Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
Vom Netzwerk:
sterben. Sie holte tief Luft und straffte die Schultern. »Cetain«, sagte sie, »du hast vollkommen Recht.«

 
     
    Packrat hatte nichts gegen das Stehlen oder Herumschleichen, und normalerweise machte es ihm auch nichts aus, irgendwohin zu gehen, wo er nicht sein durfte. Dieser letzte Streich allerdings war recht schnell aus dem Ruder gelaufen.
    Diese Aliana! Wie oft ist sie schon über mich hergefallen, weil ich wo gewesen bin, wo’s verboten war, und Sachen genommen habe, die ich nicht sollte – und jetzt geht sie hin und macht so eine verdammte Dummheit!
    Aber sie hatte ihn bei den Grauen Geistern aufgenommen, und während der ganzen Zeit hatte sie ihn kein einziges Mal im Stich gelassen. Obwohl sie entschlossen schien, ihm zu entwischen, hatte er nicht die Absicht, sie jetzt aufzugeben, ganz gleich, in welchen Schwierigkeiten sie steckte.
    Er hatte sie in den Tempel zurückkehren sehen, aus dem einfachen Grund, weil er, Hierarchin hin oder her, keine Lust verspürte, seine Tage beim Scheuern der Aborte zu verbringen, und so hatte er sich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit dünne gemacht. Er war im Tempel auf der Lauer gelegen, unauffällig im Gedränge der Flüchtlinge, als Aliana mit Galveron und der Frau, die sie mitbrachten, zu Kaitas Krankenzimmer ging. Packrat war lieber geblieben, wo er war, als einzudringen, wo man ihn nicht leiden konnte. Beim letzten Mal, als er versucht hatte, dort hineinzugehen, war er von einem der Gehilfen rausgejagt worden, mit einem Besen, und gesundheitsschädlich hatte man ihn geschimpft – was immer sie damit meinten. Ihm war nicht sonderlich bewusst gewesen, dass er ständig ein Auge auf die Tür hatte, aber dann hatte er Aliana wieder herauskommen sehen und gleich gewusst, dass etwas nicht stimmte. Anstatt zu kommen und nach ihren Gefährten zu sehen, war sie an der gegenüberliegenden Wand entlang geschlichen und in dem Durchgang verschwunden, der nach unten führte. Wäre sie dabei nicht so heimlichtuerisch gewesen, er hätte einfach geglaubt, sie wollte ein bisschen was zu essen schnorren, aber da ging mehr vor sich, ganz klar. Von Neugier getrieben und kein bisschen besorgt, war er ihr die Treppe hinunter gefolgt.
    Als er sie mit Telimon reden sah, dachte er schon, er hätte sich über ihr verdächtiges Benehmen getäuscht – bis er sah, welche Menge sie stahl. Er war bestürzt und zornig, nicht weil er gegen ein bisschen Stibitzen hier und da echte Bedenken hätte, sondern weil sie ein wahnsinniges Wagnis einging. Wie konnte sie es wagen, sich so in Gefahr zu bringen, ganz zu schweigen von ihren ahnungslosen Freunden! Zum ersten Mal verstand er, wie sie sich fühlte, wenn er so etwas tat – und das Gefühl war nicht sehr angenehm.
    Tja, der Schaden war angerichtet. Das Essen war gestohlen, und es gab nichts, was er dagegen tun konnte. Aber Packrat wusste auch, dass Aliana eine solche Dummheit nicht ohne einen verdammt guten Grund beging, und wenn man eins und eins zusammenzählte – das Meiden der Freunde, das Fortschleichen, die gestohlene Nahrungsmenge –, dann wurde mehr und mehr klar, dass sie entschieden nichts Gutes im Schilde führte.
    Die Anführerin der Grauen Geister hatte soeben noch mit Telimon geplaudert, ganz hehre Unschuld, während sich ihre Taschen von dem gestohlenen Essen ausbeulten. Jetzt machte sie sich aus dem Staub, also klaute sich Packrat ohne nachzudenken ein paar Würste, Käse und Pfannkuchen. Wo immer Aliana hin wollte, er würde hinterherlaufen, und wenn sie dabei Vorräte brauchte, dann er ebenfalls. Er verschwand aus dem Raum so unauffällig, wie er hineingekommen war, und sah sich nach ihr um.
    Packrat war verblüfft, als er sie wieder hinaufgehen sah. Was hatte sie jetzt vor? Da oben konnte man sich nirgends verstecken! Hier unten in den Höhlen hätte man eine Menge Möglichkeiten. Am Ende der Treppe angelangt, glaubte er für einen Moment, sie in der dichten Menge mit all dem lauten Hin und Her verloren zu haben. Dann entdeckte er sie plötzlich, wie sie sich an der rätselhaften – und wertvollen – silbernen Gittertür vorbeischlich, zu der niemand gehen durfte außer der Hierarchin. Es stand ein Wächter da, aber der schien seine Aufgabe nicht allzu ernst zu nehmen. Er sah schläfrig, unaufmerksam und zu Tode gelangweilt aus, und Packrat war sich ziemlich sicher, dass er sich an Aliana anschleichen könnte, ohne ungewollte Aufmerksamkeit zu erregen. Vielleicht sollte er sie einholen und aufhalten, bevor dieser

Weitere Kostenlose Bücher