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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nichts zu sehen, und ich mußte mich geradezu mit den Händen fortgreifen. Nun ich aber orientiert bin, ist diese Dunkelheit unsre beste Verbündete.«
    »Man muß doch, wenn man gegen unsre Feuer blickt, ziemlich deutlich sehen können!«
    »Nicht vom Wasser, sondern vom Ufer aus, da das erstere tiefer liegt. Also die Tramps sitzen in einem Halbkreise, dessen Durchmesser der Fluß bildet, und innerhalb desselben, gar nicht weit vom Wasser, befinden sich die Gefangenen - - «
    »Welche Unvorsichtigkeit! Auf diese Art und Weise können sie bei der herrschenden Finsternis doch gar nicht genau beobachtet werden. Wie nun, wenn es ihnen gelänge, sich von den Banden zu befreien. Es wäre ihnen dann leicht, ins Wasser zu entkommen und, da jedenfalls wenigstens die beiden Männer schwimmen können, sich zu retten.«
    »Unsinn! Es sitzt als besonderer Wächter einer der Tramps bei ihnen, der sie scharf beobachtet.«
    »Hm! Der muß also fort. Aber wie?«
    »Er wird ausgelöscht, es geht nicht anders und wird auch nicht schade sein um den Kerl.«
    »So habt Ihr einen Plan?«
    »Ja, die Gefangenen brauchen nicht in das Wasser zu gehen.
    Wir schaffen das Boot zur Stelle.«
    »Das wird man sehen, da sich die Gestalt desselben von den schimmernden Wellen abhebt.«
    »Hat sich sein Schimmern! Von dem gestrigen Regen ist das Wasser so getrübt, daß es, besonders unter den Bäumen am Ufer, gar nicht vom festen Erdboden zu unterscheiden ist. Also wir schaffen das Boot hin und binden es an; ihr bleibt bei demselben im Wasser stehen, und ich gehe allein an das Land, um dem Wächter das Messer zu geben und den Gefangenen die Bande zu lösen. Ich bringe sie zu euch; sie rudern sich in den Kanal, wo sie sicher sind, und wir setzen uns dann ganz gemütlich an die Stelle, wo die Gefangenen gesessen haben.
    Geben wir dann das Zeichen, den Geierschrei, so wird der Tanz sofort beginnen. Einverstanden?«
    »Well, es kann nicht besser gemacht werden.«
    »Und Ihr, Uncle?«
    »Genau so, wie Ihr's ausgedacht - wird das famose Werk vollbracht,« antwortete der Gefragte in seiner poetischen Weise.
    »Schön, also vorwärts!«
    Sie banden das Boot los und schoben es aus dem Kanale in den Fluß. Droll, welcher das Terrain kannte, machte den Führer. Sich immer hart am Ufer haltend, bewegten sie sich langsam und vorsichtig weiter, bis er anhielt und die beiden andern bemerkten, daß er das Fahrzeug anband.
    »Wir sind zur Stelle,« raunte er ihnen zu, »jetzt warten, bis ich wiederkomme!«
    Das Ufer war hier nicht hoch. Er kroch leise hinauf. Jenseits der Büsche brannten an den beiden Mauerecken die Feuer, gegen die sich die Gegenstände in leidlich erkennbaren Umrissen abhoben. Höchstens zehn Schritte vom Ufer entfernt saßen vier Personen, die Gefangenen mit ihrem Wächter. Weiter zurück sah der Kleine die Tramps in allen möglichen Stellungen ruhen.
    Er kroch, ohne das Gewehr wegzulegen, weiter, bis er sich hinter dem Wächter befand. Nun erst legte er es weg und griff zum Messer. Der Tramp mußte sterben, ohne einen Laut ausstoßen zu können. Droll zog die Knie unter dem Leib heran, schnellte sich rasch auf, ergriff den Mann mit der Linken von hinten fest bei der Kehle und stieß ihm mit der Rechten die Klinge so kunstgerecht und genau in den Rücken, daß sie das Herz durchschnitt. Sich dann rasch wieder niederlassend zog er den Tramp neben sich auf den Boden. Das war so blitzschnell gegangen, daß die Gefangenen es gar nicht bemerkt hatten.
    Erst nach einiger Zeit sagte das Mädchen: »Pa'a, unser Wächter ist ja fort!«
    »Wirklich? Ah, ja; das wundert mich; aber bleib still sitzen; jedenfalls will er uns auf die Probe stellen.«
    »Leise, leise!« flüsterte Droll ihnen zu. »Niemand darf einen Laut hören. Der Wächter liegt erstochen hier im Grase; ich bin gekommen, euch zu retten.«
    »Retten? Heavens! Unmöglich! Ihr seid der Wächter selbst!«
    »Nein, Sir; ich bin Euer Freund. Ihr kennt mich vom Arkansas her. Droll, den sie die Tante nennen.«
    »Mein Gott! Ist's wahr?«
    »Leiser, leiser, Sir! Old Firehand ist auch da, und der schwarze Tom und noch viele andre. Die Tramps wollten die Farm plündern; wir aber haben sie zurückgeschlagen. Wir sahen, daß sie Euch ergriffen, und ich habe mich mit zwei tüchtigen Boys hergeschlichen, um Euch zunächst herauszuholen. Und wenn Ihr mir noch nicht traut, da Ihr mein Gesicht nicht sehen könnt, so will ich Euch die Wahrheit meiner Worte beweisen, indem ich Euch losbinde. Gebt Eure Fesseln

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