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Der Schatz des Störtebeker

Der Schatz des Störtebeker

Titel: Der Schatz des Störtebeker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Gutberiet
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junger hamburgischer Kaufmann namens Jens Burchard sollte einstmals mit einer Piratenhorde auf Kaperfahrt nach Spanien geraten und später als Geisel im Kirchturm von Marienhafe festgehalten worden sein?
    »Du machst einen ganz schönen Helden aus ihm«, stellte Ranke fest, als Burchard begeistert von der Flucht seines Urgroßvaters erzählte.
    Christian Burchard erzählte weiter.
    »Aber«, fragte Ranke, als sein Begleiter endlich geendet hatte, »was ist denn aus dieser wertvollen Brosche geworden, die dem guten Mann so schrecklich wichtig war? Sollte sie sich nicht in Familienbesitz befinden?«
    Burchard antwortete nicht. Er starrte an die Wand. Dann hob er den Arm und deutete geradeaus.
    »Da ist sie.«
    Ranke sah seinen Begleiter bestürzt an. Allmählich übertrieb er wirklich.
    »Da.«
    Ranke folgte dem ausgestreckten Arm. An der Wand bemerkte er eine Zeichnung. Darauf sah man einen bärtigen Hünen in einem zotteligen Wams mit weitem Umhang und einer unförmigen Mütze. Neben ihm stand eine nicht weniger hünenhafte Frau in einem mittelalterlichem Festgewand, deren Umhang von einer Brosche in Form einer Hansekogge zusammengehalten wurde.
    Burchard stand auf, um das Bild näher in Augenschein zu nehmen. Tatsächlich: Auf der Brosche erkannte man ein Kreuz, ein Herz und einen Anker, die drei Symbole für Glaube, Liebe und Hoffnung.
    Burchard wandte sich um: »Es ist schon spät. Wir werden lieber morgen nach Greetsiel aufbrechen. Heute wäre es ohnehin zu unsicher. Ich werde den Wirt fragen, ob er uns Quartier gibt.«
    Ranke zuckte mit den Schultern.
    Am Abend füllte sich der Gastraum mit Bauern und Handwerkern aus dem Ort. Nachdem sie gegessen hatten, spendierte Burchard den Anwesenden eine Runde Bier, dann winkte er den Wirt zu sich. Er deutete auf die Zeichnung von Störtebeker und der stolzen Friesin. Der Wirt beugte sich höflich vor.
    »Wer ist das da auf diesem Bild?«
    »Ein Seeräuber mit seiner Frau.«
    »Irgendein Seeräuber?«
    Der Wirt zuckte mit den Schultern.
    »Einer von hier?«
    Der Wirt sah Burchard ausdruckslos an.
    »Klaus Störtebeker vielleicht und seine Frau Helga ten Broke?«
    »Was fragt Ihr mich, wenn Ihr es schon wisst«, entgegnete der Wirt verärgert und richtete sich auf.
    »Die Brosche…«
    »Davon weiß ich nichts.« Jemand rief nach dem Wirt, der die Gelegenheit nutzte, sich abzuwenden.
    Burchard bestellte mehr Bier für die Gäste. Der Wirt musste wieder zu ihm kommen.
    »Ein Vorfahre von mir, mein Urgroßvater, wurde einst von Störtebeker im Turm gefangen gehalten.«
    Der Wirt, der seine Bierkrüge hastig abstellen wollte, hielt inne.
    »Es stimmt«, warf Ranke ein. »Lasst Euch die Geschichte von ihm erzählen, er muss es unbedingt loswerden.«
    Ein derartiger Wunsch war beinahe ein Befehl. Der Wirt setzte sich seufzend. Burchard begann zu erzählen. Diesmal gelang es ihm, die Geschichte so spannend darzulegen, dass nicht nur Ranke in ihren Bann gezogen wurde, sondern allmählich auch die Gäste an den Nebentischen zuhörten. Der Wirt nutzte eine dramaturgische Pause, um aufzustehen und weitere Krüge und Becher mit Bier und Branntwein zu verteilen. Die Gäste tranken ausgiebig, weil sie davon ausgingen, dass die jungen Herrschaften sie freihalten würden.
    Als Burchard fertig war, ertönte beifälliges Gemurmel. Dann stand ein Mann vom Nebentisch auf und trat leicht schwankend vor den Tisch der beiden Hamburger.
    »Diese Brosche geht euch gar nichts an.«
    Alle Gespräche erstarben, alle Augen blickten auf den vorlauten, offenbar betrunkenen Kerl, der sich erdreistete, die Herren derart respektlos anzusprechen.
    »Es geht euch nichts an!«, schrie er.
    Ein zweiter Mann erhob sich. Er war mit Pluderhosen und einem weiten Wams unter einem schlichten Schultermantel bekleidet. Seine Kleidungsstücke waren mit einer dünnen weißen Staubschicht bedeckt.
    »Verzeiht, hohe Herren. Er ist betrunken und weiß nicht, was er spricht.«
    »Halt den Mund, Müller«, rief der Betrunkene. »Das ist meine Sache.«
    »Was ist eure Sache?«, fragte Burchard neugierig.
    »Die Brosche gehört mir!«
    Auch Ranke schien jetzt interessiert. »Wollt Ihr euch nicht setzen?«, schlug er vor.
    Der Mann schob sich umständlich einen Hocker zurecht. Der Müller fasste ihn am Arm: »Lass doch…«
    Der Bauer schüttelte seine Hand ab.
    »Die Herrschaften wollen doch eine Geschichte hören«, erklärte er störrisch. »Ich erzähle, hm?«
    »Nur zu«, ermunterte ihn Burchard.
    »Du weißt doch gar

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