Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatz von Dongo

Der Schatz von Dongo

Titel: Der Schatz von Dongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.E. Hotchner
Vom Netzwerk:
der Kojen, legte den Kopf in die Hände und zwang mich abermals,
über das nachzudenken, was geschehen war, mir auszumalen, wie ich jetzt
dastand und ob alles zu Ende war, wie es ja schien. Oder ob es eine
Möglichkeit gab, doch weiterzumachen.
    Julietta zog mir die Sandalen aus, knöpfte mein Hemd auf und
drückte mich sanft in die Kissen. »Denk nicht mehr darüber nach, Paul.
Nicht jetzt. Morgen.« Es war sehr warm in der Kajüte, aber ein leichter
Durchzug machte es erträglich. Der Wind trug eine Ahnung von Nebel
durch das Bullauge herein, und das tat meiner Haut unendlich wohl.
    Ich schlüpfte aus meiner Segeltuchhose, rollte mich auf den
Bauch und barg mein heißes Gesicht in den aufgestützten Armen.
    Julietta kam vom Bug herein, schaltete das Licht aus und kroch
zu mir in die Koje. Sie lag sehr still. Eine Haarsträhne, die auf meine
Schulter gefallen war, bildete den einzigen Kontakt zwischen uns. Das
Schiff rollte sanft auf dem regengepeitschten Wasser. Es war
stockdunkel in der Kajüte, nur die Positionslampe auf einem Spanten vor
dem Bullauge warf einen hellen Streifen Lichtes auf die Koje.
    Jetzt, da sie neben mir lag, gab es nur noch Julietta, sonst
nichts. Was immer sie mir bedeuten mochte – sie war einfach
alles, was ich hatte, und sie hatte alles ganz und gar durchdrungen.
Zum erstenmal fühlte ich mich erleichtert. Es war etwas
zwischen uns, und es entwickelte eine eigene Kraft, und
unerklärlicherweise fühlte ich in diesem Augenblick keine Hemmungen,
keine Furcht vor dem, was eindeutig unser war. Ich drehte mich zu ihr
um, und sie legte den Kopf an meine Schulter. Und als das Licht vom
Bullauge auf ihr Gesicht fiel, ihre Schönheit beleuchtete, legte ich
meine Lippen auf ihren Mund und küßte sie zart. Dann noch einmal zart,
dann hemmungslos, ohne mich zurückzuhalten. Meine Lippen und meine
Zunge waren endlich gelöst, konnten nun endlich für mich sprechen. Bei
diesem Kuß fühlte ich meinen Körper wachsen, meine Lenden erwachten,
brachen aus ihrem Gefängnis aus, waren frei. Und Juliettas Körper
reagierte, zuerst nur zögernd zwar, sich gegen sich selber wehrend,
doch dann aus seinem Gefängnis erlöst, überfließend
in meinen Körper, unsere Körper aneinandergefügt wie verdübeltes Holz.
Mein Körper, oben liegend, vertrieb das Licht von ihrem Gesicht, sie
schrie vor Freude auf, und schrie ebenfalls vor Freude auf und drang in
sie ein, erfüllte sie, band sie an meinen Körper und schuf damit die
Einheit, die ich empfunden hatte, aber nicht hatte ausdrücken können,
jetzt aber doch ausdrücken konnte, von Fesseln befreit, intensiv, wie
auf Flügeln, und dann im freien Fall, während sie ihre Lippen von
meinen löste, um Atem zu holen. Ich sehnte mich verzweifelt danach, ihr
zu sagen, was ich empfand, einen Wirbel vorüberfliegender Augenblicke,
die ich fangen und halten wollte, die sich aber dem Zugriff entzogen
wie Lichtflecken vor meinen Augen. »O Gott!« flüsterte sie. »O Gott! O
Gott! O Gott!«
    Sie drehte den Kopf langsam, bis ihre Lippen wieder an den
meinen lagen, ganz und gar an den meinen, um unseren gleichzeitig
aufsteigenden Schrei im Munde des anderen zu ersticken. Und dann
trieben wir so, wie wir waren, vereint, einander im Arm haltend, tief
miteinander verbunden, davon …
    So schliefen wir ein.
    Am nächsten Morgen war es genau wie in der Nacht, doch jetzt
konnte ich im frühen Tageslicht ihr Gesicht sehen, konnte sehen, wie es
auf mich reagierte, während ich sie liebte, sie liebte … Eine
so unerwartete Seligkeit nach all den Jahren und der anschließenden
Trostlosigkeit und Verzweiflung der Impotenz. Und dann, das Wunder,
wieder lieben zu können, sie lieben zu können, alles wieder zum Leben
zu wecken, zu empfangen und empfangen zu werden – ja, ja,
genauso war es. Mein Kopf und mein Herz waren zum Bersten voll, ich
konnte mich nicht beherrschen, als mir die Tränen kamen, und so ließ
ich sie eben kommen. Ich, der ich niemals geweint hatte, ließ sie über
meine Wangen rollen, auf Julietta hinuntertropfen, ohne mich dessen zu
schämen, denn ich wußte genau, sie wußte, warum ich weinte. Und fast,
als wollte sie mir das sagen, begann sie ebenfalls zu weinen, hielt
mich, so fest sie nur konnte, umklammert, teilte die Tränen mit mir,
wie sie diese Nacht und alles andere mit mir geteilt hatte.

Vierter
Teil
    20
    A m frühen Nachmittag kehrten Julietta und
ich in die Villa zurück. Der Lastwagen stand in der Garage, doch von
den Hausmädchen war nichts zu

Weitere Kostenlose Bücher