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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Bauwerke, über deren Thüren aber zuweilen die stolzesten Inschriften prangten.
    Man sah da Hotels und Salons, in denen in Deutschland nicht der geringste Handwerker hätte wohnen mögen. Auch gab es einige allerliebste hölzerne Wohnungen, deren Konstruktion eine solche war, daß sie zu jeder Zeit abgebrochen und an einem andern Orte wieder zusammengesetzt werden konnten.
    Das größte dieser Gebäude stand auf einer Anhöhe und trug die weithin sichtbare Firma: »Charles Charoy, Ingenieur.«
    Dorthin ritten die beiden; sie stiegen an der Thür ab, neben welcher ein indianisch gesatteltes und aufgezäumtes Pferd angebunden war.
    »Uff!« meinte Winnetou, als er dasselbe mit leuchtendem Blicke betrachtete. »Dieses Roß ist wert, einen guten Reiter zu tragen.
    Es gehört gewiß dem Bleichgesichte, welches an uns vorüberkam.«
    Sie stiegen ab und banden ihre Pferde ebenfalls an. Es war kein Mensch in der Nähe, und als sie die Niederlassung überblickten, sahen sie der frühen Stunde wegen nur drei oder vier Personen, welche gähnend nach dem Wetter ausschauten.
    Aber die Thür stand offen, und sie traten ein. Ein junger Neger kam ihnen entgegen und fragte nach ihrem Begehr. Noch ehe sie zu antworten vermochten, wurde zur Seite eine Thür geöffnet, und unter derselben erschien ein noch junger Weißer, welcher den Apachen mit freundlich erstaunten Augen betrachtete. Es war der Ingenieur. Sein Name, sein bräunlicher Teint und das dunkellockige Haar ließen vermuten, daß er der Abkömmling einer südstaatlichen, ursprünglich französischen Familie sei.
    »Wen sucht ihr hier so früh, Mesch'schurs?« fragte er, indem er dem Roten eine sehr achtungsvolle Verbeugung machte.
    »Wir suchen den Ingenieur Mr. Charoy,« antwortete dieser in geläufigem Englisch, wobei er sogar den französischen Namen ganz richtig aussprach.
    »Well, der bin ich. Habt die Güte, einzutreten!«
    Er zog sich in das Zimmer zurück, so daß die beiden ihm folgen konnten. Der Raum war klein und einfach ausgestattet. Die auf den Möbeln liegenden Schreibrequisiten ließen vermuten, daß es das Bureau des Ingenieurs sei. Dieser schob den Ankömmlingen zwei Stühle hin und wartete dann mit sichtlicher Spannung auf das, was sie ihm zu sagen hatten. Der Yankee setzte sich sofort nieder; der Indianer blieb noch höflich stehen, neigte wie grüßend den schönen Kopf und begann:
    »Sir, ich bin Winnetou, der Häuptling der Apachen - «
    »Weiß es schon, weiß es schon!« fiel der Ingenieur schnell ein.
    »Du weißt es schon, Sir?« fragte der Rote. »So hast du mich bereits gesehen?«
    »Nein; aber es ist einer da, welcher dich kennt und euch durch das Fenster kommen sah. Ich bin außerordentlich erfreut, den berühmten Winnetou kennen zu lernen. Setze dich, und sage, was dich zu mir führt; dann werde ich dich bitten, mein Gast zu sein.«
    Der Indianer setzte sich auf den Stuhl und antwortete: »Kennst du ein Bleichgesicht, welches unten in Kinsley wohnt und Bent Norton heißt?«
    »Ja, sehr gut. Dieser Mann ist einer meiner besten Freunde,«
    antwortete der Gefragte.
    »Und kennst du auch das Bleichgesicht Haller, seinen Schreiber?«
    »Nein. Seit mein Freund in Kinsley wohnt, habe ich ihn noch nicht besucht.«
    »Dieser Schreiber wird heute mit noch einem Weißen zu dir kommen, um dir ein Empfehlungsschreiben von Norton zu übergeben. Du sollst den einen in deinem Bureau anstellen und auch dem andern Arbeit geben. Aber wenn du das thust, wirst du dich in große Gefahr begeben.«
    »In welche Gefahr?«
    »Das weiß ich noch nicht. Die beiden Bleichgesichter sind Mörder. Wenn du ein kluger Mann bist, werden wir, sobald sie mit dir gesprochen haben, erraten, welche Absicht sie verfolgen.«
    »Etwa mich morden?« lächelte Charoy ungläubig.
    »Vielleicht!« nickte Winnetou ernst. »Und nicht nur dich, sondern auch noch andre. Ich halte sie für Tramps.«
    »Für Tramps?« fragte der Ingenieur schnell. »Ach, das ist etwas andres. Ich habe soeben erfahren, daß eine Horde von Tramps nach dem Eeagle-tail und nach hier will, um uns zu berauben. Diese Kerle haben es auf unsre Kasse abgesehen.«
    »Von wem hast du das erfahren?«
    »Von - - nun, es ist wohl am besten, daß ich den Mann nicht nenne, sondern ihn dir gleich zeige.«
    Sein Gesicht glänzte vor Vergnügen, dem Roten eine freudige Überaschung bereiten zu können. Er öffnete die Thür zum Nebenzimmer, aus welchem Old Firehand trat. Wenn der Ingenieur geglaubt hatte, daß der Rote in Worte des

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