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Der Schatz in der Drachenhöhle

Der Schatz in der Drachenhöhle

Titel: Der Schatz in der Drachenhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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fühlte sich
so verhöhnt, als hätte Tarzan ihn vor versammelter Mannschaft geohrfeigt.
    „Da drüben sind sie!“ rief Theo jetzt
und lenkte seine Maschine neben Plotzka.
    Der hatte mit seinem Brummschädel nur
auf das graue Asphaltband der Straße gestarrt und den Fluß für Minuten völlig
vergessen.
    Sie hielten an, sahen zu den Zelten
hinüber und wunderten sich, daß sich nichts regte — trotz geöffneter Eingänge.
    „Da hinten ist ein Haus“, sagte Sam. „Dort
werden sie sein. Aber nicht mehr lange, und sie paddeln weiter. Darauf wette
ich. Sonst hätten sie nämlich das Kanu nicht so dicht am Ufer gelassen.
Außerdem sehe ich mit bloßem Auge: Das meiste Gepäck ist noch drin. Auch das
spricht für eine kurze Rast.“
    „Dann nichts wie vorwärts!“ befahl
Plotzka. „Damit wir eine geeignete Stelle finden.“
    Eine geeignete Stelle — das war die
Voraussetzung für ihren Plan.
    Sie donnerten die Fahrbahn entlang und
ließen den Fluß nicht aus den Augen.
    Die Straße verlief am Hang. Der Blick
auf den Strom war nirgendwo behindert, jedenfalls nicht aus dieser erhöhten
Position. Zwischen Fluß und Straße hingegen wurde das Gelände unübersichtlich.
Eine Buschlandschaft breitete sich aus, nur hin und wieder unterbrochen von
Schneisen und Rastplätzen.
    Dort, wo der Fluß eine Biegung machte,
rückten die Ufer dichter aneinander. Das Wasser rauschte in Schwällen. Am
gegenüberliegenden, felsigen Ufer brachen sich Wellen.
    „Die geeignete Stelle!“ rief Sam. „Hier
ist es schmal genug. Auf die kurze Entfernung schieße ich mit meiner Schleuder
einer Fliege das Auge aus.“
    „Und hinter den Büschen“, meinte Theo, „können
wir uns so perfekt verstecken, daß die nicht mal ahnen, woher der Beschuß...
Heh! Was ist denn das?“
    Sein Erstaunen galt dem Zigeunerlager.
    Ein Dutzend Wohnwagengespanne
bevölkerte einen Rastplatz. Von Wagen zu Wagen waren Wäscheleinen gespannt, auf
denen farbenfrohe Kleider im Sommerwind wehten. Braunhäutige Kinder mit
blauschwarzem Haar und dunklen Augen spielten barfuß zwischen den Fahrzeugen.
Frauen waren mit irgendwelchen Arbeiten beschäftigt. Männer hockten rauchend in
der Sonne, schwatzten und tranken Wein aus der Flasche.
    Es waren verwegene und ziemlich
finstere Gestalten. Einige hatten gefährlich aussehende Messer, mit denen sie
an Holzstücken herumschnitzten.
    Die Rocker fuhren rasch vorbei, bogen
hinter der nächsten Kurve von der Straße ab und rollten im Schrittempo einen
Sandweg hinunter. Er führte zum Ufer.

    Sie hielten, nahmen die Helme ab und
wischten sich über die verschwitzten Gesichter. Die Maschinen wurden
aufgebockt. Theo meinte, dieser Platz wäre wirklich ideal.
    Am Ufer wuchsen Büsche. Aber zwischen
ihnen war genug Spielraum, um Sam ungehindertes Schießen zu ermöglichen.
    Er holte auch gleich seine Schleuder
hervor — und den Beutel mit den Stahlkugeln, den er in einer seiner
Motorradtaschen beförderte.
    Plotzka ließ den Blick wandern. Ihr
Versteck war von dichten Sträuchern umgeben. Sie konnten von nirgendwo
beobachtet werden — nicht mal von der Straße.
    Sam wies auf ein armlanges Stück
Treibholz. In etwa 20 Meter Entfernung glitt es vorbei.
    „Wetten, daß ich das treffe.“
    Seine Schleuder bestand aus einer
gebogenen Stahlgabel mit Stabilisatoren, Ledergriff und Daumenschutz. Die
starken Gummikabel ließen sich weit ausziehen.
    Als die Stahlkugel aus ihrem
Lederpolster schnellte, lag ein Pfeifen in der Luft. Mit hartem Klang schlug
sie auf das Treibholz.
    „Ein Meisterschuß!“ lobte Sam sich
selbst. „Diesem Tarzan werde ich eins auf die Schulter verpassen, daß er kein
Paddel mehr halten kann.“
    Plotzka trat dicht ans Ufer und blickte
den Fluß hinauf.
    Aber von dem Kanu war noch nichts zu
sehen.
    Hinter einem Busch, der etwas oberhalb
stand, raschelten trockene Blätter.
    „Wieder so eine streunende Katze!“
meinte Sam.
    Er zielte auf den Busch, obwohl er
weder eine Katze noch sonstwas sah. Nur eine Bewegung hinter den Blättern
machte er aus. Aber ihm war es gleichgültig, ob er Katze, Hund oder Vogel traf.
    Knallend schlug die Stahlkugel in die
Blätter. Zerfetztes Grün wirbelte umher.
    Ein spitzer Schrei stach in die klare
Morgenluft. Dann stürzte etwas in den Strauch. Äste knickten.
    Entgeistert glotzten sich die drei an.
    „Das“, sagte Theo, „war keine Katze.“
    „Klang wie... wie...“, Plotzka wischte
sich über die Stirn. „Los! Sehen wir nach!“
    Mit einem unbehaglichen Gefühl im

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