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Der Schattengaenger

Der Schattengaenger

Titel: Der Schattengaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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beiläufig wirkende Begegnung zu nutzen, war ein genialer Schachzug gewesen.
    Besser hätte er es sich nicht wünschen können. Er hatte sich  ihr Vertrauen erschlichen, hatte ihr glaubwürdig die faustdicke Lüge aufgetischt und auch noch wie selbstverständlich das Steuer ihres Peugeots übernommen.
    Nachdem er seinen eigenen Wagen in einem anderen Stadtteil abgestellt hatte, wo er mit ein bisschen Glück zunächst einmal niemandem auffallen würde, war er mit dem Bus hierhergefahren. Viel zu früh, weil das Lampenfieber ihn getrieben hatte. Eigentlich hatte er vorgehabt, noch einmal die Gegend abzugehen, um bloß im entscheidenden Moment nicht von einer neu eingerichteten Baustelle oder einer unbekannten Straßensperrung überrascht zu werden.
    Er würde es der Polizei so schwer wie möglich machen. Später würde kein Hahn mehr nach dem krähen, was er jetzt zu tun gezwungen war. Imke würde seine Handlungen als das begreifen, was sie waren: Zeichen seiner Leidenschaft für sie. Niemand würde ihn dafür zur Verantwortung ziehen.
    Und für den Tod der Putzfrau? Und den des Bussards?
    Was für eine Rolle spielten sie schon in dem Drama um Romeo und Julia, diesem ewig wahren, großartigen Stück, für das Imke und er hätten Modell stehen können?
    »Hörst du was?«, fragte das Mädchen ihn und lauschte mit schräg geneigtem Kopf.
    Doch da konnten keine Nebengeräusche sein, denn der Wagen war vom Kühler bis zum Heck in Ordnung. Manuel selbst hatte ihn gründlich durchgecheckt. Er hörte nur eines und das war sein Herzschlag, heftig, stark und eine Spur zu schnell.
    Dam … dabadam … dabadabadam …
    Wie leicht ihr das Du von den Lippen ging, nach allem, was sie hinter sich hatte. Wie vertrauensselig sie war. Fast tat es ihm leid, dass er ihr nun wieder Schmerzen zufügen musste. Sie hatte einfach Pech.
    »Ich bin mir nicht ganz sicher«, antwortete er. Dabei war er sich selten so sicher gewesen.
     

Kapitel 26
    mke nahm sich Zeit für den Abschied. Sie frühstückte in aller Ruhe, dann packte sie ihre Sachen ins Auto und beglich die Rechnung. Vor der Abreise wollte sie noch einen letzten Spaziergang machen.
    Der Frühling leuchtete auf den Wiesen und überzog die Schieferhäuser mit einem matten Schimmer. Imke genoss den lauen Wind, der über die Felder wehte, und blieb eine Zeit lang auf einem moosbewachsenen Baumstumpf sitzen. In ein paar Stunden würde sie wieder zu Hause sein.
    Sie hatte niemandem Bescheid gesagt. Sie wollte Tilo und Jette überraschen. Vielleicht wäre es gut, dachte sie, sich schon einmal eine Erklärung für den Kommissar zurechtzulegen. Sie hatte ihn seit ihrem gemeinsamen Essen nicht mehr gesehen, und sie vermisste ihn. Sie hatte keine Ahnung, wie sie damit umgehen sollte.
    Kommt Zeit, kommt Rat, pflegte ihre Mutter zu sagen. Und damit hatte sie recht. Viele der alten Weisheiten stimmten, man musste nur lernen, sie wieder zu verstehen.
    Im Ort besuchte sie ein letztes Mal ihr Lieblingscafé und setzte sich an einen der Tische im Garten. Überall zwischen den alten Buchen wuchs und rankte es grün durcheinander. Hier und da waren ein paar Farbtupfer, das dunkle Blau einer Klematis, das samtene Rot eines Rosenstrauchs, das blasse Gelb eines Geißblatts. An jedem der Tische hatte Imke schon gesessen, an jedem umhergeschaut und nachgedacht.
    Mit ihrem Roman war sie gut vorangekommen, doch zum ersten Mal war sie nicht glücklich darüber. Sie hatte Angst, weiterzuerzählen. Solange sie die Ebenen nicht trennen konnte, war jedes Wort gefährlich.
    Seufzend schlug sie die Zeitschrift auf, die sie aus dem Ständer neben der Kuchentheke genommen hatte, und vertiefte sich in die Lektüre eines Artikels über Wohnen und Kunst. Sie zwang sich, nicht in Eile zu verfallen. So konnte sie die Freude auf zu Hause länger auskosten.
     
    Er war nicht sehr gesprächig, was ihn aber nicht unsympathisch machte. Er konzentrierte sich aufs Fahren, beschleunigte, verlangsamte und schien auf jedes noch so kleine Geräusch zu achten. Ich beglückwünschte mich dazu, ihn getroffen zu haben. Es ersparte mir Zeit.
    Vielleicht konnte ich dem Kommissar die Erlaubnis abluchsen, am Wochenende meine Mutter zu besuchen. Merle und ich hatten noch keine richtige Tour mit dem neuen Wagen gemacht. Das Sauerland wäre nicht das schlechteste Ziel und die hügeligen, gewundenen Straßen reizten mich sehr. Aber eigentlich glaubte ich nicht daran, dass der Kommissar ein Einsehen haben würde. War es nicht genau das, was der

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