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Der Schatz von Blackhope Hall

Der Schatz von Blackhope Hall

Titel: Der Schatz von Blackhope Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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und umklammerte den Gürtel der Frau.
    Unten in der Halle kam der verwundete Soldat taumelnd auf die Beine. Eine Hand presste er gegen die verletzte Schulter, mit der anderen hob er das Schwert auf, das ihm entglitten war. Mit einem Wutschrei schleuderte er die Waffe auf Elwena, deren Beine über dem Boden hingen. Die Klinge traf sie seitlich an der Brust, dann landete sie klirrend am Boden. Vom Schmerz geschwächt, wäre Elwena hinabgestürzt, hätte Alys sie nicht festgehalten. Obwohl sie ihr Bestes tat, um die Frau heraufzuziehen, spürte sie, wie Elwena allmählich hinabsank, und stöhnte beklommen.
    Fluchend schlug Sir John um sich, durchbohrte mit seinem Schwert den Hals eines Soldaten, und als er es zurückzog, quoll ihm Blut entgegen. Gnadenlos trat er gegen den Sterbenden, der nach hinten taumelte und gegen seine Kameraden prallte. Da verloren sie alle das Gleichgewicht und fielen die Treppe hinab. Der Soldat, der sich am offenen Rand der Stufen befand, rutschte im Blut aus. Mit einem gezielten Fußtritt gegen sein Kinn beförderte John ihn nach unten. Sofort nutzte er die Kampfpause, um sein Schwert in die linke Hand zu nehmen, mit der rechten Elwenas Gürtel zu umfassen und die Frau nach oben zu ziehen. Gerade noch rechtzeitig drehte er sich um, um den Streich eines feindlichen Schwertes zu parieren, das klirrend am Boden der Halle landete. Sein eigenes Schwert wieder in der rechten Hand, begann er kühner denn je zu fechten.
    "Mama! Mama!" Schluchzend warf sich der kleine Junge in Elwenas Arme.
    "Schon gut, mein Schätzchen, sei still." Das Gesicht aschfahl, lehnte sich Elwena an die Wand.
    "Wir müssen nach oben gehen!" beschwor Alys die Frau und umfasste ihre Taille. "Sonst behindern wir Sir John – er braucht Platz, um zu kämpfen."
    Schweigend nickte Elwena und schleppte sich ein paar Stufen hinauf, bevor sie zusammenbrach. Da Alys ihrem Liebsten einen gewissen Spielraum verschafft hatte, konnte sie neben der Frau niederknien und die blutende Wunde untersuchen. Hastig griff sie in ihren Beutel, den sie vorhin beiseite gelegt hatte, um Elwena zu helfen, zog ein Leinenhemd hervor und presste es an die Rippen der Verletzten.
    "Vorerst kann ich nicht mehr tun", erklärte sie. "Vielleicht wird mein Hemd die Blutung stillen."
    Wieder nickte Elwena. Mit Worten wollte sie keinen Atem verschwenden. Einen Arm um ihren kleinen Sohn gelegt, saß sie auf den Stufen, an die Mauer gelehnt. Voller Mitgefühl musterte Alys den Jungen. Er war höchstens vier oder fünf Jahre alt. Selbst wenn er diesen Tag überlebte, drohte ihm das Schicksal eines Waisenkindes, denn wenn seine Mutter nicht an der Wunde starb, würden sie die feindlichen Soldaten töten, sobald sie die Tür des Turmzimmers aufbrachen.
    Alys beobachtete John, der immer noch die Gegner abwehrte und langsam den Rückzug nach oben antrat. Inbrünstig schickte sie ein stummes Gebet zum Himmel. Dann wandte sie sich wieder an Raymonds Mätresse. "Kommt, wir müssen die Stufen hinaufsteigen."
    "Ja … Helft mir …"
    Auf den Arm der Schlossherrin gestützt, erhob sich Elwena mühsam. Alys steckte ihren Dolch in die Scheide, ergriff den Beutel und legte den anderen Arm um die Taille der Frau. Langsam stiegen sie nach oben.
    Elwena lehnte sich an Alys, und der Junge folgte ihnen, an die Röcke seiner Mutter geklammert. Alle paar Schritte blieben sie stehen, und sie sank an die steinerne Wand, um sich sekundenlang zu erholen. Der Weg erschien ihnen endlos.
    In ihren Ohren dröhnte immer noch der Schlachtenlärm. Bald versperrten ihnen die Spiralen der Treppe die Sicht nach unten, wo John unermüdlich seine Waffe schwang. Alys' Herz krampfte sich zusammen. Am liebsten wäre sie zu ihm zurückgelaufen. Aber sie musste die schwer verletzte Frau in Sicherheit bringen.
    Endlich erreichten sie das Turmzimmer und stolperten hinein. Nur ein einziges kreuzförmiges Fenster ließ schwaches Licht und frische Luft herein. Da der Raum selten benutzt wurde, bot er nur geringen Komfort – getrocknete Binsen am Boden, eine schlichte Strohmatte, einen kleinen Stuhl, auf dem eine Kerze mit dickem Docht in einer Schüssel voller Schweinefett steckte.
    Mit Alys' Hilfe streckte sich Elwena auf der Matte aus. Behutsam entfernte die Schlossherrin das Hemd, das sie auf die Wunde gepresst hatte, und das Blut begann sofort wieder zu fließen. Der tiefe Einschnitt musste gesäubert werden. Aber sie hatte kein Wasser, und so drückte sie das zusammengeknüllte Leinenhemd wieder gegen

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