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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Wenn Schnee fällt, retten sie immer jemandem das Leben. Darum achten alle Sippen sie als allgemeinen Besitz. Der Häuptling, der so dumm wäre, auf einen davon alleinigen Anspruch zu erheben, wäre, ehe er sich’s versieht, von den übrigen Sippen unterjocht. Wenn es natürlich zu einem Kampf kommt«, fügte er schief lächelnd hinzu, »hat der, der den Turm als Erster einnimmt, einen großen Vorteil.«
    »Ich kann dir nicht sagen, wie froh ich bin, dass wir diesen als Erste eingenommen haben«, sagte Seriema.
    Die Krieger richteten sich für die Nacht ein, und die heikle Lage fand sie nicht unvorbereitet. Wann immer die Rotten ausritten, trug jedes Pferd eine in geölte Haut gewickelte Decke, die dadurch trocken blieb, einen Wasserbeutel und einen kleinen Sack mit Essen, und ganz sicher hatten sie das schon viele Male zuvor getan, denn jeder erledigte still und einwandfrei die ihm zugeteilte Aufgabe. Entlang einer Wand breiteten einige die Decken aus. Andere machten sich am Feuer zu schaffen, indem sie das Essen zurechtlegten, und eine dritte Gruppe war in einer Ecke damit beschäftigt, die Verletzten zu versorgen. Zusammen mit dem Feuerschein ergab sich ein behagliches, fast häusliches Bild, wären da nicht die Bestien gewesen, die draußen nach ihnen lechzten.
    Cetain suchte der frierenden, durchnässten Seriema einen Platz am Feuer, und die Männer rückten für sie zur Seite. Als sie die Hände zum Feuer streckte, begann aus ihren Kleidern Dampf aufzusteigen. Sie konnte sich unmöglich vor all den Männern entkleiden, und ohnehin hatte sie nichts zum Wechseln bei sich, aber sie hoffte, dass am Ende doch alles trocknen würde. Einer der Krieger reichte ihr etwas zu Essen, und sie nahm es dankbar an. Noch nie hatten ihr Haferkuchen und Käse so gut geschmeckt, wenn sie auch in diesem Moment nichts sehnlicher herbeiwünschte als eine schöne, heiße Tasse Tee.
    Das Essen und die Wärme machten sie schläfrig, und bald merkte sie, wie sie einnickte. Sie wandte sich an Cetain, der leise mit seinen Männern sprach. »Wo werde ich schlafen?« Es kam ein unanständiges Lachen von ein oder zweien, und für einen Moment durchzuckte Seriema die Angst. Das Bild von ihrem Peiniger schoss ihr durch den Kopf, wieder durchlebte sie die Schmerzen, die Hilflosigkeit, die Erniedrigung, und es überkamen sie Zweifel.
    Hat Tormon Recht gehabt? Ist es ein schrecklicher Fehler gewesen, mit diesen rohen, ungesitteten Menschen hierher zu kommen?
    Doch Cetain bedachte die Männer der Reihe nach mit einem eisernen Blick, und in der plötzlich folgenden Stille fasste sie wieder Mut.
    Bedenke, wer du bist, Seriema. Wenn du dich von diesem Haufen niedrig gesinnter, lüsterner Rüpel einschüchtern lässt, brauchst du nie wieder zu hoffen, ihre Achtung zu erlangen.
    Und die Geste des Häuptlingssohnes aufgreifend, hob sie das Kinn und beehrte die Missetäter mit jenem höchst gebieterischen Blick, der selbst den Hierarchen Zavahl bange gemacht hatte. Nun waren es die Männer, die die Augen niederschlugen oder fortsahen. Lange hielt sie das nicht durch, aber lange genug, um sich durchzusetzen. Dabei war sie so klug zu begreifen, dass sie nur davonkam, weil sie unter Cetains Schutz stand.
    Er geleitete sie in eine stille Ecke unweit des Kamins und gab ihr zwei Decken. »Hier, Mädchen. Du kriegst meine noch dazu. Ich werde mit meinen Männern an der Tür Wache halten.« Er lächelte sie an. »Du wirst von den Burschen keinen Unsinn mehr hören, dafür sorge ich. Mach dir keine Sorgen – als ich dich bat, mitzukommen, habe ich versprochen, auf dich Acht zu geben, und das werde ich tun.«
    Seriema seufzte. Sie war zu alt für Märchen vor dem Schlafengehen. »Sieh mal, Cetain – ich weiß es zu schätzen, dass du soeben eingeschritten bist, aber was die Ungeheuer draußen angeht, so sollten wir uns nichts vormachen. Wenn sie es schaffen, hier einzudringen, wirst du weder mich noch dich selbst oder irgendeinen deiner Männer retten können.«
    Der Krieger runzelte die Stirn. »Das mag wohl wahr sein. Schließlich kennst du die Biester besser als ich. Aber es zahlt sich sicherlich aus, die Dinge nüchtern zu betrachten, um keine bösen Überraschungen zu erleben, und die Hoffnung nicht aufzugeben ist genauso wichtig, wenn wir diese schreckliche Zeit überstehen wollen.«
    Seriema dachte einen Moment lang darüber nach. Ohne Hoffnung wäre sie am Ende nicht aus Tiarond entkommen. Ohne Hoffnung könnten sie sich jetzt ebenso gut hinlegen und

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