Der Schatz der Piraten
das Piraten-Buch heraus und legte es auf
einen der Bücherstapel. Auf das Dinosaurier-Buch und das Ritter-Buch und
das Ägypten-Buch. Dann legte Philipp
das goldene Medaillon neben das lederne Lesezeichen mit dem M.
Anschließend kniete er sich hin und
zog mit dem Finger das schimmernde M
auf dem Holzfußboden nach.
„Auf unserer Reise haben wir diesmal
kein M gefunden", sagte er.
„Und ,M' auch nicht!", sagte Anne.
„Krächz!"
„Polly!", rief Anne.
Der Papagei segelte ins Baumhaus,
ließ sich auf einem Bücherstapel
nieder
und sah Philipp unverwandt an.
„Was ... was machst du denn hier?",
fragte Philipp ihn.
Langsam breitete Polly ihre leuchtend
grünen Flügel aus. Sie wuchsen und
wuchsen, bis sie wie ein langer, grüner
Umhang waren.
Dann gab es einen Wirbel von Farben,
Federn und Licht. Alles verschwamm
ineinander, und flatternd verwandelte
sich der Papagei.
Polly war jetzt kein Vogel mehr. Wo sie
gesessen hatte, befand sich nun eine alte
Frau. Eine wunderschöne alte Frau mit
langem, weißem Haar und einem durchdringenden Blick. Sie hatte einen Um-
hang aus grünen Federn umgelegt und
saß ganz ruhig auf dem Bücherstapel.
Weder Philipp noch Anne brachten
einen Ton heraus.
„Hallo, Philipp, hallo, Anne", sagte
die alte Frau. „Ich bin Morgan, die
Fee."
Noch ein
Schatz
Anne fand ihre Sprache zuerst wieder.
„Das muss ,M' sein", flüsterte sie.
„Ja, ich bin ,M'", sagte Morgan.
„Wo ... wo kommen Sie her?", fragte
Philipp.
„Hast du schon einmal von König Artus gehört?", fragte Morgan.
Philipp nickte.
„Nun, ich bin die Schwester von König Artus", sagte Morgan.
„Dann kommen Sie von Camelot",
sagte Philipp. „Ich habe schon von Camelot gelesen!"
„Und was hast du über mich gelesen,
Philipp?", fragte Morgan.
„Sie ... Sie sind eine Hexe!"
Morgan lächelte. „Du darfst nicht alles glauben, was
du liest, Philipp."
„Aber Sie
sind eine Magierin?", fragte
Anne.
„Die meisten nennen mich eine Zauberin. Aber ich bin auch eine Bibliothekarin", antwortete Morgan.
„Eine Bibliothekarin?", fragte Anne.
„Ja. Und ich bin in eure Zeit gereist,
um Bücher zu sammeln. Ihr habt großes
Glück, dass ihr in einer Zeit geboren
seid, in der es so viele Bücher
gibt."
„Bücher für die
Bibliothek in Camelot?", fragte Philipp.
„Genau", bestätigte Morgan. „Ich reise
in
diesem Baumhaus, um Bücher von
verschiedenen Orten dieser Welt zu
sammeln. Und aus unterschiedlichen
Jahrhunderten."
„Haben Sie hier auch Bücher gefunden?", fragte Philipp.
„Oh ja! Viele ganz wunderbare
Bücher. Ich will sie ausleihen, damit unsere
Schreiber sie abschreiben können."
„Dann haben Sie alle die Lesezeichen
hineingelegt?", fragte Philipp.
„Ja. Mir gefallen die Bilder in den Büchern. Manchmal möchte ich eine der
Szenen auf den Bildern besuchen. Und
die Lesezeichen stecken genau da, wo
ich gerne hinreisen möchte."
„Wie kommen Sie dorthin?", fragte
Anne.
„Ich habe dieses Baumhaus verzaubert", antwortete Morgan. „Wenn ich
auf ein Bild deute und einen Wunsch
ausspreche, bringt das Baumhaus mich
dorthin."
„Ich glaube, das haben Sie bei den
Dinosauriern verloren", sagte Philipp
und reichte Morgan das goldene Medaillon.
„Oh, danke sehr. Ich habe mich schon
gewundert, wo ich das wohl verloren
habe", sagte sie und steckte das Medaillon in eine Tasche ihres Umhangs.
„Dann kann also jeder diesen Zauber
benutzen?", fragte Anne. „Jeder, der es
versucht?"
„Aber nein! Doch nicht jeder", antwortete Morgan. „Ihr beide seid die Einzigen außer mir, die das können. Niemand sonst hat dieses Baumhaus je gesehen."
„Ist es denn unsichtbar?", fragte Anne.
„Ja", antwortete Morgan. „Ich habe
nicht damit gerechnet, dass es je entdeckt werden könnte. Aber dann kamt
ihr beide, und irgendwie seid ihr direkt
in meinen Zauber hineingestolpert."
„Aber wie?", fragte Philipp.
„Nun, ich glaube, dafür gibt es zwei
Gründe", erklärte Morgan. „Erstens: Anne glaubt an Magie. Deshalb konnte sie
das Baumhaus sehen. Und ihr Glaube
half dir, Philipp, es auch zu sehen."
„Nicht zu fassen", sagte Philipp.
„Dann hast du ein Buch in die Hand
genommen, Philipp. Und weil du Bücher so sehr magst, hat mein Zauberspruch gewirkt."
„Boah!", sagte Anne.
„Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie
entsetzt ich war, als ihr ausgerechnet zu
den Dinosauriern reisen wolltet. Ich
musste sehr schnell einen Entschluss
fassen. Und ich entschied mich mitzukommen."
„Oh", sagte Anne,
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