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Der Schattenprinz

Der Schattenprinz

Titel: Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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der Priester.
    »Aber die Möglichkeit besteht?«
    »Ich denke schon.«
    »Dann komm mit mir«, bat Ananais und zog den anderen hoch. Sie gingen über die Wiese zu den Zelten der Flüchtlinge, wo Rayvan mit ihren Freundinnen saß.
    Sie blickte ihm entgegen, bis Ananais vor ihr stehenblieb und sich verbeugte.
    »Frau, ich habe einen Priester bei mir. Willst du mich heiraten?«
    »Du bist ein Trottel«, sagte sie kichernd.
    »Ganz und gar nicht. Ich wollte immer die Frau finden, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen kann. Aber ich habe sie nie gefunden. Jetzt sieht es so aus, als würde ich den Rest meines Lebens mit dir verbringen. Also habe ich mir gedacht, ich könnte eine ehrbare Frau aus dir machen.«
    »Das ist alles schön und gut«, sagte sie und erhob sich. »Es gibt da nur ein Problem. Ich liebe dich nicht.«
    »Ich liebe dich auch nicht. Aber wenn du erst meine Qualitäten schätzen lernst, wird es sicher noch werden.«
    »Also gut«, sagte Rayvan mit einem breiten Grinsen. »Aber erst in der dritten Nacht wird gemeinsam geschlafen! Alte Sitte der Berge!«
    »Einverstanden«, sagte Ananais. »Ich habe sowieso Kopfschmerzen.«
    »Was für ein Unsinn«, fauchte Balan. »Damit will ich nichts zu tun haben - das ist eine Verhöhnung des heiligen Bundes.«
    Ananais legte Balan eine Hand auf die Schulter. »Nein«, widersprach er leise. »Es ist ein Augenblick leichten Herzens inmitten des Schreckens. Sieh dir das Lächeln ringsum an.«
    Balan seufzte. »Also schön. Tretet beide vor.«
    Flüchtlinge strömten aus den Zelten, als die Neuigkeit sich verbreitete, und ein paar Frauen pflückten Blumen und flochten Girlanden daraus. Wein wurde gebracht. Die Nachricht drang auch in die Krankenstation, wo Valtaya gerade mit ihrer Arbeit fertig geworden war. Sie ging in die Nacht hinaus, ihrer eigenen Gefühle nicht sicher.
    Ananais und Rayvan gingen Hand in Hand zur Brüstung, und die Männer jubelten sich die Kehlen heiser. Als sie die Stufen erreichten, hob Ananais seine Frau auf die Schultern und trug sie auf die Mauer.
    »Laß mich runter, du Hornochse!« schrie sie.
    »Ich trage dich doch nur über die Schwelle«, erklärte er.
    Die Männer umringten sie, und das Gelächter drang bis ins Lager der Legion.
    Ceska rief Darik zu sich.
    »Was geht da vor?« wollte er wissen.
    »Ich weiß es nicht, Herr.«
    »Sie lachen über mich! Warum haben deine Männer die Mauer nicht eingenommen?«
    »Das werden sie, Herr! Bei Morgengrauen, das verspreche ich.«
    »Wenn nicht, wirst du es bereuen, Darik. Ich bin diesen verfluchten Ort satt. Ich will nach Hause.«
    Drei blutige Stunden tobte die Schlacht am Morgen des dritten Tages weiter, doch die Legion konnte die Mauer nicht einnehmen. Ananais konnte seine Freude kaum für sich behalten, denn trotz seiner Müdigkeit spürte er, daß das Kriegsglück sich gewendet hatte. Ohne die Bastarde kämpfte die Legion längst nicht mehr so entschlossen. Die Soldaten zögerten, ihr Leben zu riskieren, während die Männer von Skoda mit frohem Herzen und voller Zuversicht kämpften. Der berauschende Wein des Sieges pochte in Ananais’ Adern, und er lachte und scherzte mit den Männern und schleuderte den fliehenden feindlichen Soldaten Flüche hinterher.
    Doch kurz vor Mittag tauchte im Osten eine Marschkolonne auf, und das Lachen erstarb.
    Zwanzig Offiziere ritten in Ceskas Lager und brachten fünfhundert Arena-Bastarde aus Drenan mit, speziell gezüchtete Ungeheuer von zweieinhalb Meter Größe, eine Mischung aus den Seelen von Menschen, Bären aus dem Norden, Affen des Ostens, Löwen, Tigern und den grauen Wölfen des Westens.
    Ananais stand ganz regungslos da; seine blauen Augen suchten den Horizont ab.
    »Komm schon, Tani«, flüsterte er. »Bei allem, was heilig ist, laß es nicht so enden.«
    Rayvan, Balan, Lake und Galand traten zu ihm.
    »Es gibt keine Gerechtigkeit«, sagte Rayvan bissig. Die anderen nahmen ihre Bemerkung schweigend auf, ein Schweigen, das sich längs der ganzen Mauer ausbreitete.
    Die riesigen Bastarde hielten sich nicht im Lager auf, sondern rückten in breiter Reihe ausgefächert vor, gefolgt von den Offizieren.
    Thorn zupfte Ananais am Ärmel. »Hast du einen Plan, General?« fragte er. Ananais blickte auf den alten Mann hinab und verkniff sich eine bissige Antwort, als er die Angst sah, die sich in Thorns Gesicht eingegraben hatte. Er sah grau aus und hatte die Lippen fest zusammengekniffen.
    »Keinen Plan, mein Freund.«
    Die Ungeheuer griffen nicht

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