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Der Schatz des Dschingis Khan

Der Schatz des Dschingis Khan

Titel: Der Schatz des Dschingis Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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gefütterten Lederstiefeln, die ähnlich wie die Jacke und die Hose gearbeitet waren. So angezogen fühlte Muriel sich fast wie ein Inuitmädchen. Wie zufällig streifte ihr Blick ihre Hände, deren Haut jetzt viel dunkler war als noch auf der Lichtung. Offenbar hatte sich diesmal tatsächlich viel mehr verändert als nur ihre Kleidung. Auf der Suche nach weiteren Beweisen entdeckte sie aus den Augenwinkeln eine schwarze Haarsträhne, die ihr ins Gesicht fiel. Die Göttin hatte nicht zu viel versprochen. Ihr Aussehen hatte sich wirklich der fremden Kultur angepasst. Muriel bedauerte, keinen Spiegel bei sich zu haben. Zu gern hätte sie einmal ihr Gesicht gesehen. Es fühlte sich an wie immer, aber sie war überzeugt, dass es die Züge einer echten Mongolin trug.
    Als Ascalons Hufe den Boden berührten und er sie in die ferne fremde Welt trug, war sie froh um jeden Zentimeter Fell, der ihren Körper schützte. Denn der eisige Wind empfing sie wie ein wildes und wütendes Tier. Hastig setzte Muriel die Kapuze auf und knotete die Lederbänder unter dem Kinn fest zusammen. Hatte sie sich am Morgen noch über die Kälte beklagt, die in Willenberg herrschte, erschienen ihr die winterlichen Temperaturen zu Hause in diesem Augenblick geradezu paradiesisch. Sie hatte keine Ahnung, wie kalt es hier sein mochte, aber es war eindeutig zu kalt und der schneidende Wind tat ein Übriges, um dieses Gefühl noch zu verstärken. Nur mit Mühe konnte Muriel ein Zähneklappern unterdrücken. Wenn sie nicht bald ein Haus mit einem wärmenden Feuer oder wenigstens etwas Schutz vor dem Wind und den wirbelnden Eiskristallen fanden, würde ihr Ritt in diesem kargen und lebensfeindlichen Land ein schnelles und bitteres Ende finden.
    Muriel beugte sich nach vorn, bis sie Ascalons Ohr ganz nahe war. »Bring uns hier raus, Ascalon«, bat sie schlotternd und bemerkte, dass auch der Wallach zitterte. Ascalon schnaubte und schüttelte die mit tausenden von Eiskristallen bedeckte Mähne. Sein Atem entfloh den Nüstern als heller Dampf, den der Wind augenblicklich fortriss. Dann trabte er an.
    Aus dem Schutz ihrer Kapuze heraus versuchte Muriel etwas von der Umgebung zu erkennen, aber was sie sah, war mehr als enttäuschend.
    Weiß … weiß … weiß …
    Wohin sie auch blickte, alles war weiß vom Schnee. Und als wäre das nicht genug, hatten sich die feinen Eiskristalle unmerklich in dicke Schneeflocken verwandelt, die der Wind nun wie einen dichten Vorhang vor sich hertrieb, als wollte er verhindern, dass Muriel sich umsehen konnte. Die wenigen Bäume, an denen sie vorbeikamen, waren kahl und von kleinem Wuchs. Demütig neigten sich die biegsamen Stämme unter der Kraft des Windes, so wie es zu Hause nur die Birken taten, aber die Schneeschicht an den Stämmen war zu dick und sie konnte nicht erkennen, ob es sich wirklich um Birken handelte.
    Später war es Muriel unmöglich, zu sagen, wie lange sie mit Ascalon durch den Schneesturm geritten war. Sie wusste nur, dass ihre Finger steif gefroren waren und der Fellbesatz ihrer Kapuze vor lauter Schnee nicht mehr zu erkennen gewesen war, als Ascalon jäh ein schrilles Wiehern ausgestoßen hatte, das von irgendwo jenseits der wirbelten Flocken vielstimmig erwidert wurde.
    Nur wenige Augenblicke später fand Muriel sich inmitten einer Herde gedrungener mongolischer Pferde wieder, von denen es hieß, sie würden Wildpferden sehr ähnlich sehen. Sie waren jedoch wegen der dicken Schneeschicht auf ihrem Fell kaum zu erkennen.
    Die kleinen Pferde mit den langen Mähnen- und Schweifhaaren trotteten langsam näher und schauten fast ehrfürchtig zu Ascalon auf, der sie mit einem freundlichen Schnauben begrüßte. Wie selbstverständlich schritt er mitten durch die Gruppe, zu der auch viele Schafe gehörten, die eng aneinandergekuschelt in dem Schneesturm ausharrten und die Neuankömmlinge keines Blickes würdigten.
    Wo so viele Tiere beisammen sind, können die Menschen nicht weit sein, dachte Muriel. Und als wäre der Gedanke ein Zauberspruch, tauchten ganz in der Nähe die Umrisse eines großen runden Zeltes auf, das dem stürmischen Wind mühelos trotzte. Muriel war schwer beeindruckt. Sie schätzte, dass der Durchmesser mindestens acht Meter betrug. Die Höhe entsprach ungefähr der eines normalen Zimmers, also in etwa zweieinhalb Meter.
    Von den Bewohnern war weit und breit nichts zu sehen. Die Rauchfahne jedoch, die aus einem Loch an der Spitze des Zeltes aufstieg, bevor der Wind sie fortriss, ließ

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