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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Wahnsinn noch weiter gedieh? Kurz war er hin und her gerissen zwischen dem Drang, sie vor ihrer eigenen Dummheit zu beschützen, seiner Neugier zu erfahren, was sie vorhatte, und der Angst, er könnte durch sein Einschreiten überhaupt erst herbeiführen, dass man sie beide mit gestohlenem Essen in den Taschen erwischte.
    Während er mit seiner Unentschlossenheit rang, brachen zwei kleine Kinder aus einem nahen Flüchtlingsabteil hervor und sausten auf den müden Wächter zu. Das vordere stolperte über eine geborstene Steinplatte und purzelte laut weinend hin. Der Wächter rannte, um es aufzuheben, als im selben Moment die junge hübsche Mutter angeschossen kam, um ihren Sprössling zu retten. Packrat merkte plötzlich, dass er Aliana aus den Augen gelassen hatte, drehte sich rasch um – aber sie war verschwunden. Als alle anderen abgelenkt waren, hatte sie sich hinter die Gittertür verzogen.
    Nun, diese Masche würde auch zweimal gelingen. Der Wächter half der Mutter, ihren schluchzenden Jungen zu trösten – und machte sich nebenbei ein wenig an sie ran –, also bewegte sich Packrat, nachdem er ein paar Augenblicke gewartet hatte, zu der Tür hinüber und duckte sich dahinter. Vor ihm lag nichts weiter als ein schmaler Durchgang und dahinter schwärzeste Dunkelheit. Nun, das machte nichts. Er war in seinem Leben schon an vielen unbeleuchteten Orten gewesen und immer zurechtgekommen. Schleunigst, ehe der Wächter zurückkehrte, tauchte er ins Dunkle.
    Ein zischendes Geräusch und ein lautes Klicken ließen ihn mit einem stillen Fluch auf den Lippen herumfahren. Das Licht vom Tempel war mit einem Mal verschwunden, wie um ihn von der ihm bekannten Welt abzuschneiden. Er machte ein paar zögerliche Schritte und stieß mit den Fingern gegen eine vollkommen glatte Wand. Von dem Durchgang war nichts mehr zu sehen, und obwohl kein Grauer Geist vor dem Dunkeln Angst hatte – sonst würde er in seinem Geschäft nicht lange überleben –, machte ihn das Gefühl eingeschlossen zu sein, doch ganz unruhig. Außerdem ärgerte es ihn, dass er vor lauter Eile, Aliana zu finden, in eine Falle geraten war.
    Von wegen Kinderspiel, ein Scheißspiel war das!
    Packrat wusste nichts von den Beschränkungen, unter denen der Hierarch dieses finstere Portal durchschreiten musste, und wenn, dann hätten sie ihn nicht gekümmert. Er grub in seinen Taschen und fand Zunder, Eisen, Feuerstein und eine Kerze – die übliche Ausrüstung seines Handwerks – und machte Licht. Zu seiner Überraschung spiegelte sich die Flamme milde in der Wand, die aus einem glatten, dunklen Metall mit einem bläulichen Schimmer gemacht war. Er wollte sie soeben näher untersuchen, als auf einmal sein Magen einen Sprung tat und er zu fallen glaubte, obwohl er den Boden noch unter den Füßen hatte. Er verlor das Gleichgewicht und ließ die Kerze fallen, die sofort erlosch. Wieder umgab ihn schwarze Finsternis, diesmal durchsetzt von dem roten und grünen Nachbild der Kerzenflamme. Er streckte vorsichtig die Hand aus, stieß gegen die Wand und spürte die Hitze der Reibung wie von einem Seil, da die Fläche aufwärts sauste. Er blieb mit rasendem Herzen, wo er war, nämlich flach am Boden, bis ein Ruck ihm sagte, dass er sich nicht mehr bewegte.
    »Bei Myrials mörderischen Zehennägeln!« Nachdem er vorsichtig nach der Wand getastet hatte, ob sie auch wirklich stillhielt, begann Packrat auf allen Vieren zu kriechen und nach der Kerze zu suchen, die weggerollt sein musste. Das war der Augenblick, wo er befand, dass das ganze Abenteuer ausuferte und dass er dieser elenden Aliana, sofern er sie fände, gehörig den Kopf waschen würde, darauf konnte sie sich verlassen. Er rief versuchsweise ihren Namen, aber nur leise, denn er hatte keine Ahnung, wer hier sonst noch sein mochte. Es kam keine Antwort, womit er ungefähr gerechnet hatte.
    Wieder gab es ein Klicken und das Zischen eines Luftstroms. Packrat konnte noch immer nichts sehen, aber er hätte wetten können, dass sich die Tür wieder geöffnet hatte. Jedoch hatte er in der Dunkelheit völlig die Orientierung verloren, und da es nicht einmal einen Funken Licht gab, um ihn zu führen, wusste er nicht im Mindesten, wo sich der Ausgang befand.
    Jedenfalls wollen sie nicht, dass die Leute sehen, wie es hier unten aussieht, und ich frage mich, was sie wohl zu verbergen haben.
    Kurz darauf ertasteten seine Finger das glatte Wachs der Kerze, und er seufzte erleichtert auf. Inzwischen hatte er genug von der

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