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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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brauche bestimmt nicht hervorzuheben, dass dir das auch gut tun würde.«
    »Sobald wir Aliana gefunden haben, werde ich etwas essen, das verspreche ich«, antwortete er.
    Gilarra, inzwischen krank vor Angst, starrte Galveron wütend an. Wie konnte er nur da stehen und mit der Heilerin Nettigkeiten austauschen, als wäre dies ein ganz gewöhnlicher Tag? Sie ging kurzerhand voraus, und in ihrer Hast trat sie fast auf die Leute in ihren abgeteilten Lagern. Ein rascher Blick zum Portal ergab, dass das Mädel nicht bei seinen Freunden in dem ungeschützten Areal war. Ärgerlich und unruhig drehte sie sich nach Galveron um, der ihr langsam folgte. »Wo kann sie denn nur sein?«
    »Sie wird wahrscheinlich schon unten in den Höhlen sein und versuchen, ihren Bruder zu sprechen«, sagte er mit einem Anflug von Gereiztheit. »Warum machst du dir unnötig Sorgen? Du weißt, dass sie nicht weit sein kann. Sie wird den Tempel wohl kaum verlassen, nicht wahr?«
    Er führte sie zu dem Durchgang im hinteren Teil des Tempels und an der mit Gesteinsschutt verschütteten Treppe vorbei, die auch jetzt noch ständig bewacht wurde. Gilarra knirschte vor Ungeduld mit den Zähnen, als er stehen blieb und kurz ein paar Worte mit dem Dienst tuenden Soldaten wechselte.
    Komm weiter, Galveron, um Himmels willen! Lass mich nur den Ring holen, dann ist es mir gleich, wenn du mit jedem herumstehst und klatschst.
    Unfähig, noch länger zu warten, ging sie die andere Treppe hinunter, die zu den verzweigten Höhlen unter dem Bauwerk führte. Dort unten herrschte zielstrebige Betriebsamkeit. Leute kochten und wuschen, flickten das wenige Zeug, das man noch besaß, oder arbeiteten die Tempelausstattung für andere Zwecke um. Trotz ihrer Unruhe entging es Gilarra nicht, dass die Stimmung merklich unbeschwerter und fröhlicher war als im Tempel selbst, und sie dachte, dass diese Menschen besser dran waren, weil sie eine sinnvolle Aufgabe hatten, die der ganzen Gemeinschaft nutzte, anstatt herumzusitzen und darüber zu brüten, was sie alles verloren hatten.
    »Weißt du«, bemerkte sie zu Galveron, als er zu ihr aufschloss, »da wir anscheinend für längere Zeit hier festsitzen, sollten wir versuchen, die Menschen mit nützlichen Arbeiten zu beschäftigen.«
    Er nickte. »Du hast Recht. Vielleicht kann ich ein paar meiner Männer dazu heranziehen, einen Waffenplatz einzurichten, dann könnte jeder, der es wünscht, im Kampf geschult werden.«
    Du kannst sie schulen, so viel du willst, sie werden uns dennoch nicht von den geflügelten Ungeheuern befreien können.
    Das war Gilarras ständige Sorge. Ganz gleich wie sehr sie sich darum bemühte, sie sah keine Zukunft. Irgendwann würden ihnen die Vorräte ausgehen, dann hätten die Menschen die Wahl, den Tempel zu verlassen, um in Tiaronds Straßen einer nach dem anderen zerrissen zu werden, oder zu bleiben und wie die Ratten in der Falle zu verhungern.
    Zunächst aber drängten andere Schwierigkeiten, und sie begann mit Galveron systematisch die Gewölbe und Höhlen unter dem Tempel zu durchsuchen. Aliana war nicht in der Badehöhle, wo Menschen und Kleider in dem Wasserstrom gewaschen wurden, der durch eine Reihe kleinerer Fälle und Teiche verlief. Noch befand sie sich in der Höhle des großen Sees, der den Trinkwasservorrat für die Stadt und nun für die Flüchtlinge bildete. Von dort aus nahmen sie einen Seitentunnel zu den Höhlen, die zum Wohlergehen der Künstler und Schriftenverwalter, die früher dort gearbeitet hatten, einige Feuerstellen aufwiesen – die alten Bücher und Schriftrollen, die unschätzbaren, Jahrhunderte alten Urkunden, die Werkzeuge der Künstler, das Blattgold, die Edelsteine, die Farben, die Schnitzereien, das getriebene Silber und Gold, der Samt, der Atlas und die Seiden: das alles war gewissenhaft an einen anderen Ort gebracht worden. Die Schneider und Näherinnen hatten ihre eigene Höhle und arbeiteten hart daran, die kostbaren Wandteppiche in Decken und die dicken Vorhänge, Altardecken und bestickten Priesterroben in Kleider für die Flüchtlinge umzuschneidern.
    In Telimons Herrschaftsbereich waren die Werktische der Künstler geschrubbt worden und dienten jetzt der Zubereitung von Speisen in beträchtlicher Menge. Aber von Aliana war keine Spur. Auf ihre Nachfrage antwortete der Hauptkoch, er habe sie vor einiger Zeit gesehen. »Ja, sie hat Hafergrütze gegessen und es außerdem geschafft, mir etwas Speck abzuschmeicheln.« Er runzelte die Stirn. »Ich war

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