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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Führungsleine, schlang sie sich einmal um die Hand und zog ihn mit aller Kraft zurück. Cetain wehrte sie ab, riss so kräftig an dem Seil, dass es ihr die Hand quetschte. »Lass los!«
    »Flieh, du Narr!«, kreischte Seriema. »Befiehl deinen Männern zu fliehen. Du kannst diese Bestien nicht besiegen. Wir müssen zum Turm – es gibt keinen anderen Ausweg.«
    Cetain zögerte nur den Bruchteil eines Augenblicks, und ein neuer Schrei gellte durch die Nacht, als ein Krieger niedergerissen wurde. Die Reiter irrten ratlos durcheinander, nicht gefasst auf diesen tödlichen Angriff aus der Luft und einen Feind, der vor dem schwarzen Himmel kaum zu erkennen war. »Weiter«, brüllte Seriema. »Zum Turm!«
    Sie tat, als wollte sie losreiten, aber Cetain hielt sie zurück. »Dort entlang«, schrie er und zog sie hinter sich her in eine andere Richtung. »Folgt mir, Rotten! Rückzug!«
    Es wurde ein verzweifelter Wettlauf gegen einen Feind, der stärker, schneller und tödlich war. Einmal wurde Seriema fast vom Pferd gestoßen von einer großen, schwarzen, ledrigen Schwinge. Noch zweimal gab es einen schrillen Schrei, wenn die Räuber einen Krieger aus dem Sattel rissen, aber jedes Mal, wenn sie sich einen geholt hatten, wusste Seriema, dass wieder einige Ungeheuer ihren Angriff abbrachen, um zu fressen.
    Myrial sei Dank, es hat nicht mich getroffen.
    Es war unmöglich, diesen beschämenden Gedanken zu verbannen.
    Den Flüchtenden half der Sturm, der den Ungeheuern das Zielen erschwerte und sie aus der Flugbahn stieß; desgleichen die Pferde, denen diese fremde, grässliche Gefahr solchen Schrecken einjagte, was sie zu unglaublicher Schnelligkeit aufstachelte. Seriemas Hals war wie zugeschnürt, während sie über die unwirtliche Heide rasten, immer in der Angst, ihr Pferd könnte sich mit einem Huf in einem Kaninchenloch verfangen und stürzen und sie beide in den Tod reißen, aber die kleinen Pferde waren trittsicher und mit dem Gelände vertraut, und bisher schaffte es jedes, auf den Beinen zu bleiben. In Seriemas Kopf hämmerte unaufhörlich ein Kehrreim des Schreckens.
    Nicht noch einmal, nicht noch einmal – ach, lieber Myrial, nicht noch einmal …
    Es war so schwer gewesen, aus Tiarond zu entkommen, und so mühsam der Ritt bis zur Festung der Rotten, aber einmal dort angekommen, hatte sie sich sicher gefühlt, zum ersten Mal seit dem Abend des Großen Opfers. Es war zu grausam, dass ihr nur eine kurze Atempause vergönnt gewesen war, und nun schwärmten die entsetzlichen Ungeheuer in die ganze Welt aus, und man würde nirgends mehr sicher sein.
    Seriemas Pferd blieb so ruckartig stehen, dass sie fast vornüber gestürzt wäre. Durch das Heulen des Sturms hörte sie Cetain schreien. »Hier ist es! Duck dich, Seriema!« Dann ging es weiter. Die Pferde drängten sich durch eine schmale Öffnung und prallten, in ihrer Hast zu entkommen, gegeneinander. Seriema beugte sich weit nach vorn, drückte ihr Gesicht in die triefende Mähne ihres Reittiers, stieß sich heftig das Knie an einer Mauerkante und dann war das laute Getrappel der Hufe auf Stein zu hören, und sein hohles Echo von den nahen Wänden. Die übrigen Krieger drängten hinter ihr herein und schoben sie weiter, und wie sie nach der Führungsleine tastete, merkte sie, dass sie Cetain in dem Getümmel verloren hatte. Das einzig Vernünftige war jetzt den Kopf unten zu behalten, sich nicht an der Decke zu stoßen, und auf dem Pferd zu bleiben, um nicht niedergetrampelt zu werden.
    Jemand zündete eine Fackel an, offenbarte ein Gewühl von Pferden, die die Ohren angelegt hatten, die Mähne schüttelten und mit den Augen rollten. Ein paar Reiter machten sich über ihre zerfetzten Umhänge lustig, und etliche hatten Rücken und Schultern aufgerissen, Blut schimmerte in dem rauchigen Licht. Hinter Seriema führte eine lange Rampe zu einem schweren Holztor, und sie konnte Cetain und eine Hand voll Männer sehen, die abgesessen waren und versuchten, diesen einzigen Schutz, der noch zwischen ihnen und den Bestien draußen lag, zu verriegeln und verkeilen.
    Jemand fasste sie am Arm, dass sie gewaltig zusammenfuhr. »Hier hindurch, Mädchen. Wollen uns ein wenig Platz schaffen.« Ein grauhaariger, narbiger Rotte deutete auf einen anderen Bogen hinter sich, und Seriema merkte, dass sie nur in einer Art Vorraum zu dem eigentlichen Keller standen. Einer nach dem anderen saßen die Reiter ab und führten ihre Pferde hinein. Sie war soeben im Begriff, es ihnen gleich zu tun,

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