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Der Schattenprinz

Der Schattenprinz

Titel: Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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an, sondern stampften mit riesigen Keulen, gezahnten Schwertern, Streitkolben und Äxten voran. Ihre Augen waren blutrot; die Zungen hingen aus den klaffenden Mäulern. Sie rückten lautlos vor. Es war eine seltsam zermürbende Stille, die den Mut der Verteidiger verzehrte. Die Männer wurden unruhig.
    »Du mußt dir einfallen lassen, was du ihnen sagen kannst, General«, drängte Rayvan ihn.
    Ananais schüttelte den Kopf; sein Blick war trüb und leer. Wieder einmal hatte er das Gefühl, in der Arena zu stehen, schmeckte die Bitterkeit der ungewohnten Angst, sah, wie das Fallgitter sich langsam hob … hörte, wie die Zuschauermenge merkwürdig still wurde. Gestern hätte er sich diesen furchteinflößenden Ungeheuern stellen können. Aber den Sieg schon in Sichtweite zu haben - so dicht, daß er den süßen Hauch bereits auf der Stirn verspürte .
    Ein Soldat sprang von der Mauer, und Rayvan fuhr herum.
    »Olar! Jetzt ist nicht die Zeit zu gehen!«
    Der Mann blieb stehen und ließ den Kopf hängen.
    »Komm zurück und bleib bei uns, Kamerad. Wir gehen alle zusammen unter - das macht uns zu dem, was wir sind. Wir sind Skoda. Wir sind eine Familie. Wir lieben dich.«
    Olar blickte auf. Tränen liefen ihm übers Gesicht, und er zog sein Schwert.
    »Ich wollte nicht weglaufen, Rayvan. Ich wollte an der Seite meiner Frau und meines Sohnes stehen.«
    »Ich weiß, Olar. Aber wir müssen wenigstens versuchen, die Mauer zu halten.«
    Lake stieß Ananais an. »Zieh dein Schwert, Mann!« Doch der Riese rührte sich nicht. Er war nicht mehr bei ihnen, sondern kämpfte wieder einmal zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort in einer steinernen Arena.
    Rayvan richtete sich zu ihrer vollen Größe auf.
    »Haltet euch tapfer, meine Krieger! Denkt daran, Hilfe ist unterwegs. Schlagt diese Ungeheuer zurück, dann haben wir eine Chance!«
    Doch ihre Stimme ging in dem entsetzlichen, blutrünstigen Brüllen der Bastarde unter, die jetzt zum Angriff übergingen. Hinter ihnen folgte die Legion.
    Rayvan wich zurück, als die Ungeheuer die Mauer erreichten. Sie brauchten weder Taue noch Leitern - sie sprangen aus vollem Lauf und klammerten sich dann an die fünf Meter hohe Brüstung.
    Schimmernder Stahl traf auf schnaubende Mäu-ler und zerfetzende Klauen, doch die ersten Verteidiger wurden beiseite gefegt. Rayvan stieß ihr Schwert in ein klaffendes Maul, und der Bastard fiel rücklings; die Zähne zerbissen die Klinge. Ana-nais blinzelte und kehrte in die Gegenwart zurück. Seine beiden Schwerter funkelten in Sonnenlicht. Ein Ungeheuer türmte sich drohend über ihm auf, doch Ananais duckte sich unter einem wütenden
    Axthieb, stieß der Bestie sein rechtes Schwert in den Bauch und drehte die Klinge in der Wunde. Er zog das Schwert wieder heraus, und schon stürzte sich ein anderer Bastard auf ihn, der einen Streitkolben schwang. Ananais ließ das rechte Schwert fallen, packte das andere mit beiden Händen und hieb die Klinge durch den Arm des Ungeheuers. Die klauenbewehrte Hand sauste durch die Luft, immer noch den Streitkolben umklammernd. Der Bastard schrie vor Schmerz und Wut und sprang Ananais an. Der Krieger duckte sich und trieb sein Schwert beidhändig in den Bauch des Ungeheuers, als es über ihm aufragte. Das Schwert wurde ihm aus den Händen gerissen.
    Balan sprang von der Brüstung und lief etwa zwanzig Schritt zurück. Dort drehte er sich um, kniete sich ins Gras und schloß die Augen. Irgendwo in all diesem Schmerz und Entsetzen mußte ein Sinn und ein Triumph liegen. Gestern hatte die vereinte Kraft der Dreißig die Bastarde in Männer zurückverwandelt. Heute gab es nur noch Balan.
    Er befreite seinen Geist von allen Gedanken, griff nach der Nüchternheit der Leere, errichtete aus seinem Mangel an Gedanken eine Verbindung zu den Ungeheuern. Er tastete sich hinaus …
    Und schrak vor dem Blutdurst und der Wut zurück. Er wappnete sich, tastete sich erneut vor.
    Haß! Schrecklicher, brennender, alles verzehrender Haß. Er spürte ihn und brannte mit ihm, haßte die Bastarde, ihre Herren, Ananais, Rayvan und diese Welt der makellosen Körper.
    Nein. Nicht hassen. Kein Haß. Das Entsetzen spülte über ihn hinweg. Er war unberührt, unbefleckt. Er würde ein von Menschen geschaffenes Ungeheuer nicht hassen, ebensowenig wie die Menschen, die sie erschaffen hatten.
    Die Mauer aus Haß war überall um ihn, doch er drängte sie zurück.
    Er konnte keine einzelnen Gedanken finden, um die Bastarde aufzurütteln, denn sie waren

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