac gesagt hatte. Toulac bekam nun wirklich Angst. »Seht doch«, flehte sie sie an, »ihr könnt eure verdammten Feindseligkeiten doch wenigstens aufschieben. Ihr seid doch eigentlich hier unten, um herauszufinden, was mit der Schleierwand los ist – das war immerhin der Plan, Thirishri. Myrial weiß, was du hier unten tust, und das ist im Augenblick auch ganz unwichtig, und wahrscheinlich werden wir bald alle klar sehen – sofern wir so lange leben. Aber zuallererst müsst ihr euch auf eure Aufgabe als Ermächtigte des Schattenbundes besinnen, die darin besteht, die Welt zu retten. Damit habt ihr vorerst genug zu tun, und zwar ohne dass ihr die Dinge schwieriger macht, indem ihr euch gegenseitig umbringt. Wenn das alles vorbei ist, könnt ihr euch die Meinung sagen – ausgiebig. Versucht zuerst, einander zu begreifen. Danach könnt ihr euch umbringen, wenn ihr es dann noch wollt.«
    Wieder geschah nichts. Doch dann zog sich der Windgeist langsam zurück. *Einverstanden*, sagte Thirishri. *Und ich – ich bedaure zutiefst, was Kazairl geschehen ist.*
    Amaurn senkte die Waffe. »Gut, dann haben wir jetzt einen Waffenstillstand«, knurrte er, »aber ich werde dir niemals verzeihen, dass du Kaz getötet und meiner Tochter das Herz gebrochen hast. Wir sind noch nicht miteinander fertig, Windgeist.«
    Na wunderbar!
    Eigentlich war Toulac ganz seiner Meinung. Doch sie war klug genug, um eines zu begreifen: Das war nicht der richtige Zeitpunkt, wo die Gefühle eines Einzelnen der Sache aller im Weg stehen durften. Sie stellte sich vor Amaurn, fasste ihn bei den Schultern und sah ihm in die Augen. »Wie war das noch mit Tormons Frau?«, sagte sie leise und sah ihn zusammenzucken. »Der Fall liegt gar nicht so anders, weißt du.« Dann überließ sie ihm die Lösung und ging, um Veldan zu trösten.

 
     
    Helverien hatte von dem günstigen Aussichtspunkt auf der Brücke alles verfolgt. Die Dinge sollten sich beruhigen, ehe sie in Erscheinung trat. Sie war so verblüfft gewesen, einen Feuerdrachen zu sehen, und dann so erschrocken und traurig über sein Schicksal. Dass Thirishri so etwas hatte tun können, entsetzte sie – aber sie war auch zornig auf sich selbst, weil sie nicht schon eher die innere Qual des Windgeists bemerkt und deren Ursache herausgefunden hatte.
    Ich hätte

Weitere Kostenlose Bücher