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Der Schatz des Störtebeker

Der Schatz des Störtebeker

Titel: Der Schatz des Störtebeker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Gutberiet
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wurden verteilt.
    »Nun gut«, sagte der Müller, »es war so: Er hatte damals seinen Hof noch…« Er stockte und warf dem Bauern einen Blick zu. Der trank einen Becher Schnaps in einem Zug aus und starrte dann wieder zu Boden.
    »Er hat ihn verloren?«, fragte Burchard. »Hätte er ihn nicht wieder aufbauen können?«
    »Er hat nicht nur den Hof verloren.«
    »Na, weiter!«, drängte Burchard.
    »Es ist drei Jahre her. Es war im März…«
    »Nur zu! Erzähl!«
    »Die Mansfelder Truppen zogen durch das Land und hinterließen Verwüstung und Tod…«
    »Das habt Ihr bereits erwähnt.«
    »Doch was sollten wir tun? Wir mussten trotz allem unserem Tagwerk nachgehen…«
    »Was Ihr zweifellos getan habt.«
    »Natürlich, wir wollten uns nicht in unseren Häusern verkriechen und verhungern. Von einer feindlichen Armee, die durch die Lande zieht, geht nicht weniger Gefahr aus als von einer Sturmflut. Aber wie mit den Naturgewalten, so ist es auch mit dem Krieg: Den einen sucht er heim, mit Brand, Zerstörung und Tod, den anderen verschont er. Aber der Schein kann trügen.«
    »Du sprichst in Rätseln.«
    Der Erzähler ließ sich nicht aus der Ruhe bringen: »Ihn zum Beispiel«, er deutete auf den Bauern, »hat der Krieg verschont. Er wiegte sich in Sicherheit. Während die Soldaten über Marienhafe herfielen, die Menschen beraubten und meuchelten, die Häuser abbrannten, die Güter wegschleppten, zog er mit seinem Pflug aufs Feld.« Der Müller hielt inne: »Was meint Ihr, hohe Herren, hätte er zu Hause sitzen bleiben sollen? Warten bis der Sturm vorüber ist? Womöglich den rechten Zeitpunkt für die Aussaat versäumen?«
    »Wer sich wie ein ängstliches Tier versteckt, verdient nicht meinen Respekt«, erklärte Burchard.
    »Ganz meine Meinung. Der Mensch ist kein Eichhörnchen, das in seinem Bau ausharrt, bis das Gewitter vorüber ist.«
    »So ist es«, stimmte Burchard zu, »aber nur weiter!« Er warf dem Bauern einen Blick zu. Er starrte immer noch regungslos zu Boden, gefangen im eigenen Elend. Was war nur mit ihm, dem Mutigen, den es nach Taten drängte, geschehen?
    »Wer wagt, gewinnt, heißt es«, fuhr der Müller fort. »Und so war es auch in diesem Fall. Wie Ubbo nun also seinen Acker durchpflügt und immer wieder den Blick über den Horizont ringsherum schweifen lässt, um sicherzugehen, dass er keine böse Überraschung erlebt, bleibt sein Pferd stehen. Es will sich nicht mehr vom Fleck rühren. Ubbo flucht, schimpft, droht und schlägt. Das Pferd bleibt störrisch an seinem Platz. Ubbo will dem Tier zureden, es hat ihm bisher gute Dienste geleistet. Er tritt nach vorn, streicht ihm über den Kopf, flüstert ihm freundliche Wort ins Ohr. Und da…« Der Erzähler brach ab und griff nach seinem Bierkrug.
    »Und da…?«, drängte Burchard, der merkte, wie ihn sein Freund Ranke mitleidig ansah.
    Der Müller stellte seinen Krug zurück auf den Tisch und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.
    »Und da glitzert etwas vor seinen Füßen.«
    »Was ist es?«, fragte Burchard gespannt.
    »Was glaubt ihr wohl, was es ist, das da halb verborgen unter einer Erdborke hervorlugte und im Schein der Frühjahrssonne glitzerte?«
    »Die Brosche?«
    Der Müller wiegte bedächtig den Kopf hin und her.
    »Na erzählt schon! Wie sah das Ding aus?«
    Der Müller deutete auf das Bild von Störtebeker und Helga ten Broke. »So wie dieses Schmuckstück da.«
    »Aus Silber!«
    »Ja.«
    »Beschreibt die Form!«
    »Es hatte die Form eines Schiffs.«
    »Eine Kogge! Eine Hansekogge!«
    »Eine Hansekogge.« Der Erzähler nickte.
    »Symbole auf dem Rumpf, es hatte drei Symbole auf dem Rumpf?«
    »Ganz recht. Ein Kreuz, ein Herz, einen Anker.«
    »Glaube, Liebe, Hoffnung. Das ist die Brosche! Wo ist sie nun? Ich will sie sehen. Ich kaufe sie ihm ab.« Burchard wandte sich voller Begeisterung Ubbo zu, der aber noch immer starr vor sich hinblickte. »Was für ein glücklicher Zufall.«
    »Ihm hat die Brosche kein Glück gebracht«, fuhr der Müller fort.
    »Er hat sie aufgehoben und mitgenommen«, unterbrach Burchard ihn eifrig.
    »Ja, er hat sie aufgehoben, in seinen Gürtel gesteckt und nach getaner Arbeit mit nach Hause genommen. Seine Frau erwartete ihn voller Unruhe, denn er war lange fort gewesen, und sie hatte in der Ferne vorbeiziehende Soldatentrupps bemerkt.«
    »Er hat sie ihr gezeigt, vielleicht sogar geschenkt…«
    »Nein, hat er nicht. Er hat ihr kein Wort davon erzählt.«
    »Nicht?«
    »Zunächst einmal brachte er

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