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Der Schatz in der Drachenhöhle

Der Schatz in der Drachenhöhle

Titel: Der Schatz in der Drachenhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Schnuckelchen — oder wie sagt man in diesen Kreisen? Schade! Sieht
ganz nett aus die Dame. Die hat natürlich nicht genug Mumm, sich mit unsereins
anzulegen. Deshalb die Rocker. Höllenengel sollen die Kastanien aus dem Feuer
holen. Aha!
    Er rannte zur Kasse.
    Als er seinen Drahtkorb mit der
Zündholzschachtel auf den Kassentisch stellte, blickte die Kassiererin auf.
    „Donnerwetter! Ein Großeinkauf. Da
klingelt es in der Kasse.“
    „Ist nicht meine Schuld“, lachte
Tarzan, „daß es Zündhölzer nur schachtelweise gibt. Ich hätte sie auch einzeln
genommen: zehn Stück, höchstens 20.“
    „Soll ich dir ein paar abfüllen?“
fragte sie spitz.
    „Wenn Sie keinen Ärger mit Ihrem Chef
kriegen — bitte.“
    Kopfschüttelnd nahm sie sein Markstück
entgegen. Er steckte das Wechselgeld in den Brustbeutel.
    Als er den Sandweg hinabtrabte, war er
tief in Gedanken verstrickt. Daß er mit der Schachtel herumspielte, merkte er
gar nicht. Erst als er die Benzinlache passierte, wurde ihm bewußt: Er hatte
ein Zündholz herausgenommen und wirbelte es zwischen Daumen und Zeigefinger.
    Vorsicht, Junge! befahl er sich. Ein
Funke — und der Weg steht in Flammen.
    Er lief weiter. Büsche zu beiden Seiten
begrenzten den Weg. Unten gurgelte der Strom. Ein Motorboot schleppte einen
Wasserskiläufer flußauf. Er war braungebrannt und stand sicher auf seinen
Brettern.
    Plötzlich waren sie da.
    Von rechts und links stürzten sie
hinter den Büschen hervor. Der Überfall geschah so unverhofft, daß ihm — Tarzan
— keine Möglichkeit zur Gegenwehr blieb.
    Schon hatten ihn die vier Zigeuner
umringt. Vier Messer bedrohten ihn. Ein narbiger Kerl hielt ihm seine Klinge an
die Kehle. Mit der anderen Hand packte er Tarzan am T-Shirt.

    „Wenn du dich rührst“,
Speicheltröpfchen sprühten ihn an, „machen wir dich hier fertig.“
    „Heh, was ist los? Was wollen Sie von
mir?“
    „Das wirst du erfahren. Dort hinauf!
Zur Straße! Tempo!“
    „Sind Sie übergeschnappt? Wieso...“
    Weiter kam er nicht. Ein harter Schlag
traf ihn auf den Mund. Tarzan spürte, wie seine Unterlippe aufplatzte. Er
schmeckte Blut. Kalte Wut stieg in ihm hoch. Aber er blieb ruhig. Er begriff:
Eine falsche Bewegung — und die würden zustechen.
    Verrückte? Wollten sie ihn
verschleppen? Weshalb? Waren das die Kerle aus dem weißen Mercedes? Neue
Verbündete der Rocker? Sicherlich! Eine erfolgreiche List also.
    Die Höllenengel sind auf dem linken
Ufer, dachte er, und deshalb habe ich mich hier sicher gefühlt. Wie blöd!
    Aber er hatte keine Angst.
    Von den Zigeunern in die Mitte
genommen, mußte er den Weg zurück. Narbengesicht, der hinter ihm ging, trieb
ihn mit dem Messer an. Tarzan spürte die Spitze zwischen den Schulterblättern.
    Die anderen hatten ihre Mordwerkzeuge
weggesteckt. Man konnte Campingleuten begegnen — und was hätte das für einen
Eindruck gemacht?
    Sie näherten sich der Benzinlache.
    Immer noch hielt Tarzan das Zündholz
zwischen den Fingern.
    Ich bin in einer Notwehrsituation,
sagte er sich. Hätte ich eine Handgranate, wäre ich berechtigt, mich damit zu
wehren. Aber so hart würde ich nie handeln. Und Brandblasen an Beinen und
Hintern ist keine harte Strafe für diese Ganoven.
    Sie schritten über die Lache.
    Vor der Gürtelschnalle riß er das
Zündholz an der Reibfläche der Schachtel an. Aus dem Handgelenk warf er das
brennende Hölzchen neben sich. Gleichzeitig schnellte er mit weitem Hechtsprung
zur anderen Seite. Er riß die Arme schützend vors Gesicht und landete in den
Büschen.
    Wuuupfff! Der Weg stand in Flammen. Sie
loderten bläulich und nur kniehoch. Aber sie erfüllten ihren Zweck.
    Brüllend hüpften zwei der Typen auf den
feuerfreien Sand. Wie rasend schlugen sie auf ihre Hosenbeine, die — da fettig
und speckig — für Feuer empfänglich waren.
    Dem dritten quoll Rauch aus den
Kniekehlen. Auch er klopfte aus Leibeskräften und brüllte wie am Spieß.
    Narbengesicht war vom Feuer verschont.
Vielleicht war er vorwärts gesprungen, um Tarzan noch mit dem Messer zu
erwischen.
    Das häßliche Gesicht war eine Grimasse
der Wut. Er zischte wie eine Schlange und hatte Speichel im Mundwinkel. Mit
hochgerissenem Messer drang er auf Tarzan ein.
    „Dich bringe ich um!“
    Damit war Tarzan nicht einverstanden.
Er empfing den Wüterich mit einem wuchtigen Tritt in den Bauch. Das gehört zwar
nicht zum Judosport, kann aber gegen einen messerschwingenden Angreifer die
einzig richtige Abwehr sein.
    Narbengesicht

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