Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatz des Dschingis Khan

Der Schatz des Dschingis Khan

Titel: Der Schatz des Dschingis Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
Vom Netzwerk:
Frauen, die Kleidungsstücke aus gegerbtem Leder anfertigten und bestickten.
    Weil sie nicht wusste, wohin sie sich wenden sollte, ging sie einfach drauflos. Ohne ein Ziel lief sie zwischen den Zelten umher und nahm die vielen fremdartigen Eindrücke auf, denen sie begegnete. Es dauerte eine Weile, bis sie sich bewusst wurde, dass sie in Wirklichkeit auf der Suche war. Je länger sie umherstreifte, desto klarer wurde ihr, dass sie eigentlich nach Ascalon Ausschau hielt. Sie waren erst eine Nacht getrennt, aber sie vermisste ihn schon jetzt ganz schrecklich und wollte unbedingt wissen, wie es ihm erging.
    Aber wo sollte sie ihn suchen? Die Zelte sahen alle anders aus. Zwar waren alle gleich gebaut, aber Felle und bunte Decken, die die Außenwände aus Filz verstärkten, ließen jedes Ger anders erscheinen. Die Unterschiede waren jedoch nicht wirklich einprägsam und so musste Muriel sich nach einer gefühlten halben Stunde eingestehen, dass sie sich hoffnungslos verlaufen hatte. Wenn der Zufall ihr nicht zu Hilfe kam, würde sie weder Ascalon noch das Zelt ihrer Gastgeber je wiederfinden.
    Einmal fragte sie zwei Mädchen, wo sie das Zelt des Khan finden könnte, aber die starrten sie nur an und fragten: »Das weißt du nicht?« Dann liefen sie kichernd davon. Danach war Muriel vorsichtiger. Auf keinen Fall wollte sie durch ihre Unwissenheit auffallen. Missmutig setzte sie die Suche fort.
    Je länger sie durch das Lager streifte, desto mehr fiel ihr auf, dass die meiste Arbeit von Frauen verrichtet wurde. Immer wieder traf sie auf Männer, die auf Teppichen vor einem Ger in der Sonne saßen und Tee tranken, während die Frauen das Essen zubereiteten, wuschen und das Zelt sauber machten, das Vieh molken, nähten, stickten, sich um die Kinder kümmerten und Dung für das Feuer sammelten. Die Männer hingegen taten scheinbar kaum etwas, außer sich bei einer Tasse Tee um die Waffen und das Geschirr der Pferde zu kümmern und die älteren Jungen nebenbei in den mongolischen Kampfkünsten zu unterrichten.
    »Ojuna! Was machst du denn hier?« Bakus Stimme riss Muriel aus ihren Gedanken. Sie drehte sich um und sah ihn, sein Pferd am Zügel führend, auf sie zukommen.
    »Ich … ähm … ich wollte mir mal ansehen, wo die Männerspiele stattfinden sollen«, stammelte Muriel etwas verlegen. »Aber ich fürchte, ich habe mich verlaufen.«
    »Ja, die vielen Rundzelte können schon sehr verwirrend sein.« Baku lachte. »Und jeden Tag kommen neue hinzu, weil immer mehr Klans eintreffen. Wenn du möchtest, führe ich dich zum Platz der Spiele.«
    »Ja gern.« Muriel gelang ein Lächeln. Eigentlich wäre sie viel lieber zu Ascalon gegangen, aber das durfte Baku nicht wissen. So folgte sie ihm durch das riesige Lager und lauschte seinen Worten. »Ist es nicht wunderbar, dass wir jetzt Seite an Seite für unseren Khan und ein mongolisches Reich kämpfen?«, fragte er, und ohne eine Antwort zu erwarten, sprach er weiter. »Wenn ich daran denke, dass die vielen Klans und Unterklans unseres Volkes, die jetzt hier ihre Zelte friedlich nebeneinander aufbauen, noch vor wenigen Sommern in ständigem Streit miteinander lagen, erscheint es mir wie ein Wunder, dass es dem Großkhan gelungen ist, sie alle zu vereinen. Alleine waren wir schwach. Nun sind wir ein mächtiges und gefürchtetes Volk und unser Reich ist riesengroß.« Es war deutlich zu spüren, wie stolz Baku darauf war, ein Mongole zu sein. »Da hinten stehen die Zelte der Qongiraten. Das ist der Stamm, aus dem die erste Frau unseres Khan stammt. Daneben siehst du die Zelte der Taitschut und die Zelte hier vorn gehören den Keräit, deren Fürst einst der Schwurbruder von Dschingis Khans Vater war. Die Zelte der …«
    Baku konnte gar nicht aufhören zu erzählen. Die vielen fremdartigen Namen der Klans und Unterklans und deren Anführer schwirrten in Muriels Kopf herum und sie hoffte inständig, dass niemand sie jemals danach fragen würde. Sie war froh, als sie endlich den Platz erreichten, auf dem in ein paar Tagen die Spiele stattfinden sollten, auch wenn der Anblick eine Enttäuschung war. Der Platz war nicht mehr als eine ebene Fläche am Rand des Lagers. Nichts deutete darauf hin, dass hier schon bald ein Fest gefeiert werden sollte.
    »Was ist?« Baku schien Muriels Enttäuschung zu spüren.
    »Ich weiß nicht.« Muriel zögerte. »Irgendwie hatte ich es mir anders vorgestellt.«
    »Anders?« Baku lachte. »Warum? Unsere Reiter, Ringer und Bogenschützen sind mit dem

Weitere Kostenlose Bücher