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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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helfen. Sofern Kaz sich lange genug ans Leben klammerte.
    Die Hauptschwierigkeit bestand freilich darin, dass Zavahl keine Gedanken übertragen konnte. Alles müsste über diesen Menschen gelenkt und von ihm laut ausgesprochen werden. Doch das war zu bewältigen, wenn auch lästig, und Zavahl, der während der jüngsten Entwicklungen mit Aethon eng verbunden geblieben war, zeigte sich mehr als bereit. »Kaz hat mir das Leben gerettet, als man mich opfern wollte, und damals hatte ich nicht den Anstand, ihm dafür zu danken. Natürlich will ich alles in meiner Macht stehende tun, um bei seiner Rettung zu helfen. Sagt mir nur, was ich tun soll.«
    Aethon hielt es für besser, nicht daran zu erinnern, dass die Wiederherstellung der Schleierwand die Hauptsache war und die Rettung des Feuerdrachen möglicherweise ein aussichtsloses Unternehmen. Stattdessen lenkte er Zavahl zu den bunten Lichtsäulen und der silbernen Senke, die sie irgendwie in diesen Felsensaal befördert hatte. »Rasch! Wir müssen dieses flache Gerät holen, das Scall gefunden hat. Wir werden es brauchen – ich weiß nicht, warum, aber so ist es.«
     
    Helverien stieg die Wendeltreppe zur Brücke hinauf. Diesmal hatte sie sich für die andere entschieden, um nicht an den Menschen vorbei zu müssen, die oben auf sie warteten. Sie hatte keine Zeit, sich mit deren kleinlichen Sorgen zu befassen und endlose Fragen zu beantworten. Sie hoffte nur, dass sie so vernünftig wären, sich aus allem herauszuhalten. Als sie fast oben angelangt war, sah sie Zavahl auf der Treppe. Sein hastiger Schritt brachte das zierliche Metallgerüst zum Schwingen, dass es klang wie eine Glocke. In der Mitte des Stegs holte er sie ein und drückte ihr einen Gegenstand in die Hand. »Hier«, sagte er. »Das wirst du brauchen.« Sie blickte ihn fragend an, und er zuckte die Achseln. »Aethon sagt, seine Erinnerungen gäben ihm das ein. Er weiß nicht genau, wie, aber das sei das Mittel, um mit dem Auge Zwiesprache zu halten – oder mit dem, was sich dahinter verbirgt.«
    »Danke.« Helverien überlief eine Woge der Erleichterung. Sie hatte gewusst, wohin sich wenden, aber nicht, was es dort zu tun galt. Vielleicht würden sie beide, sie und der Drache, das Rätsel lösen. »Komm mit.« Sie winkte ihm zu folgen und ging voraus auf das lange, schmale Gerüst, das in der Mitte des Stegs im rechten Winkel abzweigte und zu dem großen Auge hinführte. Am Ende befand sich eine weitere hüfthohe Säule aus einem silbernen Metall. Aber diese war breiter, etwa drei Fuß breit, und oben leicht abgeschrägt. Zavahl strich mit den Händen über die geneigte Oberfläche. »Sieh her«, sagte er und zeigte auf eine flache, runde Vertiefung auf der linken Seite. »Das sieht ganz so aus, als würde Scalls rätselhafte Scheibe hineinpassen. Aber was bedeuten all die Zeichen daneben?« Da standen mehrere Dutzend in ordentlichen Längs- und Querreihen, allesamt in Hochprägung. Jedes leuchtete schwach rot.
    Helverien besah sie genauer. »Das sind Schriftzeichen der Alten«, sagte sie.
    »Kannst du sie lesen?«, hörte sie Aethon mit Zavahls Stimme fragen. Sie zuckte die Achseln. »Ich war die Geschichtsschreiberin und Verwalterin der Schriften meines Volkes. Selbstverständlich kann ich sie lesen.«
    Zavahl – oder war es Aethon? – schoss ihr einen tadelnden Blick zu, ehe er fortfuhr, die Säule zu untersuchen. Rechts von den Schriftzeichen befand sich eine kleine Vertiefung, die nach innen gewölbt war. Zavahls Stimme bebte vor Erregung – und diesmal redete er ganz entschieden selbst. »Das sieht genauso aus wie an der Säule im Tempel. Hier hinein gehört der Ring des Hierarchen.« Er machte ein langes Gesicht. »Den wir aber nicht haben.«
    Helverien konnte nicht widerstehen. »Was, diesen hier?«, sagte sie beiläufig. Sie zog den Ring vom Finger und ließ ihn in seine zitternde Hand fallen.
    Er starrte offenen Mundes, erschüttert und ungläubig. »Im Namen Myrials, wie kommst du zu diesem Ring?«, rief er.
    »Denk nicht darüber nach. Es ist eine lange Geschichte. Weißt du ihn zu benutzen?«
    »Selbstverständlich weiß ich das«, antwortete Zavahl barsch. Er steckte den Ring mit der richtigen Seite in die Mulde, der rote Stein schnappte hinein. Sofort verdunkelte sich der Saal. Ein tiefes Brummen, dessen Schwingung man bis ins Innerste spürte, füllte den Raum. Der dunkelrote Rand des Auges hellte sich auf, wurde kupferrot, dann golden, dann blendend gelb und schließlich

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