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Der Schatz des Störtebeker

Der Schatz des Störtebeker

Titel: Der Schatz des Störtebeker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Gutberiet
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nicht, mit wem du es zu tun hast«, warnte der Müller.
    »Mit wem ich es zu tun habe? Warum?«
    »Ihr Herren kommt aus Hamburg?«, fragte der Müller.
    Burchard und Ranke nickten. »Ganz recht.«
    »Dann seid Ihr nicht gerade Freunde der freien Friesen, nicht wahr?«
    Beifälliges leises Gemurmel ertönte.
    »Nanu«, rief Burchard aus, »warum denn nicht?«
    »Ihr habt so manchen Ort schleifen lassen, Ihr Herren aus Hamburg«, sagte der Müller.
    »Wir?«, fragte Burchard ungläubig.
    Der Müller nickte. »Eure Truppen.«
    »Aber Hamburg hat doch gar keine Armee. Es ist eine Stadt freier Bürger.«
    »Ihr freien Bürger habt euch Soldaten gekauft und sie zu uns ins Brokmerland geschickt. Nicht nur Burgen habt Ihr dem Erdboden gleichgemacht, auch Dörfer sind Euch zum Opfer gefallen.«
    »Aber das ist lange her«, sagte Burchard.
    »Nicht so lange, dass wir es vergessen hätten«, sagte der Müller.
    »Aber was hat dies nun mit unserer Geschichte zu tun. Die Brosche!«, drängte Ranke.
    »Wir wollen doch erst mal sehen, ob wir hier unter Freunden oder Feinden sind«, erklärte der Müller starrsinnig.
    »Das ist nur recht und billig«, meldete sich der betrunkene Bauer zu Wort. »Freunde oder Feinde?«
    Die beiden jungen Herren aus Hamburg spürten, dass es hier um eine wichtige Grundsatzfrage ging.
    »Freunde natürlich«, sagten sie wie aus einem Mund.
    Der Bauer nickte zufrieden.
    »Gut«, sagte der Müller.
    »Euer schönes Städtchen haben unsere Truppen, soweit ich weiß, verschont«, warf Burchard ein.
    »Das schon«, stimmte der Müller zu. »Marienhafe habt Ihr verschont.«
    »Einen Goldesel schlachtet man nicht«, sagte der Bauer.
    »Zerstört wurde unser Ort dennoch. Aber das haben andere besorgt.«
    »Die Mansfelder Truppen.«
    »Verdammte Bande.«
    »Nichts als rauchende Trümmer haben sie übrig gelassen.«
    »Dreiunddreißig Häuser wurden niedergebrannt.«
    »Und warum?«
    »Weil wir uns nicht knechten lassen wollten.«
    »Wir haben sie verjagt.«
    »Ja, das haben wir.«
    »Die Häuser wieder aufgebaut.«
    »Jawohl.«
    »Und niemand, auch nicht Ihr Hamburger, werdet uns unsere Freiheit nehmen!«
    »Halt, einen Moment bitte!« Ranke hob beschwichtigend die Hände. »Wollten wir nicht über etwas ganz anderes sprechen?«
    »Die Brosche«, sagte Burchard. »Störtebeker…«
    Die beiden Männer, die sich für friesische Verhältnisse enorm ereifert hatten, blickten die jungen Männer irritiert an, als hätten sie vergessen, um was es eigentlich ging.
    Der Wirt nutzte die Pause und verteilte großzügig neue Krüge, die dankbar angenommen wurden.
    Burchard dachte einen Moment nach und sagte dann aufmunternd: »Also, es geschah damals, als die Mansfelder gebrandschatzt haben?«
    »Ganz recht«, stimmte der Bauer zu. Sein Blick verdüsterte sich.
    »Was heißt ›damals‹? Das ist doch noch gar nicht so lange her«, meldete sich eine Stimme aus dem Publikum.
    »Ja, wir werden es nie vergessen«, sagte ein anderer.
    Beifälliges Gemurmel ertönte.
    »Die Brosche«, sagte der Bauer mit düsterem Blick. »Die Brosche haben die Söldner mitgenommen…«
    »He, warum erzählst du die Geschichte nicht von Anfang an, so wie er es gemacht hat?«, unterbrach ihn der Müller.
    »Der Anfang, wo ist der Anfang?«
    »Die Brosche wurde wiedergefunden?«, bemühte sich Burchard Ordnung in die Sache zu bringen.
    »Ja«, nickte der Müller, »natürlich wurde sie wiedergefunden. Damit fängt die Geschichte an. Es ist seine Geschichte.« Er deutete auf den Bauern.
    »Meine Geschichte?«, murmelte der Bauer. Er nahm einen großen Schluck aus seinem Branntweinbecher, dann starrte er apathisch vor sich hin und schien das Interesse verloren zu haben.
    »Er will uns seine Geschichte nicht erzählen«, stellte Ranke fest. »Lassen wir ihn.«
    »Nein, ich will wissen, was aus der Brosche geworden ist«, beharrte Burchard.
    »Alle hier wissen es«, stellte der Müller fest. »Aber es ist seine Geschichte.«
    »Er will sie nicht erzählen«, wiederholte Ranke.
    »Dann muss ein anderer…« Burchard sah den Müller auffordernd an.
    Der blickte auf den Bauern, der keine Reaktion zeigte.
    »Ich habe Euch eine Geschichte erzählt, Ihr erzählt mir eine Geschichte«, verlangte Burchard.
    Der Müller zögerte.
    Burchard winkte dem Wirt: »Bringt mehr zu trinken!«
    »Ja, trinken«, murmelte der Bauer.
    »Soll ich erzählen?«, fragte der Müller.
    »Mach doch, was du willst, ich will nur trinken.«
    Frisch gefüllte Krüge und Becher

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