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Der Schatz von Blackhope Hall

Der Schatz von Blackhope Hall

Titel: Der Schatz von Blackhope Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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Brotscheiben eingepackt. Mit bestem Appetit begannen sie zu essen.
    Eine Zeit lang schwiegen sie, genossen den warmen Sonnenschein, lauschten dem Vogelgezwitscher und den Blättern, die in der Brise raschelten. Das ist genau der richtige Ort, um zu lesen oder wie eine träge Katze zu dösen, überlegte Olivia. Wenn sie nächstes Mal hierher kam, wollte sie ein Buch mitnehmen … Wehmütig verdrängte sie diesen Gedanken. So lange würde sie nicht in Blackhope bleiben.
    "Es muss himmlisch gewesen sein, in dieser Gegend aufzuwachsen", meinte sie.
    "Oh ja. Roderick war vier Jahre älter als ich. Als er das Internat in Eton besuchte und mich allein ließ, ritt ich oft zu diesem Teich, um zu lesen."
    Erriet er ihren sinnlosen Wunsch? "Was haben Sie denn gelesen?"
    "Abenteuer oder Schauergeschichten, romantischen Unsinn. Damals war ich jung und schwelgte in fantastischen Träumen."
    "Sind Sie deshalb nach Amerika gefahren? Um Abenteuer zu erleben?"
    Stephen zuckte mit den Achseln, seine Miene verschloss sich, und sein Lächeln erlosch. "Wahrscheinlich. Vor allem wollte ich weg von hier."
    Erstaunt runzelte sie die Stirn. Ehe sie Fragen stellen konnte, sprach er weiter.
    "Ich nahm mir vor, ein Vermögen zu machen, meinen Wert zu beweisen – die typischen Ambitionen eines jüngeren Sohnes."
    "Wohin sind Sie gegangen?"
    "In den Westen, weil ich gehört hatte, dort könnte man reich werden. Ich versuchte mein Glück an verschiedenen Orten, erprobte diverse Möglichkeiten. Schließlich landete ich in Colorado und förderte Silber."
    "Und wie war's da?"
    "Kalt, rau, schön – mächtige Berge unter einem grenzenlosen Himmel … Um Colorado zu beschreiben, sollte man Wörter wie 'grandios', 'majestätisch' oder 'dramatisch' benutzen. Einerseits fühlt man sich in diesem Land klein, andererseits ermutigt es einen, kühne Ziele anzustreben, und man glaubt, man könnte alle hochfliegenden Pläne verwirklichen …" Verlegen hielt er inne. "Tut mir Leid, normalerweise neige ich nicht zur sentimentalen Schwärmerei."
    "Sicher ist es Ihnen schwer gefallen, Amerika zu verlassen."
    Er schaute sie überrascht an. "Ja. Die meisten Leute verstehen das nicht, und sie finden, es hätte mich beglücken müssen, nach England zurückzukehren und mein unerwartetes Erbe anzutreten. Doch so war es nicht. Zunächst erwog ich sogar, in Colorado zu bleiben. Doch das hätte Blackhope geschadet. Es wäre schwierig gewesen, ein Landgut aus meilenweiter Ferne zu verwalten. Außerdem wurde mir meine Verantwortung für Mutter und Belinda bewusst. Letzten Endes verkaufte ich meine Silbermine und kam nach Hause."
    "Bereuen Sie Ihre Entscheidung?"
    Über diese Frage dachte er eine Weile nach. Schließlich antwortete er: "Nein. Jetzt führe ich ein anderes Leben – das Leben, in das ich hineingeboren, für das ich erzogen wurde. Ganz egal, wie schön die Rocky Mountains sind oder welch fabelhafte Chancen Amerika bietet, ich gehöre hierher. Blackhope ist mein Heim." Belustigt fügte er hinzu: "Sogar mitsamt all den verlorenen Seelen."
    Olivia erwiderte sein Lächeln. "Sollen wir heute Abend eine Séance abhalten? Werden die Geister erneut mit uns reden?"
    "Daran zweifle ich. Vermutlich spannt Madame Valenskaya meine arme Mutter noch eine Weile auf die Folter, um ihren Enthusiasmus zu schüren. Entweder sind ihre Nerven geschwächt, und sie kann nicht schon wieder in Trance versinken, oder sie behauptet, die Geister würden sich weigern, in das Haus eines Skeptikers zurückzukehren. Sie möchte erreichen, dass Mutter vor lauter Ungeduld und Sehnsucht nach Roderick alles glauben wird, so absurd es auch erscheinen mag."
    "Da haben Sie gewiss Recht", stimmte Olivia seufzend zu. "Lady St. Leger tut mir so Leid. Wie schrecklich muss es sein, auf das Unmögliche zu warten, immer wieder zu hoffen …"
    "Deshalb möchte ich diese Scharlatane möglichst bald entlarven."
    Nun verflog die angenehme Atmosphäre des Nachmittags, verscheucht von der Erinnerung an Madame Valenskayas betrügerische Machenschaften. Stephen und Olivia begannen die Essensreste einzupacken. Dann erhob er sich und half ihr auf die Beine. Ohne ihre Hand loszulassen, schaute er sie an, und sein Blick beschleunigte ihren Puls.
    "Ich bin froh, dass Sie hier sind", sagte er leise.
    "Das bin ich auch", beteuerte sie atemlos.
    Er neigte sich näher zu ihr. Wie rasend hämmerte ihr Herz gegen die Rippen. Sie schloss die Augen. Als sie seine Lippen auf ihren spürte, sanft und behutsam, bebte sie am ganzen

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