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Der Schatz von Dongo

Der Schatz von Dongo

Titel: Der Schatz von Dongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.E. Hotchner
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ich in dieser U-Boot-Abwehr-Einheit war, wurde unsere
Basis in Nordafrika angegriffen, ich wurde verwundet und kam ins
Lazarett. Ich war noch nie in einem Krankenhaus gewesen und auch noch
nie operiert worden. Die Operation war auf acht Uhr morgens angesetzt.
Ich wurde in den Operationssaal gefahren, vorbereitet, auf den Tisch
geschnallt, Kanülen wurden mir in die Arme geschoben und mit
Heftpflaster befestigt und so weiter. Ja. Aber dies war genau die Zeit,
zu der ich sonst immer aufs Klo mußte. Meine Verdauung ist wie ein
Uhrwerk, und zufällig schlug es auf meiner Verdauungsuhr gerade Punkt
zwölf. Aber die Vorbereitungen zur Operation, mit all den Kanülen und
Heftpflastern und so, hatten eine Dreiviertelstunde gedauert, und ich
hatte einfach nicht den Nerv, darum zu bitten, daß man mir all das
wieder abnahm, nur weil ich scheißen mußte. Gleichzeitig aber hatte ich
eine Todesangst, daß ich in der Narkose auf dem Tisch losdrücken würde.
Na ja, und all diese Angst und Verklemmung schlug sich natürlich auf
den Meßskalen nieder, mit denen sie meinen Blutdruck und alles mögliche
überwachten, und der Chirurg kam zu mir 'rüber und hielt mir einen
kleinen Vortrag, daß ich keine Angst zu haben brauchte, die Operation
sei vollkommen ungefährlich, und blah, blah, blah, während ich die
ganze Zeit doch nur Angst hatte, einfach loszuscheißen. So ist das mit
der Angst, Bis. Man sieht eine bestimmte Situation und zieht einen
Schluß daraus, doch was für dich logisch ist, muß nicht unbedingt auch
für mich zutreffen.«
    Gegen Abend begann es zu regnen –
kein Gewitter, aber das Wasser wurde kabbelig. Als es dunkel war,
manövrierten wir das Schiff wieder in Suchposition und stiegen,
gestärkt von der Bouillabaisse und einem kräftigen Valpolicella, den
Julietta im Ort aufgetrieben hatte, in die Tiefe. Nach zwei Stunden
konnten wir unsere Suche als beendet betrachten.
    Zehn Minuten nach dem Beginn ihrer zweiten Tour tauchten Bis
und Ted wieder auf, weil Ted die Säcke gefunden hatte. Sie waren viel
kleiner, als ich es mir vorgestellt hatte – ich hatte eine Art
Postsack erwartet –, und außerdem in unendlich viel besserem
Zustand. Bis schrieb diese Tatsache der dicken Polsterung mit
wasserdichtem Material zu, das in die Säcke gestopft worden war, und
überdies dem konservierenden Schlamm, in dem sie bis auf den obersten
Teil des einen Sackes vergraben gewesen waren.
    Wir öffneten sie, leerten sie auf den Kajütentisch, und dann
lagen sie vor uns: Goldbarren, Juwelen, Münzen und eine Anzahl
Dokumente, die jedoch durch die Feuchtigkeit verdorben waren. Sie waren
nur noch eine dicke, durchweichte, klumpige Papiermasse. Es schien mir
unglaublich. So lange hatte ich davon geträumt, und nun war es
Wirklichkeit, wog schwer in meinen Händen, wie nur Gold schwer wiegen
kann: ein Teil des Schatzes, den zu finden ich mir geschworen hatte. Im
Vergleich zum Gesamtschatz zwar nicht sehr viel, aber doch mindestens
im Wert einer sechsstelligen Zahl. Wir saßen alle um den Kajütentisch,
nahmen die Goldstücke in die Hand, legten sie wieder hin und hielten
die ungefaßten Edelsteine gegen das Licht der Kerosinlampe. Niemand
sagte etwas, weil keiner von uns im Grunde seines realistischen Herzens
wirklich geglaubt hatte, daß wir diese Stecknadel in diesem
Wasserheuhaufen finden würden, und weil wir nun alle, da wir sie doch
gefunden hatte, sprachlos waren.
    »Ich muß gestehen, Paul«, begann Ted endlich, »daß Bis und ich
niemals erwartet hätten … Na ja, wir wollten dir eine Weile
den Willen lassen, dabei aber ehrlich versuchen, den Schatz zu finden.
Und dann wollten wir dir das Ganze ausreden. Aber jetzt … Bis,
kannst du es wirklich fassen?«
    Bis schüttelte nur den Kopf.
    »Wenn es tatsächlich Laekla war, der hiervon gewußt hat«,
sagte ich, »und nicht nur hiervon, sondern, nehmen wir mal an, auch
noch von anderen Dingen, die er jedoch geheimhielt, dann ist es kein
Wunder, daß sie ihn umgebracht haben.«
    »Und dich umbringen wollten«, ergänzte Julietta.
    Bis hob ruckartig den Kopf. »Umbringen – wen? Paul?
Was war das?«
    Julietta machte ein verzweifeltes Gesicht, weil sie die Katze
aus dem Sack gelassen hatte. »Ach, Paul, ich bin … Ach, Paul!«
    »Schon gut, Julietta.«
    »Was verheimlicht ihr uns denn nun schon wieder?« wollte Bis
wissen.
    Ich erzählte es ihnen.
    »Jetzt habe ich aber genug! Verdammt noch mal, ich habe die
Nase voll!« Bis tobte. Er schlug mit beiden Händen auf den Tisch

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