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Der Schattengaenger

Der Schattengaenger

Titel: Der Schattengaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Immerhin spazierte er (in diesem Augenblick?) bereits draußen auf dem Grundstück herum. »Und wenn …«
    »Tilo …«
    Er legte den Arm um sie und spürte, wie sie bei der Berührung am ganzen Körper zu schlottern begann.
    »Er hat sich zu erkennen gegeben. Er nennt sich der Schattengänger.«
    In diesem Augenblick konnte Tilo ihr Entsetzen nicht nur hören und fühlen, er konnte es auch schmecken.
    Schattengänger.
    Er wusste nicht, was das Wort so furchtbar machte, er spürte nur, dass Imke in Gefahr war. Und er war außerstande, sie zu beschützen.
     

Kapitel 8
    Bert Melzig klopfte kurz an und öffnete die Tür. Der Chef saß am Schreibtisch und sah ihm grimmig entgegen. Er war schnell gereizt und ließ das jeden sofort spüren. Was ihn diesmal zur Weißglut gebracht hatte, würde Bert in den nächsten Sekunden erfahren.
    »Guten Morgen, Chef.«
    Man musste aufpassen, dass man nicht zu viel Fröhlichkeit oder Optimismus in die Begrüßung legte. Das konnte von einem waschechten Vollblutcholeriker wie dem Chef als Provokation gewertet werden.
    »Guten Morgen?« Der Chef kniff die Augen zusammen. »Haben Sie die Zeitung gelesen, Melzig?«
    Das hatte Bert beim Frühstück versucht, aber die Kinder hatten sich gestritten, ein Glas war umgekippt, Orangensaft hatte sich über den Tisch ergossen und von da aus in einem kalten Schwall über Berts Hose.
    Das war es dann gewesen mit gemütlichem Frühstück und Zeitungslektüre.
    »Nein? Dann haben Sie was verpasst, das haarsträubende Ergebnis einer Umfrage nämlich: Siebenundachtzig Prozent aller Bürgerinnen und Bürger unserer Region halten die Polizeiarbeit für ineffektiv, dreiundfünfzig Prozent unterstellen Polizeibeamten Anfälligkeit für Korruption und nur neununddreißig Prozent fühlen sich von der Polizei ausreichend geschützt. Wollen Sie noch mehr hören?«
    Das wollte Bert auf keinen Fall, und so schüttelte er den Kopf, vielleicht ein wenig zu eifrig.
    »Sollten Sie aber. Jeder vierte Bürger ist der Ansicht, unser Polizeiapparat sei aufgebläht und müsse verschlankt werden. Jeder zweite Bürger hat bereits negative Erfahrungen mit der Polizei gemacht. Und die linken Buschtrommeln palavern wieder von der Existenz eines Polizeistaats. Was sagen Sie dazu?«
    Anklagend sah er Bert ins Gesicht. Er hatte ihm noch immer keinen Platz angeboten. Bert setzte sich einfach hin.
    »Das verschlägt Ihnen wohl die Sprache?«
    Als wäre Bert persönlich für sämtliche Missstände verantwortlich und als ginge es hier um wirkliche Fakten.
    »Das ist doch bloß eine Umfrage, Chef.«
    »Bloß eine Umfrage?« Jetzt lief der Chef zur Höchstform auf. Er warf die Zeitung auf den Schreibtisch, als hätte er sich an ihr die Hände beschmutzt. Auf seiner Stirn erschienen die wohlbekannten Wutfalten, die schon tiefe Linien in seine Haut eingraviert hatten. »Das kann uns den Kopf kosten, Mann!«
    Der Chef liebte es theatralisch. Er erging sich gern in Übertreibungen. Bert fragte sich, wie wohl das Familienleben dieses Mannes aussehen mochte. Spielte man zu Hause seine Dramen mit?
    »Wir müssen unser Image aufpolieren, Melzig. Es dürfen uns keine Pannen mehr unterlaufen. Unsere Ermittlungsarbeit muss tadellos sein.«
    Solche Gespräche fanden in längeren und kürzeren Abständen immer wieder statt, ohne dass ihnen irgendwelche Konsequenzen gefolgt wären. Diesmal allerdings blieben die üblichen Ermüdungserscheinungen bei Bert aus. Die Wendung kam ihm sogar gelegen. Er berichtete von Imke Thalheim.
    Der berühmte Name wirkte wie ein Zauberwort. Der Chef  beruhigte sich. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und hörte aufmerksam zu.
    »Hat sie Anzeige erstattet?«, fragte er, als Bert fertig war.
    »Noch nicht.«
    Anzeige gegen Unbekannt war nichts Halbes und nichts Ganzes, nicht Fisch, nicht Fleisch, das wusste auch der Chef. »Sollte sie aber. Damit wir aktiv werden können.«
    »Aktiv?«
    Dieses Wort war nur gefallen, weil es sich bei Imke Thalheim um eine prominente Persönlichkeit handelte, denn eigentlich hatten sie nichts, aber auch gar nichts in der Hand, was ein Eingreifen, wie auch immer, gerechtfertigt hätte.
    »Sie wissen schon, das Übliche. Halten Sie Kontakt, nehmen Sie ihre Ängste ernst, sichten Sie das Beweismaterial - Himmel, Melzig! Muss ich Ihnen erklären, wie Ihre Arbeit geht?«
    Bert verkniff sich eine passende Antwort und stand auf.
    »Die Dame verfügt über jede Menge wichtiger Kontakte, Melzig. Und sie steht in der Öffentlichkeit.« Der

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