Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatz des Dschingis Khan

Der Schatz des Dschingis Khan

Titel: Der Schatz des Dschingis Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
Vom Netzwerk:
die Zukunft zu wachen.«

Ojuna

    Ascalon trabte an.
    Kraftvoll hallte der Zweitakt der Hufe in Muriels Ohren wider. Die Hütte blieb hinter ihnen zurück und verschwand im Nebel, während der ferne Waldrand vor ihnen aus dem allgegenwärtigen Grau auftauchte. Ascalon wechselte vom Trab in den Galopp. Der Zweitakt ging in einen schnellen Dreitakt über und Muriel spürte, dass sich auch ihr Herzschlag beschleunigte.
    Gleich ist es soweit, dachte sie. Gleich wird Ascalon abspringen und in die Welt zwischen den Zeiten eintauchen.
    Bei dem Gedanken schien sich ein eiserner Ring um ihre Brust zu legen, der ihr das Atmen schwer machte. Die Finger hatte sie, ohne es zu bemerken, so fest in Ascalons Mähne gekrallt, dass die seidigen Haare ihr in die Haut schnitten. Sie wusste, dass es jetzt kein Zurück mehr gab, und obwohl sie sich der Göttin gegenüber mutig und zuversichtlich gegeben hatte, spürte sie nun wieder diese Angst …
    Hab keine Furcht. Ich passe auf.
    Muriel wurde warm ums Herz, als Ascalons Gedanken sie erreichten. Hier, jenseits der realen Welt, war sie ihm so nah wie nirgendwo sonst. Und obwohl es keine richtigen Worte waren, die Ascalon ihr sandte, verstand sie die Botschaft so mühelos, als hätte er wirklich zu ihr gesprochen. Gefühle schwangen darin mit. Zuneigung, Zuspruch und die Zuversicht, dass diesmal alles gut gehen würde, spendeten Muriel Trost und drängten die Angst zurück, die sich nach den furchtbaren Erlebnissen des letzten Ritts in ihr festgesetzt hatte.
    Dankbar nahm Muriel die Hilfe an, die Ascalon ihr anbot, und so blieb die befürchtete Panik aus, als er seine Muskeln spannte und mit einem mächtigen Satz mitten in die finsteren und eisigen Gefilde hineinsprang, die die verschiedenen Zeitebenen voneinander trennten.
    Muriel war froh, dicke Winterkleidung zu tragen, die sie wenigstens für einen Teil der Reise vor der Kälte schützen würde. Ihre Freude steigerte sich sogar noch, als sie sah, wie mühelos Ascalon diesmal zum Schutz vor den Blitzen, die sie wie bei jedem Ritt durch die Zeit auch diesmal aufzuhalten versuchten, jene leuchtende Hülle formte, die die gefährlichen Strahlen von ihnen fernhielt. Wie schon bei den anderen geglückten Ausritten in die Vergangenheit begann Ascalons Fell auch diesmal silbern zu schimmern, als er die Energie der Blitze in sich aufnahm und daraus die magische Kugel entstehen ließ. Und wie damals konnte Muriel den Blick nicht von den herrlichen Mustern abwenden, welche die Blitze bei jedem Einschlag auf die schützende Hülle zeichneten. Es war so faszinierend wie ein Feuerwerk zu Silvester, nicht ganz so bunt, aber auch ein wenig beängstigend und schön zugleich.
    Je länger die Reise andauerte, desto mehr entspannte sich Muriel. Ihre Sorge, dass die magische Hülle den Blitzen nicht standhalten würde, erwies sich als unbegründet. Ascalon bewegte sich so kraftvoll durch die Zeit, als gäbe es für ihn weder Müdigkeit noch Erschöpfung. Er war ausgeruht und voller Tatendrang und etwas von seinem Wesen schien auch auf Muriel abzufärben. Allmählich gewann sie ihre Zuversicht zurück, aber gerade als sie begann, die Reise zu genießen, neigte sich diese schon ihrem Ende entgegen. Die leuchtende Kugel verblasste in dem Maße, wie die Blitze schwächer wurden. Während Ascalon immer langsamer wurde, nahm sein Fell wieder die natürliche Farbe an. Als ein diffuses Licht, das keinen Ursprung zu haben schien, allmählich Konturen in der Umgebung erkennen ließ, unterzog sich Muriel einer kurzen Inspektion.
    Es überraschte sie nicht, dass die Winterjacke weg war, denn das kannte sie schon von ihren vorangegangenen Zeitreisen. Auch die Jeans, die Stiefel, Schal, Mütze und Handschuhe, ja sogar das Sweatshirt und das T-Shirt, das sie darunter getragen hatte, waren verschwunden. Muriel nahm es gelassen. Sie wusste, dass die Kleidungsstücke nicht wirklich verloren waren. Irgendwann auf dem Rückweg würden sie zu ihr zurückfinden.
    Außerdem war sie ja nicht nackt. Soweit sie es erkennen konnte, trug sie statt der Jeans eine fellgefütterte Hose aus hellem Leder und darüber eine Art langen Rock mit Schlitzen an der Seite, die ihr das Reiten ermöglichten. Die Lederjacke, die ihre Daunenjacke ersetzte, war zwar nicht so bequem, aber mindestens ebenso warm. Auch hier lag das Fell wärmend auf der Innenseite und kitzelte sie dort, wo das grobe baumwollene Untergewand die Haut nicht schützte. Ihre Füße steckten in kunstvoll bestickten und warm

Weitere Kostenlose Bücher