Der Schatz im Silbersee
Kerl!«
Jetzt mußte der schwarze Tom mit dem alten schlauen Blenter hinaus, um nach den Pferden zu suchen. Dann wurden zwei Knechte, da dieselben die Gegend genau kannten, zu dem Osagenhäuptling geschickt, um demselben eine ausführliche Instruktion zu überbringen. Vor der Wiederkehr dieser Leute konnte nichts unternommen werden.
Es verging eine lange Zeit, ehe sich einer von ihnen sehen ließ.
Endlich kamen die Knechte zurück. Sie hatten die Indianer gefunden und herbeigeführt, dieselben lagen nur einige hundert Schritte von den Tramps entfernt am Flusse und waren bereit, beim ersten Schuß, den sie hörten, auf dieselben einzudringen.
Jetzt kam auch Droll mit Bill und dem Uncle.
»Alle drei?« fragte Old Firehand mißbilligend. »Es hätte wenigstens einer noch draußen bleiben sollen.«
»Ich wüßte nicht, weshalb, wenn's nötig ist,« antwortete Droll, wieder einmal in seine altgewohnte Redensart verfallend.
»Um die Tramps weiter zu beobachten natürlich.«
»Würde überflüssig sein! Ich weiß, woran ich bin, habe mich so nahe an sie herangeschlichen, daß ich genug hören konnte. Sie ärgern sich riesig über unsre Feuer, welche einen Überfall unmöglich machen, und wollen abwarten, wie lange Holz und Kohlen bei uns reichen. Sie hegen die Absicht, daß nach einigen Stunden der Vorrat zu Ende sein wird, da der Farmer jedenfalls nicht auf so große Brände eingerichtet ist. Dann wollen sie losbrechen.«
»Das ist ja sehr vorteilhaft für uns, denn so bekommen wir Zeit, die Falle zuzuklappen.«
»Welche Falle?«
Old Firehand erklärte ihm, was er vorhatte.
»Das ist herrlich, hihihihi!« lachte Droll halblaut vor sich hin, wie er zu thun pflegte, wenn irgend etwas ihm gute Laune machte.
»Das wird und muß gelingen. Die Kerle meinen nämlich, wir denken, daß sie sich noch immer da draußen unter den Bäumen befinden. Aber, Sir, es gibt dabei etwas zu bedenken, was von großer Bedeutung ist.«
»Was?«
»Die Lage der Gefangenen. Ich befürchte, daß man sie töten wird, sobald wir die Feindseligkeiten beginnen.«
»Meint Ihr, daß ich mir das nicht auch schon überlegt habe?
Glücklicherweise habe ich nicht die Sorge, welche Ihr soeben ausgesprochen habt. Freilich bin ich überzeugt, daß die Gefangenen die ersten sein würden, welche fallen müßten; aber wir können das verhüten, indem wir dafür sorgen, daß ihnen nichts geschehen kann. Wir schleichen uns an, und drei von uns haben, wenn wir losbrechen, sofort ihre Hände über die beiden Butler und die junge Dame zu halten. Sind sie gefesselt?«
»Ja, aber nicht schwer.«
»Nun, so müssen sie schnell von ihren Banden befreit werden und dann - -«
»Und dann mit ihnen ins Wasser,« fiel Droll schnell ein.
»Ins Wasser?« fragte Old Firehand erstaunt.
»Natürlich.«
»Ihr scherzt wohl, liebe Tante?«
»Scherzen? Fällt mir gar nicht ein!« Und als er die verwunderten Blicke sah, welche die Umstehenden auf ihn gerichtet hielten, fuhr er kichernd fort: »Ja ins Wasser mit ihnen; hihihihi, das ist der schönste Streich, den es geben kann. Was werden die Tramps für Gesichter machen! und wie werden sie sich die Köpfe zerbrechen!«
»Dazu werden sie gar keine Zeit finden, da ihnen die Schädel ja von uns zerschmettert werden.«
»Nicht sofort, nicht sofort, sondern später.«
»Später? Wieso! Sollen wir ihnen Zeit lassen, uns zu entkommen?«
»Das nicht; aber wir werden ihnen die Gefangenen noch vor dem Überfalle entführen.«
»Haltet Ihr das für möglich?«
»Nicht nur für möglich, sondern sogar für sehr notwendig.
Während des Kampfes ist es schwer, für die Sicherheit der Gefangenen zu sorgen; wir müssen sie also schon vorher der Gefahr entzogen haben. Und das ist gar nicht schwer.«
»Nicht? Nun, wie denkt Ihr Euch das? Ich weiß, Ihr seid ein schlauer Fuchs. Ihr habt schon manchen sonst klugen Kerl hinters Licht geführt und Euern Kopf, der sicher verloren schien, heiler Haut aus der Schlinge gezogen. Ist Euch vielleicht auch jetzt so eine bunte Raupe angelaufen?«
»Will's meinen!«
»Nun, so beschreibt sie uns!«
»Gehört gar keine große Klugheit dazu. Wundere mich, daß Ihr nicht schon selbst darauf gekommen seid. Denkt doch mal an den Kanal, welcher vom Hofe aus, da hinter dem Hause, nach dem Flusse geht! Er ist unterirdisch, oder richtiger gesagt, verdeckt, und die Tramps haben keine Ahnung von seinem Vorhandensein. Ich habe mich an ihnen vorüber bis an den Fluß geschlichen und erkannte trotz der
Weitere Kostenlose Bücher