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Der Schattengaenger

Der Schattengaenger

Titel: Der Schattengaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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In einer Stunde dann.«
    Margot bedachte ihn mit einem verächtlichen Blick, stieß sich vom Kühlschrank ab und begann, mit ohrenbetäubendem Geschirrklappern die Spülmaschine auszuräumen.
    Bert zog seinen Mantel von der Garderobe, verließ ohne ein weiteres Wort das Haus, setzte sich in seinen Wagen und machte sich auf den Weg.
     

Kapitel 2
    Merle verliebte sich auf den ersten Blick in das Haus. Sie hatte das Gefühl, niemals mehr woanders leben zu können. Das Sonnenlicht ließ den Sandstein warm aufleuchten. Auf den Bäumen und Sträuchern, hinter denen Haus, Scheune und Stall verborgen waren, zeigte sich bereits ein zaghafter grüner Schimmer. Der Vorgarten war übersät mit wilden Narzissen.
    Sie waren ein bisschen früher gekommen, um sich ungestört einen ersten Eindruck zu verschaffen. Hoffentlich ließ Alice Morgenstern noch eine Weile auf sich warten. Merle hatte das Bedürfnis, die Bilder in Ruhe auf sich wirken zu lassen.
    Der Bauernhof war so gebaut, dass er ein Viereck bildete und einen Innenhof umschloss, in den man von außen keinen Einblick hatte. Drum herum war viel Platz. Auf dem noch winterdürren Gras standen hier und da vergessene Gerätschaften. Eine Leiter, eine rostige Schubkarre, ein abgehalfterter Rasenmäher, ein paar Eimer mit und ohne Henkel, zwei stumpfe Sicheln.
    »Dornröschenschlaf«, murmelte Jette.
    Merle hob einen blassen Tontopf auf. Er fühlte sich kalt an, als hätte er den ganzen langen Winter in sich gespeichert. Behutsam setzte sie ihn wieder ins Gras.
    Das hier war das Paradies. Keine direkten Nachbarn. Der ideale Ort für die Treffen der Tierschutzgruppe und bestens geeignet, um den aus den Versuchslaboren befreiten Tieren für  ein, zwei Tage Unterschlupf zu gewähren, bis man geeignete Pflegefamilien gefunden hätte.
    Der Hof wirkte verlassen. Die ersten Anzeichen von Verwahrlosung waren nicht zu übersehen. Aber das machte nichts. Sie würden ihn schon wieder auf Vordermann bringen.
    »Komisch, dass das Haus leer steht.« Jette spähte in eines der unteren Fenster. »Man sollte doch meinen, um so ein Goldstück würden die Mieter sich reißen.«
    In diesem Moment hörten sie ein Auto heranfahren und drehten sich um.
    Alice Morgenstern trug ein dunkles Kostüm mit einer lachsroten Bluse und spitze schwarze Schuhe mit hohen Absätzen. Sie hatte ihr schulterlanges braunes Haar im Nacken mit einer silbernen Spange zusammengefasst und musterte die Mädchen über eine randlose Lesebrille hinweg, bevor sie eine schmale weiße Hand ausstreckte und sich zu einem Lächeln entschloss. Ihr Alter ließ sich schlecht schätzen. Sie konnte Mitte zwanzig, aber ebenso gut auch zehn Jahre älter sein.
    Ihre Lippen waren sorgfältig nachgezogen und glänzten feucht. Ihre Haut war sehr hell und schimmerte wie Porzellan. Sie nahm die Lesebrille ab und schob sie sich ins Haar. Ihre Fingernägel waren lang wie Büroklammern und mit einem glitzernden Muster bemalt. Sie trat einen Schritt beiseite und gab den Blick auf ihren Begleiter frei.
    »Mein Kollege«, stellte sie ihn vor. »Lukas Tadikken.« Wow, dachte Merle. Den musste sie sich genauer angucken.
    Auf den ersten Blick schien er nicht zu seiner Kollegin zu passen. Der zweite Blick bestätigte diesen Eindruck. Er war eher nachlässig gekleidet. Das Blau seines T-Shirts war ausgeblichen, seine Jeans waren an den Knien abgewetzt und die Turnschuhe fleckig und ausgetreten. Einziges Zugeständnis  an seine Funktion als Makler war sein Sakko. Allerdings war es eher eine Mischung aus Sakko und Hemd, aus verwaschenem grauen Leinen und ziemlich zerknautscht.
    »Hallo.« Lukas Tadikken schenkte Merle und Jette ein breites Grinsen.
    »Sie sind nur zu zweit?«, fragte Alice Morgenstern und sah sich suchend um. Anscheinend hatte sie die komplette zukünftige WG erwartet.
    Jette nickte. »Die andern sind zurzeit auf Reisen.«
    »Auf Reisen. Wie schön.«
    Merle war sich nicht sicher, ob sie diese Frau mochte. Alles an ihr wirkte glatt und routiniert, selbst ihre Freundlichkeit war sachlich und kühl. Menschen, die keine Reibungsflächen boten, waren Merle unheimlich. An ihnen scheiterte sie zumeist schon bei den ersten Sätzen.
    Alice steckte den Schlüssel ins Schloss und hielt ihnen die Haustür auf. Es roch nach abgelegtem Leben und ungezählten vergangenen Jahren. Es war staubig, düster und kalt. Das Klappern von Alices Absätzen hallte in dem langen Flur.
    »Die Küche. Wenn ich mal vorgehen darf.«
    Alice hatte die Lesebrille wieder

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