Der Schatz der Wikinger - Die Zeitdetektive ; 7
haben, sollte unter uns bleiben. Ich befürchte, dass sonst der Feind gewarnt werden könnte. Manchmal habe ich das Gefühl, unsere Stadt hat Ohren.“
Da ergriff Arnora das Wort. „Bleibt hier, Männer!“, rief sie. „Solange ihr das Schwert bei euch führt, sind die Götter nicht auf eurer Seite.“
„Jetzt geht das schon wieder los“, knirschte Erik gereizt. „Ich werde dir das Schwert nicht geben, Arnora! Es gab Zeiten, in denen wir alle deinen Rat geschätzt haben. Aber das ist vorbei. Deine Meinung zählt nichts mehr.“
Arnoras Mund war nur noch eine schmale Falte in ihrem Gesicht. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass du auf mich hörst, Erik“, keifte sie. „Aber niemand soll später behaupten, dass ich dich nicht gewarnt hätte!“
Am nächsten Nachmittag brach der Trupp mit einem Schiff auf. Der Himmel zeigte ein undurchsichtiges Grau. Erik stand am Bug, Odins Schwert am Gürtel. Die Fahrt verlief ohne Zwischenfälle, und gegen Abend verzichtete Erik sogar darauf, aus Sicherheitsgründen an Bord zu übernachten. Er befahl, an einem schmalen Strandstreifen anzulegen und dort das Nachtlager aufzuschlagen. Diesen Platz hätten sie bei ihren Reisen schon oft benutzt, er sei sicher.
„Hoffentlich ist das kein Fehler“, murmelte Leon, während er an Land sprang. Mit seinen Freunden bekam er den Auftrag, in der Dämmerung Feuerholz zu sammeln. Sie liefen in ein angrenzendes Waldgebiet und klaubten Äste vom Boden auf. Der Wind nahm zu und es war empfindlich kühl. In der Ferne donnerte es.
„Thor ist wütend“, murmelte Tjorgi. „Aber hoffentlich nicht auf uns.“
„Bestimmt nicht“, sagte Kim. Kija steckte vorn in ihrer warmen Jacke. Nur ihr Kopf schaute heraus. „Oder glaubst du etwa an das Gerede von Arnora?“
„Weiß nicht“, erwiderte Tjorgi.
Kim wollte gerade noch etwas sagen, als Kija zu strampeln begann.
„Was ist los?“ Kim strich dem Tier beruhigend über den Kopf. Doch Kija ließ sich nicht beschwichtigen.
„Ist dir wohl zu eng da drin“, vermutete Kim und öffnete die Jacke ein wenig, sodass die Katze mehr Platz hatte. Aber auch jetzt noch gebärdete sich Kija ausgesprochen nervös.
„Stimmt irgendetwas nicht?“, fragte Kim, die plötzlich ein unangenehmes Gefühl beschlich. Ohne Grund verhielt sich Kija nicht derart seltsam. Kim sah der Katze in die Augen – und erschrak: Pure Angst lag darin. Hastig drehte sich Kim einmal um sich selbst und ließ ihren Blick schweifen. Sie befanden sich gerade in einem düsteren Waldstück. Konnte man sie hier gut attackieren? Der dichte Wald bot gute Deckung, war geradezu ideal für einen Hinterhalt. Aber sie sah nichts Verdächtiges. Dennoch, Kija täuschte sich doch nie!
Kim alarmierte ihre Freunde. Sie beschlossen, Erik von ihrem Verdacht zu informieren, doch in diesem Moment hörten sie ein Knacken. Blitzschnell versteckten sich die Freunde hinter einem Busch. Und dann waren sie da: Gestalten in zotteligen Fellen, die mit Schwertern und Streitäxten direkt an ihrem Versteck vorbei auf den Lagerplatz zustürzten!
„Trolle!“, wisperte Tjorgi. „Wir müssen die anderen warnen!“ Schon wollte er aufspringen. Doch seine Freunde hielten ihn zurück.
„Zu spät!“, stieß Leon hervor. „Wir können Leif, Erik und den anderen sowieso nicht helfen!“
Schlachtenlärm drang an ihre Ohren. Julian fröstelte. Was waren das für Gestalten gewesen? Menschen oder etwa doch – Trolle?
Einige Minuten verstrichen. Schließlich griff Tjorgi zum Schaft seines linken Schuhs, der weit über den Knöchel reichte. Plötzlich hielt er einen Dolch in den Händen.
„Ich werde jetzt zum Lager rennen und ihnen helfen!“, sagte der junge Wikinger entschlossen. „Ich will nicht länger feige sein.“
„Dann kommen wir mit!“, erwiderte Leon nicht weniger entschlossen.
„In Ordnung“, sagte auch Julian. „Aber wir müssen sehr vorsichtig sein!“ Er hatte ein ungutes Gefühl. Vom Lager kamen keine Geräusche mehr.
Und so pirschten die Freunde geduckt zum Lagerplatz zurück und spähten ängstlich durch die Zweige. Die Schlacht war geschlagen. Am Strand lagen mehrere Männer aus Haithabu, um sie herum Waffen und Schilde. Von den Angreifern war nichts mehr zu sehen. Tjorgi wagte sich als Erster aus der Deckung und lief zu den Kriegern.
„Vater, Vater!“, rief er plötzlich und kauerte sich neben einen Mann.
Kim, Leon und Julian rannten zu ihrem Freund.
Es war Leif – und er lebte! Seine breite Brust hob und senkte sich
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