Der Schatz in der Drachenhöhle
sagte, in einer halben
Stunde wäre es soweit; und Tarzan lief zu den Zelten zurück. Oskar tollte
weiterhin mit Trixi herum.
Alles schlief noch. Tarzan weckte seine
Freunde und verkündete die Neuigkeit. Die Aussicht auf ein üppiges Frühstück
bewirkte sogar bei Klößchen, daß er rascher als sonst auf die Füße kam. Sie
machten sich so „landfein“ wie die Umstände es zuließen. Dicht beim Zaun
pflückten die Jungs Wildblumen, die sie zu einem bunten Wiesenstrauß
zusammenstellten.
Denn daß man bei einer Einladung zum
Essen Blumen mitbringe, sei selbstverständlich, meinte Tarzan.
Als sie zur Terrasse kamen, hatte Frau
Plessgen einen herrlichen Frühstückstisch gedeckt. Sie hatte sich inzwischen
angekleidet und hieß die TKKG-Freunde willkommen. Tarzan stellte seine Freunde
vor, und Gaby überreichte die Blumen.
„Das ist ja reizend von euch“, freute
sie sich. „Nun nehmt aber Platz. So junge Gäste — und noch dazu Abenteurer — hatte
ich schon lange nicht mehr.“
Es gab Tee und Kakako, Toast, Honig und
Schinken. In einem Korb lagen frisch gekochte Eier, in einer Schale Obst der
Jahreszeit.
„Frau Plessgen“, sagte Klößchen, „Ihnen
und dem Himmel sei Dank! Dieses Frühstück entschädigt für die Mühsal des
gestrigen Tages — ganz zu schweigen von dem, was heute noch auf uns zukommen
könnte. Es entschädigt für meinen Sonnenbrand, für die Schwielen an den Händen
und die Mückenstiche, für den Mangel an Schlaf und die Bedrohung durch die
Höllenengel. Daß wir ausgerechnet bei Ihnen vor Anker gingen, ist ein gutes
Vorzeichen. Ich bin zuversichtlich.“
Frau Plessgen amüsierte sich. Später
erzählte sie, ihr Mann sei Flugkapitän und deshalb viel unterwegs. Da der
nächste Ort beträchtlich weit entfernt liege und hier nur wenige Häuser
stünden, fürchte sie sich oft. Besonders nachts. Aber noch hätte sie sich nicht
entschließen können, in die Stadt umzusiedeln und diesen schönen Besitz
aufzugeben.
„Täte ich auch nicht!“ meinte Tarzan. „Aber
Sie könnten sich einen scharfen Wachhund zulegen. Mit Trixi würde er sich
bestimmt vertragen. Sie ist genauso gutmütig wie Oskar.“
Frau Plessgen meinte, einen Wachhund
anzuschaffen, wäre ein guter Gedanke. Auch sie hätte ihn schon erwogen.
Es wurde ein lustiges und ausgedehntes
Frühstück.
Gaby half dann beim Abräumen, während
die Jungs zum Lager liefen, um die Zelte schon abzubauen. Als sie fertig waren,
kamen Gaby und Frau Plessgen mit den Hunden.
Die freundliche Gastgeberin bewunderte
das Kanu.
Als Motorräder dröhnten, blickten alle
zur Straße hinüber.
„Das sind unsere Freunde, die
Höllenengel“, sagte Tarzan. „Aber - nanu! Ich sehe nur fünf Maschinen. Plotzka,
der Anführer, ist nicht in der Horde. Seine Rockerbraut sitzt jetzt bei einem
andern auf dem Rücksitz. Und — natürlich — auch Theo, der Rotkopf, und Sam, das
Pickelgesicht, fehlen. Ob die etwa auf die andere Flußseite rüber sind und uns
hier suchen?“
8. Das Zigeunerkind
Die Rocker hatten kein so opulentes (üppiges) Frühstück gehabt wie die TKKG-Bande, sondern nur ein Stück Hartwurst und einen
Schluck aus der Bierflasche. Außerdem hatten sie den Bauch voller Wut. Das traf
besonders für Plotzka, Theo und Sam zu.
Seit einer Stunde fuhren die drei ihrer
Rotte voran — mit großem Abstand. Sie verfolgten einen Plan.
An die letzte Nacht dachten sie nur
ungern zurück. Blamiert hatten sie sich — bis auf die Knochen.
Erst waren sie sich beinahe in die
Haare geraten, weil plötzlich das Fernglas fehlte. Das Richtige hatten sie da
noch lange nicht vermutet. Dann der nasse, anstrengende und völlig vergebliche
Ausflug von sieben bewaffneten Rockern zur Insel.
Als sie das Nest leer fanden, war ihnen
ein Seifensieder aufgegangen.
„Ich glaube“, hatte Plotzka mit hohler
Stimme geäußert, „dieser Tarzan war drüben bei uns und hat uns belauscht. Und
damit wir nicht sehen sollen, daß die verdammte Insel längst leer ist, hat er
mein Fernglas geklaut. Hat’s mir sozusagen unterm Hintern weggeklaut. O
verdammt! Wenn ich den in die Finger kriege!“
Daß er diese Situation nur in Gegenwart
seiner vollzähligen Kumpane anstreben würde, sprach er nicht aus.
Sie waren frierend zurück geschwommen.
Die Verfolgung aufzunehmen, hätte nichts gebracht. Also sprachen sie verstärkt
dem Schnaps zu und schliefen bis weit in den Morgen hinein. Dann hatte Rosa,
als sie mal verschwinden mußte, das Fernglas gefunden; und Plotzka
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