Der Schatz von Dongo
in
Lugano mit der Banka Nationale Glück hat …«
»Damit würde ich nicht zu fest rechnen«, warnte Ted. »Es gibt
nur drei Dinge im Leben, mit denen man ganz sicher rechnen kann:
Steuern, Tod und die Unverletzlichkeit des Schweizer Bankgeheimnisses.«
»Müßte er nicht eigentlich schon zurück sein?« erkundigte sich
Bis. »Wollte er nicht direkt hierherkommen?«
»Er wollte zuerst nachsehen, ob wir in der Villa sind, aber er
kann frühestens morgen kommen.«
»Wie will er die Sache in Lugano denn anpacken? Hat er da
Verbindungen?«
»Ach, weißt du, du kennst doch Giorgio. Der schließt bei einer
Busfahrt von zehn Minuten lebenslängliche Freundschaften.«
»Aber ich dachte doch, daß er dort Verbin…« begann Julietta,
bemerkte aber noch rechtzeitig meinen warnenden Blick. Das Versprechen,
Giorgios Barkeeper zu decken, galt auch gegenüber Bis und Ted.
»Was wollten Sie sagen, Julietta?«
»Ach, nichts. Ich dachte nur an Carpignano, an Giorgios
Verbindungen dort. Von Lugano weiß ich nichts.«
Julietta fuhr mit dem Beiboot nach Tremezzo,
um einige wichtige Zutaten für die Bouillabaisse einzukaufen. Ich hatte
mitfahren wollen, aber sie hatte mein Angebot abgelehnt, weil mir der
Knöchel immer noch Schwierigkeiten machte und ich außerdem in meiner
Rolle als Küchenassistent gebraucht wurde. Als ich ihr nachsah, wie sie
sich immer weiter vom Schiff auf die Küste zu entfernte, überfiel mich
eine ganz und gar unlogische Panik. Ich hatte Angst, sie werde nie
wieder zurückkommen. Jetzt erst ging mir auf, wie sehr ich mich bei ihr
engagiert hatte … Na schön, sprechen wir es ruhig aus: wie
sehr ich sie liebte. Ich war ständig um sie herum und dennoch stets von
einem starken Verlangen nach ihr erfüllt. Denn so viel mit ihr
zusammenzusein, bei Nacht neben ihr zu schlafen, aber nicht mit ihr zu schlafen – nicht mit ihr schlafen zu können –,
das war, als würden wir von einer hartherzigen Anstandsdame
auseinandergehalten. Aber wiederum war gerade meine sexuelle
Unfähigkeit das, was sie zu mir hinzog. Das war ja die Ironie: eine
Frau fühlte sich zu mir hingezogen, weil ich keine Frau haben konnte.
Bis sah, daß ich ihr mit den Blicken folgte, und erriet meine
Gedanken. »Also wirklich, sie ist sehr schön. Beabsichtigst du, sie auf
ewig zur Wonne deines Herzens zu machen?«
Ted stöhnte. »Großer Gott, Bis – hoffentlich stammt
das nicht von dir!«
»Na ja, nur zum Teil. Du weißt wohl nicht, daß John Keats, der
Dichter …«
»Machst du Witze? Ich bin mit Johnny Keats zur Schule
gegangen.«
»Na schön, aber warum nicht auf ewig,
Paul? Ich richte dir eine schwedische Hochzeit aus, mit allem Drum und
Dran. Es geht nichts über eine schwedische Hochzeit, weißt du.«
»Und ich schenke euch einen Jahresvorrat Pillen zur Hochzeit«,
ergänzte Ted.
»Sieh mal, Paul«, sagte Bis, »als du aus dem Zuchthaus kamst,
da warst du furchtbar allein und ohne Hoffnung, das weiß ich. Aber
jetzt habe ich das Gefühl, daß du dir das, was du tust, noch einmal
überlegen solltest. Es stimmt zwar, du hast ein paar Dokumente und
Briefe gefunden, und wir haben einige Spuren aufgetan, wie diese Säcke
hier. Aber wir haben auch Bedrohliches damit ausgelöst. Falls Pater
Laekla, wie du sagst, ermordet wurde, ist das in meinen Augen ein Grund
zur Besorgnis. Es ist sehr gut möglich, daß Piccionastro die
Information über diese Säcke von Pater Laekla bekam und uns nur sagte,
er habe sie von einem sterbenden Priester.«
»Aber das beabsichtigen wir doch, Bis! Daß der Kessel zu
brodeln beginnt, damit wir sehen können, was sich dann tut. Okay, er
hat nun endlich zu brodeln begonnen, und wenn wir jetzt geduldig
sind …«
»Aber je stärker er brodelt, desto größer ist die Gefahr, daß
er überkocht.«
»Als du einmal von dir selber sprachst«, fiel Ted ein, »da
hast du mir gesagt, daß ein Mann, der keinen Wert mehr auf sein Leben
legt, nichts zu verlieren hat. Und daß dieser Mann, da er nichts zu
verlieren hat, auch keine Angst kennt. Jetzt hast du aber etwas zu
verlieren – Julietta. Das weiß ich doch. Was ist denn nun mit der Angst? Wir befinden uns in einem gefährlichen Gebiet, das war
uns ja immer klar. Aber ich spüre eine Veränderung in dir. Ich glaube,
du hast jetzt einen Wert in deinem Leben gefunden und damit auch Angst
entwickelt, die gleiche Angst wie wir. Denn nun hast du auch etwas zu
verlieren.«
»Ted, erlaube bitte, daß ich euch kurz erkläre, wie ich die
Angst sehe. Als
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