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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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weniger als alle, welche sich bereit erklärten, und Old Firehand wählte drei aus, welche ihm am geeignetsten erschienen, nämlich die Tante Droll, den Humply-Bill und den Gunstick-Uncle; diese waren herzlich erfreut, ein solches Zeichen seines Vertrauens zu erhalten. Die Sonne hatte jetzt den Horizont erreicht und ihre wie flüssiges Gold über die weite Ebene flutenden Strahlen trafen die Gruppe der Tramps in der Weise, daß man von der Farm aus jeden einzelnen deutlich zu erkennen vermochte. Sie trafen keinerlei Vorbereitungen, weder zur Abreise, noch zum Nachtlager. Daraus war zu vermuten, daß sie die Gegend nicht zu verlassen gedachten, aber auch nicht da, wo sie sich jetzt befanden, bleiben wollten.
    Old Firehand ließ Holz nach den vier Ecken des Hofes schaffen, auch Kohlen, welche in Kansas massenhaft gefunden werden, und darum sehr billig sind, dazu einige Fässer mit Petroleum. Als es vollständig dunkel geworden war, wurden die Kundschafter hinausgelassen. Damit dieselben im Falle einer schleunigen Rückkehr, bei welcher sie verfolgt wurden, nicht auf das Öffnen des Thores zu warten brauchten, wobei sie von den Feinden erreicht werden konnten, wurden an einigen Stellen der Mauer starke Lassos befestigt und draußen herabgelassen, an denen sie sich schnell empor- und in den Hof schwingen konnten. Dann tauchte man Holzscheite in Petroleum, brannte sie an und warf sie durch die Schießscharten hinaus. Nachdem noch mehr Holz und dann Kohlen darauf gekommen waren, loderten an den Außenecken vier Feuer, durch welche die Mauerseiten und das vor ihnen liegende Terrain so hell erleuchtet wurden, daß man die Annäherung der Tramps, nicht nur in Haufen, sondern auch jedes einzelnen von ihnen leicht bemerken konnte. Die Flammen wurden nach Bedarf fort und fort durch die Schießscharten gespeist, weil dies diejenige Art und Weise war, bei welcher man sich nicht den Kugeln der Feinde bloßzustellen brauchte. Nun verging weit über eine Stunde, und nichts schien draußen sich zu regen. Da kam der Gunstick-Uncle über die Mauer geturnt. Er suchte Old Firehand auf und meldete in seiner originellen Weise: »Die Tramps sind von den Bäumen fort - nach einem völlig andern Ort.«
    »Dachte es mir. Aber wohin?« fragte der Jäger, über den Reim lächelnd. Der Gefragte deutete nach der Ecke, rechts vom Thore, und antwortete in unerschütterlichem Ernste: »Da draußen, im Gesträuch am Fluß - man sie von jetzt an suchen muß.«
    »So nahe haben sie sich herangewagt! Aber da hätte man doch ihre Pferde hören müssen?«
    »Die trieb man weislich unterdessen - auf die Prairie, um Gras zu fressen - doch kenne ich die Stelle nicht - es fehlte mir das Lampenlicht.«
    »Und wo sind Bill und Droll?«
    »Die wollten hinterher sich machen - um die Halunken zu bewachen!«
    »Schön! Ich muß die Stelle ganz genau wissen, an welcher die Tramps liegen. Seid also so gut, Euch wieder zu den beiden zu gesellen. Sobald die Kerls sich fest gelagert haben, mag Droll kommen und es mir sagen; sie glauben wahrscheinlich, klug zu handeln, sind aber in eine Falle gegangen, welche wir nur zu schließen brauchen.«
    Der Uncle entfernte sich, und der Lord, welcher die Unterredung mit angehört hatte, fragte, welche Falle Old Firehand meine. Dieser antwortete: »Der Feind befindet sich dort am Flusse. Er hat hinter sich das Wasser, und vor sich die Mauer; wenn wir die beiden andern Seiten versperren, so haben wir ihn fest.«
    »Ganz richtig! Aber wie wollt Ihr diese Sperrung vornehmen?«
    »Indem ich die Indianer holen lasse, welche ihn von Süden nehmen müssen; wir aber, die wir uns hier befinden, schleichen uns zum Thore hinaus und greifen ihn im Norden an.«
    »So wollt Ihr die Mauer ohne Bedeckung lassen?«
    »Nein, die Knechte bleiben zurück; sie werden genügen. Wir würden allerdings schlimm daran sein, wenn die Tramps auf den klugen Gedanken kämen, sich auf die Mauer zu werfen; aber ich traue ihnen die Schlauheit nicht zu, anzunehmen, daß wir so verwegen sind, gerade diesen Hauptverteidigungspunkt preiszugeben. Auch werde ich erkunden lassen, wo sich ihre Pferde befinden. Erfahren wir das, so sind die wenigen Wächter jedenfalls nicht schwer zu überwältigen. Befinden wir uns im Besitze der Pferde, so sind die Kerle verloren, denn wir können diejenigen, welche uns heute abend entkommen, am Tage verfolgen, einholen und aufreiben.«
    »Well, ein zwar kühner, aber sehr vortrefflicher Plan. Es ist wahr, Sir, Ihr seid ein tüchtiger

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