Der Schattenprinz
sprang ihm mit den Füßen zuerst entgegen. Zähne brachen, als Ananais’ Stiefel ihr Ziel trafen, und die Bestie krachte donnernd gegen die Wand. Ananais holte in mörderischem Bogen mit der Axt aus und hieb sie dem Bastard in die Seite.
»Hinter dir!« schrie Rayvan, doch es war zu spät.
Der Speer drang in Ananais’ Rücken und durch seinen Brustkorb. Er stöhnte, drehte seine kräftige Gestalt und entriß den Speer so den Klauen des Bastards. Der machte einen Satz und versuchte zurückzuweichen, doch der Speer prallte gegen die Wand. Ananais senkte den Kopf, packte das Ungeheuer und zog es in einer Bärenumarmung an sich.
Fangzähne rissen an Ananais’ Hals und Gesicht, doch seine mächtigen Arme zerrten die Kreatur weiter auf die Speerspitze zu, die aus seiner Brust ragte. Der Bastard heulte vor Angst und Wut.
Rayvan sah dies alles, und die Zeit schien stillzustehen.
Ein Mann gegen ein Ungeheuer.
Ein sterbender Mann gegen ein Wesen der Dunkelheit. Ihr Herz flog ihm zu in diesem Augenblick, als sie sah, wie die Muskeln an seinen Armen schwollen und sich gegen die Kraft des Ungeheuers stemmten. Sie kam taumelnd auf die Beine und rammte ihren Dolch in den Rücken der Bestie. Das war alle Hilfe, die sie geben konnte . aber es war genug. Mit einem letzten Aufbäumen zog Ananais das Biest an sich, und die Speerspitze fand ihr Ziel.
Draußen hallte Hufgedonner von den Bergen wider. Die Männer der Legion blickten mit schmalen Augen nach Osten und versuchten, die Reiter in der Staubwolke zu erkennen.
Bei Ceskas Zelt stürzte Darik los, eine Hand über die Augen haltend. Was, bei allen Göttern, ging da vor? Waren das Reiter aus Delnoch? Dariks Unterkiefer fiel herab, als die ersten Reiter aus der Staubwolke auftauchten.
Nadir!
Er rief nach seinen Männern, auf daß sie einen schützenden Ring um den Kaiser bildeten, und zog sein Schwert.
Das war unmöglich! Wie hatten sie Delnoch so schnell einnehmen können?
Die Legionskrieger bildeten mit ihren Schilden eine Mauer gegen die Reiter. Doch sie waren zu wenige, und keiner von ihnen hatte einen Speer. Die ersten Reiter setzten über die Schilde hinweg und rissen ihre Pferde herum, um von hinten anzugreifen.
Und dann brach die Mauer zusammen. Die Männer stoben nach allen Richtungen auseinander, als die Nadir über sie herfielen. Darik starb im Eingang zum kaiserlichen Zelt mit einer Lanze in der Brust.
Tenaka Khan sprang aus dem Sattel und ging mit gezogenem Schwert ins Zelt.
Ceska saß auf seinem seidenbespannten Bett.
»Ich habe dich immer gemocht, Tenaka«, sagte er.
Der Khan ging weiter; seine violetten Augen funkelten.
»Du hättest der Bronzegraf sein sollen. Wußtest du das? Ich hätte dich bis Ventria jagen und töten können, aber ich tat es nicht.« Ceska schob seinen feisten Körper vom Bett und kniete händeringend vor Tenaka nieder. »Töte mich nicht. Laß mich gehen - ich werde dir nie mehr Ärger machen!«
Das Schwert zuckte vor und drang zwischen Ceskas Rippen.
Der Kaiser fiel hintenüber.
»Siehst du?« sagte er. »Du kannst mich nicht töten. Die Macht des Chaos-Geistes ist mit mir. Ich kann nicht sterben!« Er fing an zu lachen, hoch und schrill. »Ich kann nicht sterben - ich bin unsterblich. Ich bin ein Gott!« Er zog sich mühsam auf die Beine. »Siehst du?« Er blinzelte einmal; dann sank er auf die Knie.
»Nein!« schrie er und fiel vornüber aufs Gesicht. Mit einem Schlag trennte Tenaka ihm den Kopf ab. Er packte ihn an den Haaren, ging hinaus und stieg auf sein Pferd. Er galoppierte zur Mauer, wo die Legion wartete. Jeder Legionssoldat auf der Ebene war erschlagen worden, und die Nadir sammelten sich hinter dem Khan und warteten auf den Befehl zum Angriff.
Tenaka hielt den blutigen Kopf Ceskas in die Höhe.
»Das ist euer Kaiser! Legt die Waffen nieder, und niemand wird getötet.«
Ein dicklicher Offizier lehnte an der Mauer. »Warum sollten wir deinem Wort glauben, Nadir?«
»Weil es das Wort Tenaka Khans ist. Falls noch irgendein Bastard hinter dieser Mauer am Leben ist, tötet ihn. Auf der Stelle, wenn euch euer Leben lieb ist.«
Im Lazarett versuchten Rayvan, Lake und Val-taya die Lanze zu zerbrechen, die Ananais an den toten Bastard nagelte. Thorn hinkte herein, aus einer Wunde in der Seite blutend.
»Aus dem Weg«, sagte er und hob eine am Boden liegende Axt auf. Mit einem Schlag zerschmetterte er den Speer. »Jetzt zieht ihn heraus.« Behutsam lösten sie Ananais von dem Speer und trugen ihn zu einem Bett, wo
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