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Der Schatz von Blackhope Hall

Der Schatz von Blackhope Hall

Titel: Der Schatz von Blackhope Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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einer majestätischen Geste wies sie auf die Lampen. "Da sehen Sie es", sagte sie mit ihrem kehligen Akzent. "In diesem Licht werden Sie erkennen, dass ich nichts zu verbergen habe."
    Das Ergebnis dieser Neuerung ist ein noch schlechter beleuchteter Tisch als am vergangenen Abend, dachte Olivia. Doch das behielt sie für sich, denn sie wollte Lady St. Leger nicht aufregen, die sich eifriger denn je um das Wohlwollen des Mediums bemühte.
    "Daran habe ich nie gezweifelt", versicherte sie nun und lächelte die Russin an. "Trotzdem bin ich Ihnen dankbar. Belinda würde sich in der Dunkelheit fürchten."
    Leutselig nickte Madame Valenskaya und bedeutete allen Anwesenden, Platz zu nehmen. An diesem Abend kehrten sie zur früheren Sitzordnung zurück, Irina und Howard Babington saßen wieder neben dem Medium. Schweigend hielt sich die ganze Gruppe an den Händen. Olivia beobachtete das übliche Ritual der Russin, wie sie zunächst den Kopf senkte und dann langsam hob. Die Augen geschlossen, schien sie in Verbindung mit dem Jenseits zu treten.
    Dann erklang eine klimpernde Melodie. Olivia glaubte, das Medium hätte eine Spieldose in eine seiner großen Rocktaschen versteckt. Wie das Gerät angestellt worden war, wusste sie nicht, denn im trüben Licht sah sie Madame Valenskayas Hände, die auf dem Tisch lagen, von Irina und Mr. Babington umschlossen. Irgendwie musste die Frau die Spieldose mit ihrem Fuß eingeschaltet haben. Allzu schwierig ist es bestimmt nicht, überlegte Olivia, einen Draht vom Hebel der Spieldose unter dem Kleid bis in einen Schuh hinabzuführen, wo sie ihn mit ihren Zehen berühren kann. Oder der Draht ist in einem Ärmel verborgen, und sie zieht mit ihrer Hand daran, was die Finger eines Komplizen verdecken.
    Sehr raffiniert, dachte Olivia. Indem die unheimliche Musik ertönt und zwei Lampen brennen, "beweist" Madame ihre Ehrbarkeit …
    Olivia beschloss nach der Séance unter irgendeinem Vorwand die Hand des Mediums zu berühren. Vielleicht würde sie einen Draht ertasten. Andererseits, den konnte das Medium mühelos in den Ärmel zurückschieben. Oder die Spieldose steckte in einer Rocktasche ihrer Tochter und wurde von ihr einund ausgeschaltet. Ärgerlich biss Olivia die Zähne zusammen.
    An diesem Abend kam offenbar ein alter Bekannter des Mediums zu Besuch, der amerikanische Indianerhäuptling Laufender Hirsch, denn Madame Valenskaya fragte in Pidgin-Englisch, warum die Geister gestört würden. Olivia vermutete, mit diesem Vorspiel sollte Lady St. Legers Ungeduld angestachelt werden, bis sie es kaum noch erwarten konnte, mit ihrem Sohn zu sprechen.
    Sobald Madame Valenskaya verstummte, fragte die Dowager Countess: "Und Roderick? Ist er da? Können wir nicht mit ihm reden?"
    Nach einer längeren Pause wehte plötzlich ein Windstoß durchs Zimmer und ließ die Versammlung erschauern. Heftig flackerten die Flammen in den Öllampen, und eine erlosch. Belinda stieß einen Schrei aus. Verwirrt wandte sich Olivia zu Madame Valenskaya. Die Augen weit aufgerissen, wirkte das Medium genauso verblüfft wie die anderen. Am Kopfende des Tisches, wo Madame Valenskaya saß, ertönte ein leises, heiseres Stöhnen, und Olivias Nackenhaare sträubten sich. Howard Babington legte seinen Kopf in den Nacken, und da erkannte sie, dass der Laut aus seinem geöffneten Mund drang. Langsam stand er auf. Er bewegte sich beinahe, als würde ihn jemand hochziehen. Seine Arme hingen herab, der Reihe nach schaute er alle an, die am Tisch saßen.
    "Nun werde ich Rache üben", verkündete er, ein metallisches Klirren in der Stimme. Sein Gesicht sah verändert aus. In den Augen funkelte ein wildes Licht, bitterer Groll verzerrte seine Züge. Wie ein wütendes Raubtier fletschte er die Zähne.
    Während er aufgestanden war, hatte er dem Medium und Lady St. Leger seine Hände entzogen. In angstvoller Faszination starrte die Dowager Countess ihn an, eine Hand auf ihre Brust gepresst.
    "Was mir gehört, werde ich besitzen", fuhr er mit jener stählernen Stimme fort, die Worte seltsam akzentuiert. "Viele hundert Jahre habe ich gewartet. Mein Eigentum darf mir nicht verweigert werden. Nicht einmal der Tod wird meinen Plan durchkreuzen. Die Hure muss bezahlen! Und niemand wird entkommen. Auf den Knien werden sie vor mir liegen und mich anflehen."
    In seinem Blick glühte abgrundtiefer Hass. Sein Gesicht war fast unkenntlich. Die Hände geballt, hob er die Arme, und aus seiner Kehle rang sich ein animalisches Knurren.
    Über Olivias

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