Der Schatz der Wikinger - Die Zeitdetektive ; 7
unter seinem Harnisch . Leifs Stirn zierte eine große Beule, aber sonst schien er unversehrt zu sein.
Tjorgi begann, die Wangen seines Vaters zu tätscheln.
„Wach auf!“, rief er immer wieder. „Wach auf!“
Plötzlich öffnete Leif sein eines Auge und knurrte: „Wer wagt es, mich zu ohrfeigen?“
„Ich bin’s doch nur!“ Tjorgi lachte.
Auch auf Leifs Gesicht breitete sich nun ein Lächeln aus. „Beim Odin, du lebst, mein Sohn!“ Mühevoll rappelte er sich auf. Sofort verzog er das Gesicht und stöhnte. „Irgendjemand hat mir auf meinen armen Kopf gehauen. Und dann wurde es dunkel!“
Jetzt blickte sich der Wikinger um. Er wurde bleich, als er die Verletzten am Strand sah. „Wo, wo ist Erik?“, stammelte Leif.
Leif fand den Jarl neben dem Strand im hohen Gras. Erik lag auf dem Bauch und rührte sich nicht. Sein Bruder kniete sich neben ihn.
„Bleibt zurück!“, rief Leif, als die Kinder sich neben ihn hocken wollten. „Es sieht schlimm aus …“
Entsetzt wandten sich Kim, Leon und Julian ab. Nur Tjorgi starrte zu seinem Vater, der gerade vorsichtig seinen Bruder umdrehte. Dann stieß Leif einen markerschütternden Schrei aus. „Er ist tot, mein Bruder ist tot!“
Leif begann zu weinen. Tjorgi ging jetzt doch zu ihm. Er legte seine Arme um die Schultern seines Vaters und versuchte ihn zu trösten.
Kim, Julian und Leon fassten sich an den Händen. Alle schauten in eine andere Richtung, damit niemand ihre Tränen sah.
Leif fasste sich schließlich als Erster. „Er hat seltsame Verletzungen“, murmelte er. „Sie scheinen nicht von einem Schwert zu stammen. Ich werde den Harnisch öffnen. Hier, Tjorgi, halt mal.“ Tjorgi nahm Eriks ledernen Brustpanzer und ging damit zu den Freunden. Offenbar konnte er den Anblick des Toten nun doch nicht mehr ertragen.
„Was für furchtbare Wunden!“, rief Leif. Er erhob sich und streckte seine gewaltigen Fäuste in den Himmel. „Ich werde nicht ruhen, bis diese feigen Mörder gerichtet sind!“, brüllte er. „Und wenn es das Letzte ist, was ich tue!“
Dann hob er seinen Bruder auf und trug ihn zum Lagerplatz. Dort deckte er den Toten mit einer Decke zu.
„Kümmert euch um die Verletzten“, sagte Leif niedergeschlagen zu den Freunden. „Ich will Eriks Schwert suchen.“
Kaum war Leif gegangen, warf Leon einen Blick auf Eriks Harnisch. „Seltsam“, flüsterte er. „Das ist seltsam …“
„Was?“, wollte Kim wissen.
„Hier, diese Bissspuren“, erklärte Leon.
Kim, Julian und Tjorgi begutachteten die Stelle an dem Brustpanzer.
„Du hast Recht!“, stieß Tjorgi hervor. „Das ist der endgültige Beweis: Wir sind von Trollen angegriffen worden, beim Tyr! Aber jetzt lasst uns den Verletzten helfen!“
Kurz darauf kehrte Leif von seiner Suche zurück. „Das Schwert ist verschwunden“, sagte er dumpf.
Tjorgi zeigte seinem Vater, was Leon an dem Harnisch entdeckt hatte.
Bestürzt nickte Leif. „Ja, das sind Bissspuren von einem Troll, keine Frage. Dieses gemeine hinterhältige Pack! Sie haben unseren Jarl getötet und außerdem Odins Schwert erbeutet!“
„Hast du genau erkannt, dass es Trolle waren?“, fragte Leon nach.
Leif sah ihn überrascht an. „Wie meinst du das?“
„Nun ja, ich habe lediglich Gestalten in Fellen gesehen“, sagte Leon vorsichtig.
Leif runzelte die Stirn. „Die Angreifer waren ganz sicher Trolle. Wer sonst beißt seine Opfer? Ein Mensch? Nein!“
„Lass uns hier verschwinden, Vater!“, drängte Tjorgi kurz darauf. „Ich habe Angst, dass die Trolle noch einmal zurückkommen!“
Leif strich ihm über die Haare. „In Ordnung!“
Mit vereinten Kräften hievten sie die Verwundeten und den toten Jarl an Deck.
„Glaubt ihr, dass es Trolle waren?“, fragte Leon später, als sie dicht zusammengekauert im Heck saßen.
Julian hob die Schultern. „Das kann doch nun wirklich nicht sein. Aber diese Bissspuren geben mir schon zu denken …“
„Wer immer es auch war, der uns überfallen hat“, sagte Leon, „die Kerle wollten das Schwert!“
„Ob es dieselben Täter waren, die auch Gunbjörn entführt oder getötet haben?“, überlegte Kim.
„Weiß nicht“, erwiderte Julian. „Aber ich bin mir ziemlich sicher: Wenn wir Odins Schwert finden, haben wir auch die Mörder!“
Die Wahl
Die Wahl
Am Mittag des darauf folgenden Tages kam das Schiff wieder in Haithabu an. Eriks Leichnam wurde verbrannt und die Asche anschließend in einer Urne beigesetzt. Die ganze Stadt nahm Abschied von ihm.
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