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Der Schatz in der Drachenhöhle

Der Schatz in der Drachenhöhle

Titel: Der Schatz in der Drachenhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Bauch
stiefelten die drei zu dem Strauch. Sie bogen die Äste beiseite.
    Vor ihnen lag ein etwa achtjähriges
Mädchen, ein Zigeunerkind. Es trug ein grünes Kleid, das sich vom Grün der
Blätter kaum unterschied. Die nackten Beine waren angewinkelt, die
blauschwarzen Haare lang und fettig. Über das Gesicht lief Blut.
    Es sickerte aus einer Wunde, die sich
als breite, rote Furche über die Stirn zog.
    „Das... die... ist hin!“ stammelte
Theo. „Tot! Die... Verdammter...“
    „Quatsch nicht!“ fuhr Plotzka ihn an. „Tot
ist die nicht. Höchstens bewußtlos. Ein Streifschuß! Siehst du nicht! Ein
Streifschuß! Drei Zentimeter weiter rechts — und ihr wäre die Schläfe
zertrümmert. Aber so ist es nur ein Streifschuß. Sie ist ohnmächtig vom Schock.“
    Sam leckte sich über die
knattertrocknen Lippen. Sein Pickelgesicht war käseweiß.
    „Das... wollte ich nicht.“
    „Natürlich wolltest du das nicht!“
fluchte Plotzka. „Ist ja auch egal. Los, wir hauen ab. Wir lassen die Göre
liegen und hauen ab. Auf das verdammte Kanu können wir jetzt nicht mehr warten.“
    Instinktiv drehte er sich um und sah
zum Fluß hinunter.
    Seine Augen weiteten sich.
    In rascher Fahrt, hüpfend auf den
Schwällen, glitt in diesem Moment das Kanu vorbei.
    Die TKKG-Freunde arbeiteten mit vollem
Paddeleinsatz und hatten nur Blick für Strudel und Wellen. Was am Ufer vor sich
ging, bemerkten sie nicht.
    „Bianca!“
    Eine kehlige Frauenstimme erklang in
der Nähe.
    Die Rocker zuckten zusammen.
    „Elender Mist!“ flüsterte Sam. „Die
meint das Balg. Und sie ist oberhalb. Neben dem Weg! Die sieht uns, wenn wir
jetzt türmen.“
    „Keinen Laut!“ zischte Plotzka.
    Schritte näherten sich.
    „Bianca!“
    Sie hörten das Rascheln im trockenen
Laub vom letzten Herbst. Äste brachen. Ein Busch teilte sich.
    „Weg mit der Schleuder!“ zischte
Plotzka.
    Kaum war sie unter Sams schwarzer
Lederjacke verschwunden, stand die Frau vor ihnen: eine junge Zigeunerin mit
buntem Kopftuch und riesigen Goldohrringen.
    Sie starrte auf die drei und das
blutende Kind. Entsetzen überzog ihr Gesicht. Ihr breiter Mund klaffte auf, als
wollte sie zubeißen.
    „Sandor!“ schrie sie.
    Das war Hilferuf und Signal zugleich,
Schmerzensschrei und Ausdruck von Angst — und sicherlich einen Kilometer weit
zu hören.
    Mit gespielter Besorgnis beugte Plotzka
sich über das Kind.
    „Unglaublich!“ rief er. „Diese
Verbrecher haben auf das Mädchen geschossen.“
    Während er sich aufrichtete und an die
Frau wandte, fuhr er fort: „Aber wir haben sie gesehen, die vier. Wir können
sie genau beschreiben. Die entkommen nicht. Drei Kerle und ein Mädchen waren
es. Mit ihrem Kanu sind sie den Fluß hinuntergepaddelt. Können noch nicht weit
sein.“
    Dann war da ein Stampfen und Trappeln
zwischen den Büschen. Es hörte sich an wie eine Rotte Wildsäue, die angreift.
Aber es waren Zigeuner: vier Männer mit schwarzen Schnurrbärten und
olivfarbenen Gesichtern.
    Einer trug Narben im Gesicht, als wäre
es ehedem mit dem Messer zerhackt worden. Er war nur mittelgroß, aber muskulös
und schnell. Er stürmte voran.
    „Maria, was...“, dann sah er das Kind, sein Kind, stürzte herbei und beugte sich über den reglosen Körper.
    Seine Hand tastete zur Halsschlagader.
Er stellte fest, daß Bianca lebte. Dennoch war sein Gesicht wutverzerrt, als er
sich den Rockern zuwandte.
    „Dafür schlitzen wir euch die Kehle
auf.“
    „Aber doch nicht uns!“ rief Plotzka. „Wir
haben auf das Kind nicht geschossen. Sehen wir aus, als täten wir das? Niemals!
Es war dieser schwarzlockige Schweinehund, der vor nichts zurückschreckt. Vor
nichts, sage ich Ihnen. Wenn Sie ihn erwischen wollen — den kriegen Sie noch.
Der hat keine fünf Minuten Vorsprung.“
    Kalter Schweiß lief Plotzka übers
Gesicht. Seine Knie und die seiner Komplizen zitterten. Sie wußten: Jetzt hing
alles von dem Lügenmärchen ab.
    Die drei anderen Zigeuner, stämmige
Burschen, hielten Messer in den Händen und hatten die Höllenengel regelrecht
eingekreist.

    Aber auf einen Wink des Narbigen
lockerte sich ihre drohende Haltung etwas.
    „Erzähl!“ befahl er Plotzka.
    „Es sind vier in einem Kanu: drei
Jungs, ein Mädchen. Sie haben auch einen schwarzweißen Hund dabei. Wir kennen
die Typen aus der Stadt, aus der wir kommen: Gelichter! sage ich Ihnen.
Besonders der Große mit den dunklen Locken. Mit dem liegen wir seit ewigen
Zeiten in Streit. Der ist derart brutal! Der schießt mit seiner

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