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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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über eine halbe Stunde entfernten Hauptcanon. Zwischen diesem letzteren und dem Walde gab es zwei Verbindungswege, zwei Seitenthäler, ein nördliches, welches der »große Wolf« benutzt hatte, und ein südliches, durch welches Droll und Frank jetzt gekommen waren. Diese beiden von Osten nach Westen gehenden Nebenthäler bildeten mit dem Hauptcanon und dem Walde ein Rechteck, dessen innere Fläche aus dem hohen,
    stundenlangen Felsenblocke bestand, in welchen die Gewässer sich ihre senkrechten und mehrere hundert Fuß tiefen Wege eingefressen hatten. »Een Wald, een Forscht, mit richtigen Büschen und Beemen, als ob er von eenem königlich sächsischen Oberförschter angelegt worden wäre!« sagte Frank. »Besser konnten mersch gar nich treffen, denn das gibt een Verschteck, wie's im Hauptbuche schteht. Meenste nich?«
    »Nee,« antwortete die Tante Droll. »Dieser Wald kommt mer verdächtig oder gar beinahe färchterbar vor. Ich trau' ihm nich.«
    »Wieso denn und warum denn? Denkste etwa, daß da Bären ihr nächtliches Difficil offgeschlagen haben?«
    »Das weniger. Bären sind grad nich ze färchte, sondern andre Kreature, welche aber genau ebenso gefährlich sind.«
    »Was denn für welche?«
    »Indianersch.«
    »Das wäre dumm; das wäre freilich dumm!«
    »Es sollt mich freue, wenn ich mich irre thät', aber meine Gedanke werde wohl de richtige sein.«
    »Willste wohl die Gewogenheet haben, mir diese Gedanken logisch zu perturbieren?«
    Die beiden standen an der Felsenecke, wo es Schatten gab, und hielten die Augen scharf auf den vom Monde beschienenen Waldesrand gerichtet. Dabei fragte Droll: »Wer wird wohl besser wisse, daß hier een Wald is, wir oder die rote Kerls?«
    »Die Indianer.«
    »Werde se ebensogut wisse wie wir, daß mer sich im Walde am beste verschtecke kann?«
    »Natürlich.«
    »Habe ich dir nich schon erklärt, daß Indianer in der Nähe sein müsse?«
    »Ja, denn bei ihnen hat der »große Wolf« sich Hilfe geholt.«
    »Wo werde nun diese Leute schtecke? Im öden, nackten Canon oder im bequemen Walde?«
    »In dem letzteren.«
    »Gut, also müsse mer uns hier sehr in acht nehme. Ich bin überzeugt, daß mer Grund habe, sehr vorsichtig zu sein.«
    »So meenste wohl, daß wir den Wald vermeiden müssen?«
    »Nee, aber offpasse müsse mer. Siehste vielleicht was Verdächtiges?«
    »Nee, gar nischt.«
    »Ich ooch nich. So wolle mersch also versuche. Rasch 'nüber, und dann unter de Schträucher niedergeduckt und gehorcht, ob sich was regt. Vorwärts!«
    Sie sprangen über die lichte, vom Monde beschienene Stelle hinüber. Bei den Bäumen angekommen, kauerten sie sich nieder, um zu lauschen. Sie hörten nichts; kein Blättchen regte sich; aber Droll sog die Luft ein und fragte leise: »Frank, schnuppere mal! Es riecht nach Rooch. Denkste nich?«
    »Ja,« antwortete der Gefragte; »aber der Geruch is kaum zu bemerken. Es is nur eene halbe Ahnung von eener
    Viertelschpur von Rooch.«
    »Weil's weit herkommt. Mer müsse de Sache untersuche und uns näher schleiche.«
    Sie nahmen sich bei den Händen und schritten langsam und leise vorwärts. Es war dunkel unter dem Kronendache, und sie mußten sich also mehr auf ihren Tastsinn als auf ihr Gesicht verlassen. Je weiter sie vorwärts kamen, desto bemerkbarer wurde der Rauchgeruch: freilich avancierten sie nur langsam.
    Dem Hobble-Frank mochte doch ein Bedenken gegen ihr gefährliches Unternehmen kommen, denn er fragte flüsternd:
    »Wär's nich besser, wir ließen den Rooch Rooch sein? Wir begeben uns ganz nutzlos in eene Gefahr, die mir nicht komprimieren kann.«
    »Eene Gefahr is es freilich,« antwortete Droll, »aber mer müsse es wage. Vielleicht könne mer unsre Freunde rette.«
    »Hier?«
    »Ja. Falls der »große Wolf« nich an unserm Lagerplatz bleibe will, wird er grad hierher komme.«
    »Das wäre famos!«
    »Famos? Na, na, es kann uns das Lebe koste!«
    »Das schadet nischt, wenn wir nur unsre Gefährten retten. Jetzt kann es mir nich einfallen, umzukehren.«
    »Recht so, Vetter; bist een tüchtiger Kerl. Aber List is besser als Gewalt. Also nur vorsichtig, nur vorsichtig!«
    Sie schlichen weiter, bis sie stehen bleiben mußten, weil der Schein eines Feuers zu sehen war. Auch waren unbestimmte Töne, wie ferne Menschenstimmen, zu vernehmen. Der Wald schien sich nun mehr nach rechts auszubreiten. Sie folgten dieser Richtung und erblickten bald noch mehrere Feuer.
    »Een großes, großes Lager,« flüsterte Droll. »Das werde de

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